Inside Man (2006)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Der perfekte Banküberfall

Allein schon der furiose musikalische Auftakt von Inside Man ist eine gelungene Einstimmung auf den neuen Spike Lee Film, einem grandios inszenierten Gangsterfilm. Zu spritzigem Bollywood-Pop etabliert Spike Lee in stakkatoartiger Montage seinen Lieblingsschauplatz New York. Bei dem wuchtigen, orientalischen Gesangsstück handelt es sich um "Chaiyya Chaiyya", das tatsächlich schon für den Bollywod-Film Dil Se von A.R. Rahman komponiert wurde.

Inside Man ist jedoch alles andere als Bollywood-Kino. Alles dreht sich um einen Banküberfall in Manhattan, den der Kriminelle Dalton Russell (Clive Owen) präzise und akribisch lange im Vorfeld geplant hat. Der Film kommt ziemlich schnell zur Sache, in dem Russell mit seinen drei Gehilfen die Wall-Street-Bank stürmt, an die 50 Bankkunden als Geiseln festhält und sich in dem pompösen Bankgebäude für mehrere Stunden verschanzt. Im Austausch für seine Geiseln stellt er Forderungen — diese zu verhandeln haben Cop Keith Frazier (Denzel Washington) und sein Partner Bill Mitchell (Chiwetel Ejiofor). Solche filmischen Situationen sind dann regelrecht prädestiniert dafür, dass alles anders als geplant abläuft. Der gerissene Russell macht es seinem Gegenspieler Frazier nicht gerade leicht und so entwickelt sich die ganze Chose zu einem unterhaltsamen Katz-und-Maus-Spiel, bei dem Russel den Polizeistab und mit ihm Frazier an der Spitze immer wieder an der Nase herum führt. Wie das ausgeht, darf hier auf keinen Fall verraten werden.

Inside Man ist eine grandiose Hommage an den amerikanischen Polizeifilm der 70er Jahre, insbesondere an das Heist-Genre, zu dem Vertreter wie Sidney Lumets Dog Day Afternoon und Peter Collinsons The Italian Job zählen. Heist ist die amerikanische Bezeichnung für Raubüberfall, die jeweiligen Filme befassen sich mit der Vorbereitung, der Durchführung und den Folgen eines außergewöhnlichen Raubüberfalls. Der Regisseur schaute sich vor dem Drehbeginn hunderte solcher Filme an, von Dog Day Afternoon, einem seiner Lieblingsfilme, ließ er sich ganz besonders inspirieren. Mit der Drehbuchvorlage von Russell Gerwirtz bekam Spike Lee die Gelegenheit seinen eigenen modernen, fesselnden Heist-Film zu drehen und ganz in seiner Manier das Genre zu zelebrieren.

Für Inside Man hat sich Spike Lee eine durchaus sehenswerte Besetzung gegönnt: Langzeit-Kollaborateur Denzel Washington, mit dem er bereits He Got Game, Mo’ Better Blues und Malcolm X realisierte und Clive Owen stemmen die Hauptrollen, während in großartigen Nebenrollen die Oscarpreisträgerin Jodie Foster als zwielichtige Businesswoman, Willem Dafoe als Leiter der Emergencies Service Unit und Christopher Plummer als mächtiger Bankchef brillieren.

Lee inszeniert Inside Man genauso klar und präzise wie Dalton Russell seinen Banküberfall plant. Bei dem Film gibt es kein überflüssiges Gramm Fett, die Handlung wird zügig und flüssig erzählt. Bei Dialogen wird sich nicht verhaspelt, jeder Satz sitzt. Das Produktionsdesign hat eine klare Sprache. Kein Überfluss. Stilvoll, kühl, minimalistisch ist es arrangiert. Perfekte Kostüme, kein Schnickschnack, kein überflüssiges Beiwerk. Spike Lee setzt zum wiederholten Male zwei Kameras ein, mit denen er das Geschehen geschickt einfängt. Auf eine nahe intime Einstellung folgt eine losgelöste, entfernte Kamera, die auf Schienen und Kränen immer wieder beeindruckend um das Handlungsgeschehen kreist.

Der Großteil des Films spielt sich in einem barocken Bankgebäude Manhattans ab, andere Locations werden ab und an hinzugezogen, nicht nur um einer beklemmenden Kammerspielatmosphäre aus dem Weg zu gehen. Diese wird außerdem durch zwei verschiedene Zeitebenen vermieden. Einerseits befinden wir uns mitten im Banküberfall, anderseits werden Szenen eingespielt, in denen die Geiseln im Nachhinein verhört und als mögliche Mittäter beschuldigt werden. Auf dieser Ebene berührt Spike Lee die für ihn, als Vertreter des New Black Cinema so typischen sozialkritischen Themen. Rassismus ist eines davon. Da bietet er beispielsweise einem indischen Sikh eine Bühne, der fälschlicherweise in den anschließenden Verhören für einen Araber gehalten und folglich auch nicht gerade mit Samthandschuhen behandelt wird.

Spike Lee, der sich als afroamerikanischer Regisseur mit Filmen wie Malcolm X und 25th Hour einen Namen gemacht hat, beweist mit Inside Man, dass er auch griffige Gangsterfilme inszenieren kann. Der Film, der eine wunderschöne Hommage an seine Vorgänger ist, kann aber auch als hingebungsvolle Liebeserklärung an das Kino an sich verstanden werden.

Inside Man (2006)

Allein schon der furiose musikalische Auftakt von Inside Man ist eine gelungene Einstimmung auf den neuen Spike Lee Film, einem grandios inszenierten Gangsterfilm.

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Meinungen

Martin Zopick · 15.05.2022

Lange Zeit sieht es so aus, als ob es ein ganz normaler Banküberfall mit Geiselnahme sei. Alles ist genial geplant. Das perfekte Verbrechen. Doch dann wird ein zweiter Handlungsstrang mit eingeflochten und man ahnt einen völlig anderen Hintergrund für die Tat. Die Verbindung dieser beiden schafft die Spannung, weil es nur bei Andeutungen bleibt, trotz der Gewaltausbrüche die in diesem Genre üblich sind. Und selbst wenn man am Ende den Zusammenhang versteht, gibt es nicht umfangreiche Erklärungen. Spike Lee setzt auf den mitdenkenden Zuschauer. Dabei verwischen sich die Bereiche von Gut und Böse beziehungsweise es erscheint der Gute am Ende als der Böse und der angeblich Böse stellt nur Gerechtigkeit her, wobei er am Recht vorbeischrammt. Will sagen Unrecht verjährt nicht und wir sind gut unterhalten worden, wenn es auf so eine geniale Art und Weise geschieht. Dass das Unrecht an beraubten Juden nicht weiter groß ausgewalzt wird, spricht für den Film. Dafür gibt es coole Sprüche wie „Vorsicht! Ich beiße besser als ich belle!“ oder “Hören sie auf, einem Klempner zu erklären, wie Scheiße riecht!“ Die abwechslungsreichste Rolle hat Denzel Washington erwischt. Er spielt sie alle an die Wand. Da kann auch die intelligente, supercoole Jody Foster kaum mithalten, ebenso wenig wie Willem Dafoe, der recht farblos bleibt. Und wer ist hier der Inside Man? Clive Owen etwa?

s4ndru · 21.01.2009

Einfach Genial! :D

Miry · 25.04.2006

Echt geil.:)
Super, der Film erinnert mich an Ocean's 11 - 12 !!
Danke für diesen tollen Film.

albaner boy · 23.04.2006

der ist einfach geil da sieht man auch wie schlau die albaner das machen als die von der bank raus gehen und dann die polizisten verarschen hahahah

T.S. · 13.04.2006

Typisch amerikanisch, aber trotzdem ganz sehbar.

Frank · 12.04.2006

Spitzen Film. Kann ich nur empfehlen!

nm · 09.04.2006

danzel washington ist der beste schauspieler und spike lee der beste regissuer

· 01.04.2006

damn shit....worst movie ive seen this year...

Sir.Sims · 30.03.2006

Jodie Foster, Denzel Washington, Clive Owen...
dieses Katz und Mausspiel wickelt jeden um den Finger!
Perfekt inszeniert!
Top Besetztung!
Hetztende Spannung!
Knallharte "Gefechte"!

Für mich der beste Thriller dieses Jahr,ausser "Flightplan"!

EIN MUSS FÜR ALLE FANS VON JODIE ODER DENZEL UND DER FREUDE AN EXPLOSIVEN-FETZT-THRILLERN!

Andre-Icecold · 27.03.2006

Die Handlung ist interessant. Fürchterlich sind die Muppet-Show-ähnlichen Dialoge und das krampfhafte Unterbringen von politischen Statements. Das macht es einem schwer, bis zum Ende im Kino sitzen zu bleiben. Jodie Foster und Denzel Washington waren, abgesehen von der noch peinlicheren Filmfreundin, das peinlichste am Film. Eigentlich super Schauspieler, aber sie hatten wohl ein paar schlechte Tage beim Dreh. ...und dann hat er auch noch son blöden Hut aufsetzen müssen.

Luc Skyworker · 22.03.2006

Its also a terrible movie