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Mit „Mamma ante Portas“ setzt Éric Lavaine seinen Komödienerfolg fort – abermals mit Josiane Balasko als Mutter, die nun zu ihrer älteren Tochter zieht und dort für Durcheinander sorgt.

Mamma ante Portas (2021)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Jetzt kommt Mama!

In der französischen Komödie „Willkommen im Hotel Mama“ (2016) schilderte der (Co-)Autor und Regisseur Éric Lavaine, wie die Architektin Stéphanie (Alexandra Lamy) nach einer beruflichen Niederlage wieder bei ihrer Mutter Jacqueline (Josiane Balasko) einziehen musste. Dabei kam es rasch zu Konflikten zwischen den Generationen – und am Rande auch zu Auseinandersetzungen mit Stéphanies Geschwistern Carole (Mathilde Seigner) und Nicolas (Philippe Lefebvre).

Der Film avancierte zu einem Arthouse-Hit – und so folgt nun, erneut unter der Regie von Lavaine, die Fortsetzung Mamma ante Portas, in der die Prämisse einfach auf den Kopf gestellt wird: Jetzt ist es die Mutter, die wegen eines aufwendigen Umbaus ihre Wohnung verlassen muss und deshalb „vorübergehend“ einen Unterschlupf benötigt. Da Stéphanie inzwischen in Brasilien tätig ist, landet Jacqueline zunächst bei Nicolas, der jedoch zu sehr mit der Trennung von seiner Ehefrau und mit seinen Liebesabenteuern beschäftigt ist, und schließlich bei Carole. Diese macht gerade eine Paartherapie mit ihrem Gatten Alain (Jérôme Commandeur) und ist auch in ihrem Job ziemlich stark eingebunden, versucht aber dennoch, sich mit ihrer resoluten Mutter zu arrangieren.

Diverse Situationen aus dem Vorgänger wiederholen sich im Sequel in leichter Variation. Dienten in Willkommen im Hotel Mama der Umgang mit dem Internet und die Erstellung eines Passworts als Auslöser für Chaos in der Kommunikation zwischen Mutter und Tochter, ist es hier etwa die Bedienung eines modernen Fernsehgeräts, die für reichlich Verwirrung sorgt. Eine gute Entscheidung ist es indes, Jacqueline nicht zu Stéphanie ziehen zu lassen und sich dadurch allzu sehr zu wiederholen, sondern Jacquelines älterer Tochter Carole eine größere Rolle zukommen zu lassen. Die Dynamik zwischen Jacqueline und Carole nimmt sich tatsächlich noch einmal völlig anders aus, da die Beziehung wesentlich komplizierter ist.

Zuweilen setzen das Skript und die Inszenierung auf boulevardeske Töne. Insbesondere die Missverständnisse zwischen Jacqueline und dem Schwiegersohn Alain kommen etwas zu albern daher, um noch als clevere Unterhaltung durchzugehen. Spannender ist es wiederum, wenn mit der 1928 geborenen Leinwand- und TV-Veteranin Line Renaud auch noch Jacquelines Mutter und somit eine Vertreterin der dritten Generation auftaucht, die allerhand giftige Kommentare von sich gibt. Wenn sich die rund 70-jährige Jacqueline plötzlich wieder wie eine unsichere Jugendliche fühlt, die beim Rauchen erwischt und permanent für ihr Verhalten kritisiert wird, erleben wir die Figur von einer neuen Seite und können manche Eigenschaften von ihr deutlich besser nachvollziehen.

Zu den größten Stärken von Mamma ante Portas gehört zum einen abermals die energische Josiane Balasko in der Titelrolle – und zum anderen Mathilde Seigner, die der komödiantischen Konstellation in einigen Passagen auch den nötigen Ernst verleiht. „Deine Gegenwart erstickt mich“, gibt Carole an einer Stelle gegenüber Jacqueline zu, als aus deren Aufenthalt von „zwei, drei Tagen“ schließlich mehrere Wochen geworden sind und sich die Ehekrise zwischen Carole und Alain durch Jacquelines Anwesenheit noch intensiviert hat. Menschen, die wir lieben, können uns auch gehörig auf die Nerven gehen – und manchmal tut ein bisschen Abstand gut, um sich weiterhin nah sein zu können.

Mamma ante Portas (2021)

Weil es mit der Renovierung ihrer eigenen Wohnung ein wenig länger dauert, zieht Jacqueline Mazerin (Josiane Balasko) bei ihrer Familie ein. Doch als sich der Umbau noch weiter hinzieht, wird sie bald von Familienmitglied zu Familienmitglied weitergereicht wie ein Wanderpokal. 

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