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Oscar-Preisträger ist besessen von der Ermordung John F. Kennedys. 30 Jahren nach seinem Spielfilm „JFK – Tatort Dallas“ legt er nun den Dokumentarfilm „JFK Revisited“ nach.

JFK Revisited: Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy (2021)

Eine Filmkritik von Paul Katzenberger

Wenn Verschwörungstheorien zu Verschwörungsfakten werden

Im Stakkato-Tempo zeigt Oliver Stone in „JFK Revisited“ alle denkbaren Hintergründe der Ermordung John F. Kennedys auf, die inzwischen bekannt sind. Er versucht dabei die These zu erhärten, dass Kennedy das Opfer eines Komplotts des militärisch-industriellen Komplexes der USA wurde. Doch der Dokumentarfilm hat eher einen Unterhaltungs- als einen Erkenntniswert.

Oliver Stone hat sich große Verdienste erworben, weil er es immer wieder geschafft hat, hochrelevante politische Stoffe durch brillant inszenierte Filme einer breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen. Die Kriegsdramen Platoon und Geboren am 4. Dezember, in denen er sich kritisch mit dem Vietnamkrieg auseinandersetzt, brachten ihm 1987 und 1990 jeweils einen Regie-Oscar ein, der ihm 1992 für JFK – Tatort Dallas über die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy am 22. November 1963 allerdings versagt blieb.

Das mag damals damit zusammengehangen haben, dass der dreistündige Thriller zwar sehr gut das allgemeine Befinden in der amerikanischen Öffentlichkeit einfing, 30 Jahre nach dem Kennedy-Mord immer noch so gut wie nichts über die Hintergründe der Bluttat zu wissen, aber eine Aufklärung aufgrund der Anhäufung vieler unbewiesener Vermutungen nicht leisten konnte.

Nun sind weitere 30 Jahre vergangen und das Thema „JFK“ lässt Oliver Stone immer noch nicht los. In seiner neuen Dokumentation JFK – Revisited versucht er nun erneut den Nachweis zu führen, dass Kennedy das Opfer einer Verschwörung des militärisch-industriellen Komplexes der USA geworden sein könnte. Das Problem dabei: Einen wirklich stichhaltigen Beweis, eine Smoking Gun, wie in Amerika ein eindeutiger Beleg so schön genannt wird, kann Stone wieder nicht liefern.

Inzwischen sind zwar Berge geheimer Akten geöffnet worden, und auf die Erkenntnisse, die daraus gewonnen werden konnten, präsentiert JFK – Revisited in großer Ausführlichkeit. Doch am Ende kann der Film eben wieder nicht klären, was an diesem Herbsttag in Texas genau passiert ist. 

Die sogenannte Warren-Kommission, die die Mordtat damals aufklären sollte, legte sich in ihrem Abschlussbericht darauf fest, dass der 24-jährige Gelegenheitsarbeiter Lee Harvey Oswald den Präsidenten als Einzeltäter vom fünften Stock eines Schulbuchdepots aus mit einem Repetiergewehr ermordet habe. Dieses Untersuchungsergebnis stieß in der Öffentlichkeit auf große Skepsis. Vor allem die These von der sogenannten „magischen Kugel“, die eine groteske Flugbahn gehabt haben müsste, um die sieben Verletzungen an Kennedy und den neben ihm im Auto sitzenden texanischen Gouverneur John Connally zu verursachen, gilt bis heute als unglaubwürdig. 

In seiner rasanten Doku geht Stone auf diese und die vielen anderen Ungereimtheiten ein. Doch wie er dabei vorgeht, wirkt nicht überzeugend, weil er die Beweisführung auf den Kopf stellt. Oft präsentiert er zunächst die paranoideste Interpretation der Ereignisse und arbeitet sich dann rückwärts zu den möglichen Erklärungen und Beweisen vor. So wird im Film etwa insinuiert, dass das auf den Autopsiefotos dargestellte Gehirn gar nicht Kennedys echtes Gehirn gewesen sei, sondern ein Ersatzgehirn, das einem Lehrkrankenhaus entwendet wurde. Stones Erklärung dafür: Das Gewicht von Kennedys Gehirn sei nach seinem Tod mit 1,5 Kilogramm angegeben worden, was über dem Gewicht eines Durchschnittsgehirnes liegt, obwohl das tödliche Projektil ein Teil von Kennedys Gehirn zerfetzt hatte. Aber das ist natürlich kein zwingender Beweis. Denn manche Gehirne sind größer als der Durchschnitt; das liegt ja gerade in der Definition des Begriffes „Durchschnitt“.

„Verschwörungstheorien sind inzwischen Verschwörungsfakten“, sagt Stone an einer Stelle des Filmes. Seine Beweisführung legt das allerdings kaum nahe.

JFK Revisited: Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy (2021)

Es ist der Kriminalfall des 20. Jahrhunderts – Der Mord an John F. Kennedy! In dieser explosiven dokumentarischen Fortsetzung seines Films JFK – TATORT DALLAS aus dem Jahr 1991 führt Oliver Stone die Zuschauer durch erst kürzlich freigegebene Beweise und Zeugenaussagen im folgenreichsten Kriminalfalls des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit den Oscar®-prämierten Erzählern Whoopi Goldberg und Donald Sutherland sowie einem angesehenen Team aus Forensik-, Medizin- und Ballistik Experten, Historikern und Zeugen präsentiert Stone neue und überzeugende Beweise, die den Fall Kennedy in ein ganz neues Licht rücken.  

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