Kiriku und die wilden Tiere

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Der Zauber Afrikas

Kiriku und die wilden Tiere / Kirikou et les bêtes sauvages ist in gewisser Weise die Fortsetzung von Michel Ocelots Film Kiriku und die Zauberin / Kirikou et la sorcière (1998) – und doch auch wieder nicht. Denn endete der erste Film noch damit, dass aus dem sympathischen kleinen Jungen ein stolzer junger Mann geworden war, springt Ocelot gemeinsam mit seiner Co-Regisseurin Bénédicte Galup wieder zurück in die Vergangenheit und erzählt in Episoden aus Kirikus Kindheit. Zunächst erscheint dies wie ein Widerspruch, doch Ocelot weist zu Recht darauf hin, dass es vor allem der kleine afrikanische Junge ist, der es den Zuschauern angetan habe und den sie in ihr Herz geschlossen hätten.
In den neuen Abenteuern, der Kiriku erlebt, geht es abermals um die Mühen des Alltags in der afrikanischen Steppe, den Kampf um Wasser und das tägliche Brot und um die böse Zauberin Karaba, die die Bewohner des Dorfes in Form von schwarzen Hyänen, widerspenstigen Büffeln und giftigen Blumen heimsucht. Doch Kiriku weiß stets eine Lösung und unternimmt schließlich sogar – wenngleich nicht ganz freiwillig – eine Reise durch seinen Kontinent, um schlussendlich wieder zuhause zu landen.

Eigentlich hatte Michel Ocelot gar keine Fortsetzung des ersten Abenteuers von Kiriku geplant, doch wie er schmunzelnd zu Protokoll gibt, hat der kleine Kerl ihn gar nicht um seine Meinung gefragt, sondern sich einfach in sein Denken und Handeln gedrängt – was auch ganz gut so ist. Was an Kiriku und die wilden Tiere / Kirikou et les bêtes sauvages begeistert, ist zunächst einmal die ästhetische Gestaltung und die liebevollen Figuren, die kaum etwas mit den CGI-Geschichten aus Hollywood gemein haben. Mit viel Liebe zum Detail, dem gleichzeitigen Mut zur Abstraktion und einem ungeheuren Gespür für Farben ist Kiriku und die wilden Tiere / Kirikou et les bêtes sauvages wie ein Film aus längst vergangenen Tage, ohne dabei jemals angestaubt oder auf Retro-Schick und Ethno-Kitsch getrimmt zu wirken. Begleitet von der wunderbaren Musik von Größen wie Youssou N’Dour und Manu Dibango entsteht so ein Sog, der es ganz ohne aufwändige Tricks schafft, eine unstillbare Sehnsucht nach Afrika in die Herzen der Kinobesucher zu pflanzen. Ein Sehvergnügen, das den fernen Kontinent Afrika großen wie kleinen Zuschauern spielerisch und ohne Klischees nahe bringt – nicht beschönigend, aber atemberaubend schön und voller Würde.

Kiriku und die wilden Tiere

Kiriku und die wilden Tiere / Kirikou et les bêtes sauvages ist in gewisser Weise die Fortsetzung von Michel Ocelots Film Kiriku und die Zauberin / Kirikou et la sorcière (1998) – und doch auch wieder nicht.
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