Katalin Varga (2008)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein rumänisch-ungarisch-englisches Rachedrama stand heute auf dem Programm des Wettbewerbs — schwere Kost für einen Mittwochmorgen mit Schneetreiben. Und trotz sommerlicher Bilder auf der Leinwand war Katalin Varga wenig dazu angetan, die Herzen der Zuschauer zu erwärmen.

Die Geschichte beginnt damit, dass ein jahrelang streng gehütetes Geheimnis gelüftet wird. Durch einen dummen Zufall erfährt der Bauer Zsigmond, dass Orbán nicht sein leiblicher Sohn ist. Voller Wut schmeißt er seine Frau Katalin Varga (Hilda Péter) und seinen vermeintlichen Sohn hinaus, so dass die beiden kein Dach mehr über dem Kopf haben. Entschlossen, sich von der vermeintlichen Schmach rein zu waschen, macht sich Katalin auf den Weg in die Karpaten, um dort Rache zu nehmen an den Männern, die für ihr Unglück verantwortlich sind. Denn Orbán entstand durch eine Vergewaltigung. Und Katalin weiß, dass sie erst dann wieder in Ruhe leben und ihren Seelenfrieden finden kann, wenn die beiden Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden.

So überschaubar das Personal auch in Peter Stricklands archaisch anmutendem Rachedrama sein mag, neben den nicht immer überzeugenden Darstellern sind es vor allem die manchmal etwas holprig eingefügten Bilder der Karpaten und eine düster wummernde Tonspur, die diesen Film auszeichnen. Überhaupt wirkt vieles altertümlich, mittelalterlich-finster, beinahe märchenhaft und ruft eine bedrohliche Stimmung hervor, die nur selten von unerwarteten Einschüben durchbrochen wird. Wenn Katalin beispielsweise in einer Szene vom Pferdewagen absteigt und mit dem Handy telefoniert, dann ist das ziemlich irritierend und erinnert jäh daran, dass dies hier eine Geschichte aus unseren Tagen ist.

Reichlich archaisch ist leider auch die Moral von der düster-schweren Geschicht’ geraten: Der Vergewaltiger Antal (Tibór Palffy) findet nicht den Tod, sondern muss miterleben, wie sich seine eigene Frau das Leben nimmt. Klar doch, immerhin zeigte er ja Reue, als ihn Katalin mit der Vergewaltigung konfrontiert. Dafür endet Katalin schmählich – bizarrerweise wird auch sie Opfer eines Racheaktes, denn die Verwandten des von ihr ermordeten ersten Vergewaltigers üben ihrerseits Vergeltung. Ein durch und durch seltsamer und kruder Film, dessen Absichten und Haltungen ebenso im Nebel verbleiben wie die Gipfel der Karpaten. In Sachen Exotenbonus liegt Katalin Varga aber auf alle Fälle ganz weit vorne.

(Festivalkritik Berlinale 2009 von Joachim Kurz)

Katalin Varga (2008)

Ein rumänisch-ungarisch-englisches Rachedrama stand heute auf dem Programm des Wettbewerbs — schwere Kost für einen Mittwochmorgen mit Schneetreiben. Und trotz sommerlicher Bilder auf der Leinwand war Katalin Varga wenig dazu angetan, die Herzen der Zuschauer zu erwärmen.

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Meinungen

rayscho · 25.02.2009

Gutes Drehbuch; jämmerliche Inszenierung