Kill the Boss 2 (2014)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Kriminelles Chaos

Die Umbenennung englischsprachiger Filme ist wahrlich ein Thema für sich. Immer wieder bemühen deutsche Verleiher vermeintlich lustige Wortspiele, um dem hiesigen Publikum ein Werk aus Übersee schmackhaft zu machen. Eine skurrile Spielart dieser Praxis konnte man 2011 bei der Erfolgskomödie Horrible Bosses bestaunen, deren Originaltitel für den deutschsprachigen Markt kurzerhand durch die konkretere, englische (!) Wendung „Kill the Boss“ ersetzt wurde. Eine Entscheidung, die mit Blick auf das nun startende Sequel umso amüsanter anmutet, da hier – anders als im Erstling – überhaupt keine Mordintrige im Mittelpunkt steht, sondern eine zum Scheitern verurteilte Entführung. Ungeachtet ihrer kuriosen Betitelung stellt die Fortsetzung aber, und das ist erfreulich, ihren höchst durchwachsenen Vorgänger in den Schatten.

Auch wenn die Freunde Nick (Jason Bateman), Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason Sudeikis) am Ende des ersten Teils mittels glücklicher Fügungen den Schikanen ihrer unausstehlichen Chefs ein Ende setzen konnten, werden sie als Angestellte einfach nicht glücklich. Um Abhilfe zu schaffen, gründen die drei Chaoten eine eigene Firma und suchen fortan nach finanzstarken Investoren für ihre spektakuläre Erfindung: den sogenannten „Shower Buddy“, eine multifunktionale Duschvorrichtung, die Wasser, Seife und Shampoo spendet. Überraschenderweise wecken die Neuunternehmer nach einem reichlich konfusen Auftritt im Frühstücksfernsehen das Interesse des Konzernchefs Bert Hanson (Christoph Waltz), der die ersten 100.000 Exemplare ihrer Erfindung bestellt. Nick, Dale und Kurt können ihr Glück kaum fassen, mieten umgehend ein Lagerhalle an, stellen wahllos Mitarbeiter ein und bringen die Produktion des „Shower Buddys“ in Gang. Bloß, um kurz darauf festzustellen, dass Hanson sie böse aufs Kreuz gelegt hat. Ohne mit der Wimper zu zucken, zieht der Großkapitalist sein Angebot zurück, da er sich das Start-Up nach dessen Pleite kostengünstig unter den Nagel reißen will. In ihrer Not beschließen die Freunde, Hansons Sohn Rex (Chris Pine) zu entführen und mit dem geforderten Lösegeld ihre Firma zu retten.

Ähnlich wie in Kill the Boss bildet dieses Szenario den Ausgangspunkt für eine abgedreht-anarchische Kriminalgeschichte, die sich nicht um Logik und Glaubwürdigkeit schert, sondern vor allem daran interessiert ist, ihre hoffnungslos überforderten Protagonisten von einem Schlamassel ins nächste zu schicken, handfeste Slapstick-Einlagen inklusive. Erfreulich ist dabei, dass die Abschwächung der Prämisse – es geht „bloß“ um eine Entführung statt um Mord – keineswegs zu gesteigertem Desinteresse führt. Im Gegenteil, alles in allem wirkt die Handlung der Fortsetzung trotz einiger redundanter Passagen (Nicks Bedenken!) wendungsreicher und überraschender, ohne allerdings auch nur in die Nähe großer Erzählkunst zu rücken.

Ein Blick auf die erneut offenherzig-anstößigen Dialoge, die den amerikanischen Puritanismus gezielt torpedieren und so manchen Zuschauer vor den Kopf stoßen könnten, führt zu der Erkenntnis, dass die Pointen dieses Mal häufiger ins Schwarze treffen. Rohrkrepierer und dumme Albernheiten schleichen sich zwar mehrfach in das Geschehen ein, fallen hier aber nicht ganz so deutlich auf wie noch im ersten Teil. Was auch daran liegen mag, dass Sean Anders, der Seth Gordon auf dem Regiestuhl ersetzte, und John Morris einige amüsante Seitenhiebe auf die Auswüchse des Kapitalismus in ihr Drehbuch einfließen lassen. Am besten auf den Punkt gebracht in der Feststellung, dass der amerikanische Traum als solcher nicht mehr existiere, sondern mittlerweile in China entstehe.

Dass die Genremuster persiflierende und andere Filme zitierende Handlung größtenteils funktioniert, ist allerdings in erster Linie das Verdienst eines erfrischend aufspielenden Ensembles. Bateman, Day und Sudeikis harmonieren einmal mehr prächtig als sympathisches, aber idiotisches Buddy-Trio und verleihen ihren Figuren eine Energie, die den Zuschauer erstaunlich oft mitreißt. Ungeahntes komödiantisches Talent lässt auch Neuzugang Chris Pine aufblitzen, der mehreren Szenen seinen Stempel aufdrücken kann. Starke Momente haben außerdem Kevin Spacey und Jennifer Aniston, die ihre Rollen aus dem Vorgänger geradezu lustvoll aufgreifen, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Etwas blass bleibt hingegen Christoph Waltz als schmieriger Geschäftsmann, dem der Film leider nicht ausreichend Raum für prägnante Auftritte gewährt.

Dynamisch geschnitten und mit passenden Musikstücken unterlegt, bietet Kill the Boss 2 mehr als man vom Nachfolger einer wenig berauschenden Komödie erwarten darf. Wer sich an derben Gags und unglaubwürdig-abgedrehten Plot-Einfällen nicht stößt, sollte mit diesem Sequel einen halbwegs vergnüglichen Kinoabend verbringen können.
 

Kill the Boss 2 (2014)

Die Umbenennung englischsprachiger Filme ist wahrlich ein Thema für sich. Immer wieder bemühen deutsche Verleiher vermeintlich lustige Wortspiele, um dem hiesigen Publikum ein Werk aus Übersee schmackhaft zu machen. Eine skurrile Spielart dieser Praxis konnte man 2011 bei der Erfolgskomödie „Horrible Bosses“ bestaunen, deren Originaltitel für den deutschsprachigen Markt kurzerhand durch die konkretere, englische (!) Wendung „Kill the Boss“ ersetzt wurde.

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