Log Line

Ein Kaff in der Normandie wird zum Austragungsort eines interstellaren Kampfs um die Vorherrschaft auf der Erde — mitsamt einem pausbäckigen Kleinkind als künftigem Herrscher und Raumschiffen in Form gotischer Kathedralen. Science-Fiction mal anders gedacht und gemacht.

L'Empire (2024)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das Imperium schlägt über die Stränge

Wer die Filme Bruno Dumonts kennt, weiß, dass sie stets in jener Gegend spielen, aus der Dumont selbst stammt. Der Norden Frankreichs mit seinen Dünen, Stränden und Bunkeranlagen ist seine Seelenlandschaft und die Bühne für seine Farcen, die Gesichter der Laiendarsteller*innen sind gerne mal so zerklüftet und ausdrucksstark wie die Felsformationen im Meer.

Natürlich kehrt Dumont auch mit seinem neuen Film L’Empire auf vertrautes Terrain zurück — und irgendwie auch nicht. Denn in jenem Ort, dem er bereits mit seiner Serie KindKind ein filmisches Denkmal setzte, herrscht unter der Oberfläche des ganz normalen Alltags ein Krieg um die Vorherrschaft auf dem Planeten Erde. Und der wird mit allen Tricks und Kniffen und einer gehörigen Portion Augenzwinkern ausgefochten zwischen den „Nullen“ und den „Einsern“, wie die beide rivalisierenden Gruppen benannt sind.

Verhalten sich Menschen wie der Fischer Jony (Brandon Vlieghe) oder die Stadtpflanze Line (Lina Khoudri) in einem Moment noch ganz normal, kann es innerhalb einer Millisekunde geschehen, dass sie ihre Stimmen, ihren Duktus, ihre gesamte Erscheinung wechseln und sich gegenseitig als Außerirdische der einen oder andere Seite zu erkennen geben. Und so bekommen Flirts, Eifersüchteleien, kleinere Streitigkeiten plötzlich eine ganz andere Dimension, sind menschliche Verhaltensweisen eigentlich Ausdruck eines interplanetaren Wettstreits um die Macht und Dominanz.

Neben den zahlreichen Laiendarsteller*innen geben sich (natürlich in den Rollen der Super-Bösewichte und Anführer der beiden feindlichen Lager) auch Stars des französischen Kinos wie Fabrice Luchini als Herrscher der „Nullen“ und Camille Cottin als „La Reine“ der Einser die Ehre und protzen mit ihren Raumschiffen in Gestalt einer gotischen Kathedrale oder des Schlosses von Versailles um die Wette.

Im Prinzip wirkt L’Empire so, als habe Bruno Dumont die Star-Wars -Saga und andere Science-Fiction-Märchen sowie einige Verschwörungstheorien mit einem gehörigen Schuss seiner Weltsicht und zahlreichen Prisen seines sehr speziellen Humors durch einen Mixer gejagt und daraus dieses völlig absurde Kinostück kreiert.

Zugegeben: L’Empire macht überwiegend Spaß, hat etliches an Ideen und Überraschungen zu bieten und ist in jedem Moment für eine Überraschung gut. Andererseits entkommt Dumont doch nie so ganz dem Kosmos seiner anderen Filme und am Ende schwebt über allem die Frage: Wozu das Ganze, und was will uns der Regisseur eigentlich damit sagen? Falls diese Fragen beim Besuch des Kinos allerdings keine so große Rolle spielen: nur zu!

Gesehen auf der Berlinale 2024.

L'Empire (2024)

Opalküste, Nordfrankreich. In einem beschaulichen, malerischen Fischerdorf tut sich etwas: Ein besonderes Baby wird geboren. Ein Kind, das so einzigartig und eigenartig ist, dass es einen geheimen Krieg zwischen guten und bösen außerirdischen Mächten auslöst. (Quelle. Berlinale)

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Meinungen

wignanak-hp · 23.02.2024

Für mich war das einer der schlechtesten Film der Berlinale, nur noch getoppt von Sasquatch Sunset der Zellner-Brüder. Ich frage mich, was solche Filme auf der Berlinale und dann auch noch im Wettbewerb zu suchen haben. Das Drehbuch wirkte unausgegoren, verworren. Die Schauspieler agierten allesamt wie Laien. Die Handlung war wenig glaubhaft. Die doch dümmliche Veralberung der Polizei war völlig unnötig. Spaß hat der Film nicht gemacht. Zugegeben, es gab Lacher, aber wohl eher über misslungene Szenen. Er war eher langweilig und man wartete nur darauf, wie er zu Ende geht. Der Applaus war dementsprechend mau.