Ip Man 3 (2015)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Abschied von Ip Man

Im Westen wurde Ip Man vor allem bekannt, weil Donnie Yen ihm in drei Filmen ein Denkmal gesetzt hat. Der Kung-Fu-Meister, dessen bekanntester Schüler Bruce Lee war, ist filmisch nicht nur in Gestalt von Donnie Yen zu sehen gewesen, im Lauf der Jahre gab es zahlreiche Filme, die sich seiner annahmen – die meisten davon jedoch medioker und nicht der Rede wert. Denkt man an Ip Man, so denkt man auch an Donnie Yen. Umso bedauerlicher war es, dass Donnie Yen frühzeitig verkündete, den Kung-Fu-Meister hier ein letztes Mal spielen zu wollen.

Hong Kong im Jahr 1959: Ip Man kommt gerade noch rechtzeitig, um den Direktor der Schule seines Sohnes vor Schlägern zu retten, die ihn dazu bringen wollen, sie zu verkaufen. Daran interessiert ist der Amerikaner Frank (Mike Tyson), dessen Schläger gegen Ip Man keine Chance haben, aber deshalb auf umso drastischere Methoden zurückgreifen, um doch noch den Willen ihres Bosses durchzusetzen. Während Ip Man mit seinen Schülern die Schule beschützt, gibt es aber anderes, das ihm weit mehr Sorgen bereitet: die Gesundheit seiner Frau.

Nicht erwarten darf man eine akkurate filmische Biographie. Das entspräche nicht der chinesischen Film-Tradition, bei der man sich zwar realer Kung-Fu-Meister bedient, sie aber in einen fiktiven Kontext einbettet. So verhält es sich auch bei Ip Man 3, der anders als seine beiden Vorgänger weniger auf die Ebene des Nationalstolzes abstellt, die die alten Geschichten durchdrungen hat, sondern mehr in Richtung Melodrama tendiert. Die emotional stärksten Momente drehen sich entsprechend auch um Ip Man als Vater und Ehemann. Als solcher überwindet er auch Stolz, um seiner Familie gerecht zu werden. Das sind die Momente, die Donnie Yen erlauben, schauspielerisch aus sich herauszugehen. In den Kämpfen offenbart er indessen eine stoische Eleganz.

Im Vergleich zu den Vorgängern zielt die Action-Choreographie weniger darauf, die Zuschauer von den Beinen zu reißen, als den Kämpfen eine gewisse Schönheit zu verleihen. Diese Schönheit braucht man, denn die Dramatik ist per se weniger stark ausgeprägt. Donnie Yen kommt nie ins Schwitzen, Ip Man sowieso nicht. Man hat schlicht und ergreifend nie das Gefühl, dass er überhaupt besiegt werden kann. Darum funktionieren natürlich auch Szenen, in denen Ip Man gegen Dutzende Gegner kämpft – was selbst der größte Kung-Fu-Meister aller Zeiten kaum vollbringen könnte.

Der einfach gestrickte Plot mit dem Kampf gegen die Schlägerbande schließt frühzeitig ab, während sich das Augenmerk dann auf einen zuvor nur marginal angesprochenen Teil der Handlung – der Frage danach, wer der größte Wing-Chun-Meister ist – richtet, alles getragen von der Liebesgeschichte eines Mannes zu seiner Frau. Das ist der Kitt, der alles zusammenhält.

Das Action-Highlight ist indes der Kampf zwischen Donnie Yen und Mike Tyson. Hier trifft Wing Chun auf klassisches Boxen. Die Choreographie ist atemberaubend, der immer noch imposante Tyson agiert wie ein Bulldozer. Die Wucht des Schwergewichtboxen prallt auf die behände Leichtigkeit von Kung Fu, ohne dass eine die Oberhand über die andere gewinnen würde.

Ip Man 3 ist der fulminante Abschluss einer Trilogie, die zum Besten gehört, was das moderne Hong-Kong-Kino zu bieten hat.
 

Ip Man 3 (2015)

Im Westen wurde Ip Man vor allem bekannt, weil Donnie Yen ihm in drei Filmen ein Denkmal gesetzt hat. Der Kung-Fu-Meister, dessen bekanntester Schüler Bruce Lee war, ist filmisch nicht nur in Gestalt von Donnie Yen zu sehen gewesen, im Lauf der Jahre gab es zahlreiche Filme, die sich seiner annahmen – die meisten davon jedoch medioker und nicht der Rede wert.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen