Little Big Man

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Ein markanter Ausnahmefilm

Ein eindrucksvolles Epos entlang einer bedeutsamen Epoche der US-amerikanischen Geschichte, die in zahlreichen Werken des Western-Genres Ausdruck findet, hat Arthur Penn 1970 mit Little Big Man inszeniert. Doch dieser Film aus der Ära New Hollywoods perturbiert auf unterhaltsame wie kritische Weise ganz gehörig die Perspektive der gängigen Western über die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den kolonialen Siedlern und den Ureinwohnern des Territoriums, deren attackierte Kultur jenseits der üblichen Klischees eine differenzierte Darstellung erfährt.

Mit unglaublichen 121 Jahren gibt der geistig vitale Jack Crabb (Dustin Hoffman), der in einem Veteranen-Heim lebt, sein Alter an, als ihn ein oberflächlicher Journalist zu seinen Erfahrungen mit der Lebensweise der Cheyenne befragt. Bestürzt über die offensichtlichen Vorurteile des Reporters setzt Crabb an, ihm seine unstete, wechselhafte Lebensgeschichte zu erzählen, innerhalb welcher er als Kind bei den Cheyenne aufwuchs, später als Krieger den Namen „Little Big Man“ erhielt und die auch von unterschiedlichsten „Jobs“ in den Städten der Siedler geprägt wurde. Crabb berichtet von Old Lodge Skins (Chief Dan George), seinem großväterlichen Beschützer und Lehrer, von den Frauen in seinem Leben und schließlich von der legendären Schlacht am Little Big Horn, die er schwer verletzt überlebt hat. Dabei erscheinen die wohlbekannten Protagonisten dieser blutig-bewegten Zeiten wie General Custer, Sitting Bull und Wyatt Earp demaskiert durch seine persönliche Sichtweise, die eine ganz andere Realität als die gemeinhin präsentierte schildert …

Längst als markanter Ausnahmefilm seines Genres gefeiert und als Klassiker deklariert besticht Little Big Man durch seine charmant-humoristische, dann wieder ernsthaft-nachdenkliche Interpretation historischer Begebenheiten, die gewöhnlich nicht zuletzt durch etliche Western-Filme verklärt überwiegend in der Deutungsmacht des „weißen“ Amerikas verblieben. Hauptdarsteller Dustin Hoffman versteht es auf seine extrem engagierte, emphatische Art, die Geschichte lebendig zu gestalten, die für die grandiose Darstellung von Chief Dan George – seinerzeit Häuptling des Salish-Stammes – als Old Lodge Skins für einen Oscar nominiert wurde. Ein ganz wunderbarer Film, dessen berührende Emotionalität ein Plädoyer für eine konträre Geschichtsschreibung mit dem Fokus auf sonst marginalisierte Positionen darstellt.
 

Little Big Man

Ein eindrucksvolles Epos entlang einer bedeutsamen Epoche der US-amerikanischen Geschichte, die in zahlreichen Werken des Western-Genres Ausdruck findet, hat Arthur Penn 1970 mit „Little Big Man“ inszeniert. Doch dieser Film aus der Ära New Hollywoods perturbiert auf unterhaltsame wie kritische Weise ganz gehörig die Perspektive der gängigen Western über die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den kolonialen Siedlern und den Ureinwohnern des Territoriums, deren attackierte Kultur jenseits der üblichen Klischees eine differenzierte Darstellung erfährt.

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