Le Mac - Doppelt knallt´s besser

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Rasante Verwechslungskomödie

Von einem Schauspieler wird ja immer verlangt, dass er sich in möglichst viele Rollen hinein versetzen müsse: Mal in eine böse Stiefmutter und dann wieder in die liebenswerte Großmutter. Mal in einen Bösewicht, dann wieder in den netten Onkel. Das ist für viele kein Problem. Interessant wird es jedoch erst, wenn zwei solch konträrer Rollen in einem Film gleichzeitig gespielt werden müssen. Le Mac — Doppelt knallt’s besser ist ein Bespiel für eine geniale Verwechslungskomödie, in der ein Schauspieler in zwei Rollen auf einmal schlüpfen muss.
José Garcia spielt in Le Mac zwei völlig unterschiedliche Zwillingsbrüder: Der Eine mit Namen Ace lebt mitten im Gangstermilieu. Er ist ein Zuhälter der alten Schule, kein extrem brutaler Typ, aber hart zu seinen Mädchen, von denen gleich drei bei ihm zu Hause leben und ihm halbnackt die Drogen verabreichen. Der andere Bruder heißt Gilbert Chapelle und arbeitet als penibler Banker. Er ist das Unschuldslamm schlechthin, das komplette Gegenteil seines durch geknallten Bruders. Beide wissen nichts voneinander, da Gilbert als Baby von der gemeinsamen Mutter (grandios: Carmen Maura) ausgesetzt wurde.

Nun will es die Geschichte, dass sich die beiden in ihren Leben begegnen sollen. Ace ist nicht nur Zuhälter, sondern auch als Polizeispitzel tätig. Er soll helfen, einen Drogendeal seines Bosses Mendèz (Alain Fromager) auffliegen zu lassen. Als Ace die Sache zu brenzlig wird und Angst hat, als Verräter enttarnt zu werden, taucht er unter. Kurz darauf gerät sein Zwillingsbruder Gilbert unfreiwillig in eine Schießerei, für die er 20 Jahre im Knast landen könnte – sei denn, er übernimmt die Rolle seines Bruders und hilft der Polizei die Drogenhändler zu überführen.

Gilbert willigt ein. Und das bedeutet Transformation: Von Gilbert zu Ace, vom Banker zum Gangster. Fortan muss er all das machen, was er bislang in seinem Leben verabscheut hat: Rauchen, Kiffen, Saufen. Und auch Drogen, Tätowierungen und Schlägereien gehören dazu. Er muss den Gang des Gangsters lernen, richtig böse sein, knallhart zu seinen Mitmenschen. Er lernt schießen, boxen, führt ein neues Leben auf der Überholspur.

Die Filmszenen der Umwandlung von Gilbert zu Ace haben sehr viel komödiantisches Potenzial, das Regisseur Pascal Bourdiaux in seinem Debütfilm mit sicherer Hand ausschöpft. Er findet genau das richtige Tempo und den Rhythmus, den es für eine Komödie wie diese braucht. Keine unnützen Effekte, auch Kulisse (Puff, Bars, Hotels, Parkhäuser), Atmosphäre, Kamera und schauspielerische Leistung stimmen.

Le Mac, den sich voriges Jahr mehr als 1,5 Millionen Franzosen angeschaut haben, setzt die Reihe der französischen Erfolgkomödien wie Willkommen bei den Sch’tis und Der Auftragslover fort – nur spricht Le Mac sicher auch hierzulande ein anderes Publikum an. Der Film führt Komödie und Action gleichermaßen zusammen. Die filmischen Zitate gehen in Richtung Pulp Fiction. In einer Szene verwüsten Ace und seine Handlanger Tarantino-like ein chinesisches Restaurant.

Wer einen Kinoabend lang nach amüsanter Unterhaltung sucht, ist in Le Mac bestens aufgehoben. Mehr als das hat die Komödie nicht wirklich zu bieten. Hier geht es nicht um etwas Großes, mit dem man sich intensiver nach dem Abspann beschäftigen möchte. Der Film setzt auf Situationskomik und Wortwitz, der in der deutschen Synchronfassung mit der Stimme von Rick Kavanian für die Zwillingsbrüder (Austin Powers, Der Schuh des Manitu) gut getroffen wird.

Le Mac - Doppelt knallt´s besser

Von einem Schauspieler wird ja immer verlangt, dass er sich in möglichst viele Rollen hinein versetzen müsse: mal in eine böse Stiefmutter und dann wieder in die liebenswerte Großmutter. Mal in einen Bösewicht, dann wieder in den netten Onkel. Das ist für viele kein Problem.
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