In Berlin

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Arm, aber sexy

Wenn ein Kameramann von Weltruf wie Michael Ballhaus nach einer Karriere neben Filmemachern wie Rainer Werner Fassbinder, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Robert Redford, Mike Nichols und vielen anderen mehr selbst Platz nimmt auf dem Regiestuhl, dann ist das bereits eine Nachricht, die Cineasten aufhorchen lässt. Und wenn „The Eye“ — so der Spitzname des Director of Photography in Hollywood — dann bei seinem Film noch auf die Mitarbeit eines jüngeren Kollegen vertraut und sich zudem dokumentarisch an seine alte Heimat Berlin annähert, dann wird schnell klar, welch außergewöhnliches Werk hier zu erwarten sein dürfte. In Berlin von Michael Ballhaus und Ciro Capellani feierte – wo sonst – auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere und kommt nun bald in die Kinos – ein Ereignis, das nicht nur (Wahl-)Berliner interessieren wird.
„Ich habe mein Leben lang nur Bilder gemacht für Geschichten. Für Menschen. Für ein Drehbuch. Aber nie Bilder nur von einer Stadt. Also, das ist was völlig anderes. Ich hab nie etwas dokumentiert, sondern immer nur Geschichten erzählt. Deshalb habe ich Ciro gefragt, ob er nicht Lust hat, mit mir an diesem Projekt zu arbeiten. Ciro macht nicht nur sehr schöne Bilder als Kameramann, sondern er ist im Gegensatz zu mir ein erfahrener Regisseur und er hat wunderbare Dokumentarfilme gedreht.“ Mit diesen Worten beschreibt Michael Ballhaus sein Engagement bei diesem Projekt und — sehr sympathisch – auch seinen Respekt vor der neuen Aufgabe. Es sind Worte voller Ehrlichkeit, die man bei einem Mann, der in Hollywood quasi alles erreicht hat, nicht vermutet. Und es ist eine Hommage an seinen aus Argentinien stammenden Mitstreiter Ciro Capellani. Weshalb man diesen Film als Gemeinschaftswerk betrachten sollte. Auch wenn der Name Michael Ballhaus natürlich ein höheres Maß an Aufmerksamkeit verspricht.

In Berlin ist weniger eine Dokumentation als vielmehr ein Essay über eine Stadt, die immer wieder heftigen Erschütterungen unterworfen war und die sich deshalb immer wieder verändert und radikal neu entworfen hat. Diese Umbrüche werden auch an den Menschen sichtbar, die Cappellari und Ballhaus für ihre Interviews und Gespräche ausgewählt haben. Neben den beiden Politikern Frank-Walter Steinmeier und Klaus Wowereit sind es Prominente wie die Polit-Talkerin Maybrit Illner, Alexander Hacke (Bassist der Einstürzenden Neubauten), die Schauspielerin Angela Winkler (Die verlorene Ehre der Katharina Blum) und ihre behinderte Tochter Nele (Finnischer Tango), der Kioskbesitzer Ercan Ergin, Wolfram Putz, Lars Krückenberg und Thomas Willmeit vom Architekturbüro GRAFT , die Modemacherinnen Doreen Schulz und Clara Leskovar vom Modelabel c.neeon, der Filmstudent Hakan Savas Mican und viele andere mehr, die Einblicke in „ihre“ Stadt geben.

Locker wechseln die Handlungsstränge und Erzählungen der Menschen, folgen mehr einer inneren Logik oder dem freien Spiel der Assoziationen. Und doch folgt man diesem Film in seiner Unaufgeregtheit gerne, lässt sich treiben im Rhythmus der für eine Metropole diesen Ausmaßes erstaunlich gelassenen Gangart, die mehr einem vergnügten sommerlichen Spaziergang durch Berlin gleicht. Die immer wieder am Rande auftauchende EM 2008 fügt sich harmonisch ein und unterstreicht den gelassenen Charakter, den dieser Essay hat – auch wenn es zu einem Sommermärchen für die Nationalkicker nicht gereicht hat.

Immer wieder zeigen Ballhaus und Cappellari in Zwischenschnitten zwischen den einzelnen Episoden Berlin von oben, in ein mildes morgendliches oder abendliches Licht getaucht, das die Spuren und Schneisen, die Narben und Verwundungen einer faszinierenden Stadt offen legt, ohne sie auszustellen. Das passt bestens zu diesem Film, der mit viel Gelassenheit und Ruhe ein warmherziges Porträt Berlins zeigt, das viel Charme durch den Geist des Unfertigen, des Improvisierten und Flexiblen bezieht. Wie Berlin selbst eben…

In Berlin

Wenn ein Kameramann von Weltruf wie Michael Ballhaus nach einer Karriere neben Filmemachern wie Rainer Werner Fassbinder, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Robert Redford, Mike Nichols und vielen anderen mehr selbst Platz nimmt auf dem Regiestuhl, dann ist das bereits eine Nachricht, die Cineasten aufhorchen lässt.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

thomas thieme · 18.05.2009

toller spd spuk, langweilig zusehen wie der fettwanst und kriegstreiber steinmeier in seinen auf pump finazierten limousinen chauffiert und den kunstfreund gibt. wowis schmierige gelassenheit ist die krönung in der aussage: wäre berlin ein wirtschaftsstandort- so ginge die lebensqualität verloren. zynismus pur. dem filmemacher danke ich, so peinlich ist diese stadt geworden.

Sandy · 17.05.2009

HILFE ich kann ihn hier nicht seheeeeeen, in den anliegenden Kinos kommt der Film einfach nicht, ich krieg die Kriiiise, kann mir jemand helfeeeeeeeeen???? Shit Freiburg ;o)

Rene · 16.05.2009

die musik im hintergrund ist cool aber der film ist scheiße