Kilomètre Zéro

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das Leben nach dem Krieg

Irak, 1988, das letzte Jahr des Krieges mit dem Iran: Der kurdische Elektriker Ako (Nazmî Kirik) lebt zusammen mit seiner Frau Selma (Belcim Bilgin) und ihrem kleinen Sohn in der öden und unwegsamen Bergregion des irakischen Teils von Kurdistan. Ako träumt von einer Flucht nach Frankreich, doch da gibt es noch Selas kranken Vater, den die Familie nicht im Stich lassen will. Bei einer Personenkontrolle wird Ako für die Armee Sadam Husseins zwangsrekrutiert und muss noch froh sein, nicht exekutiert zu werden. Hilflos muss der Kurde das sinnlose Sterben an der Front miterleben und erwägt, welche Möglichkeiten er hat, dem Gemetzel zu entgehen, ohne als Deserteur standrechtlich erschossen zu werden.
Als er denn Befehl erhält, gemeinsam mit einem arabischen Fahrer (Eyam Ekrem) die Leiche eines gefallenen Soldaten zu dessen Familie zu eskortieren, glaubt Ako das große Los gezogen zu haben, doch die Reise mit dem Sarg gerät schnell zu einer wahren Tortur. Der junge Araber hat nichts als Verachtung für den Kurden übrig, während die Stimme des Diktators Sadam Hussein aus dem Radio und Standbilder des Herrschers die beiden noch in den entferntesten Winkel des Landes begleitet. Ako versucht mit allerlei Tricks die Route des Leichentransports auf seine Weise zu ändern, denn er will nach Hause zu Selma und seinem Sohn. Die Reise wird mehr und mehr zu einer Farce und einer Fahrt durch ein Land, das sich in der eisernen Faust eines unberechenbaren Diktators befindet.

Kilomètre Zéro ist eine bittere Parabel auf den Irak zu Zeiten Sadam Husseins, doch Hiner Saleems Film kann genauso gut als Analyse der derzeitigen Lage des Irak gelesen werden – der in die irakische Fahne gehüllte Sarg steht stellvertretend für das ganze Land, das ziellos und tot umherirrt, damals ebenso wie heute. Ohne allzu explizit auf die grausamen Verbrechen Sadam Husseins gegen sein eigenes Volk und speziell gegen die Kurden einzugehen, zeichnet der Regisseur Hiner Saleem (Wodka Lemon) ein ernüchterndes Bild des Lebens in einer Diktatur nach; es reicht, die Mechanismen der Unterdrückung zu zeigen, um die Unmenschlichkeit dieser und jeder anderen Diktatur aufzudecken. Der Film entstand unmittelbar nach dem Sturz Sadams mit minimalem Budget und improvisierter Ausrüstung, doch es ist gerade die Beschränkung der Mittel, die zu den Stärken des Films gehört und manche Schwäche, die mit Sicherheit auch den Produktionsbedingungen geschuldet sind, vergessen lässt.

Kilomètre Zéro

Irak, 1988, das letzte Jahr des Krieges mit dem Iran: Der kurdische Elektriker Ako (Nazmî Kirik) lebt zusammen mit seiner Frau Selma (Belcim Bilgin) und ihrem kleinen Sohn in der öden und unwegsamen Bergregion des irakischen Teils von Kurdistan.
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Meinungen

Mike · 05.09.2006

Stimmt vertauscht. Danke für den Hinweis.

ulli · 05.09.2006

el trailer? una comedia español? vielleicht vertauscht?

edip · 27.05.2006

sehr schöne film
danke