Ich gehe jetzt rein

Eine Filmkritik von Red.

Zwischen den Welten

Fünf türkischstämmige Frauen in Deutschland und ihre Lebenswege, das ist das Thema dieses Dokumentarfilms. Regisseurin Aysun Bademsoy, die Schwester des bekannten Schauspielers Tayfun Bademsoy (bekannt unter anderem durch seine Auftritte in der Serie Ein starkes Team) begleitet ihre Protagonistinnen bereits seit 13 Jahren. Entstanden sind bislang zwei Filme, Mädchen am Ball (1995) und Nach dem Spiel (1997), die die Lebenswege fünf junger türkischstämmiger Frauen in Deutschland verfolgen, die sich einst zu einer Frauenfußballmannschaft zusammengefunden hatten. In der Zwischenzeit jedoch ist viel passiert – das ganz normale Leben eben.
Begonnen hat das alles vor 13 Jahren auf dem Fußballplatz von Agrispor in Berlin, wo die Mädchen damals dem runden Leder hinterher jagten und sich damit ihr eigenes Stück Freiheit gegen die Konventionen und Traditionen des konservativen Teils der türkischen Community behaupteten. Aus dem gemeinsamen Hobby formte sich eine Gruppe, die voller Hoffnungen und Träume war. Nun, mit dem Abstand von mehr als einem Jahrzehnt, zeigt sich, wie sehr sich die Welt der fünf Frauen – heute sind sie allesamt Ende 20 – verändert hat. Von den Träumen, einen tollen Beruf zu finden, haben sich die wenigsten erfüllt, es blieben Tätigkeiten als Putzfrau und Aushilfe oder Ehe, Scheidung und in einem Fall sogar eine Gefängnisstrafe. Vom jugendlichen Optimismus, der in Mädchen am Ball noch deutlich zu spüren war, ist heute bei Safiye, Arzu, Türkan, Nalan und Nazan nur noch wenig zu spüren. Statt Selbstverwirklichung ist Ernüchterung und manchmal auch Verbitterung eingekehrt. Und trotzdem: Die fünf Frauen, die sich in der Zwischenzeit voneinander entfernt haben, geben das Kämpfen um Freiheit und das eigene Glück nicht auf. Sie sind Kämpferinnen – auf dem Platz und auch im Leben.

Dass Aysun Bademsoy nicht nachhakt, wenn es um Veränderungen und Kämpfe geht, sondern lieber zuhört und die Frauen das berichten lässt, was sie bereit sind vor der Kamera einzugestehen, hat auch mit dem Respekt vor den Frauen zu tun, die sie schon lange kennt. Ihr feinfühliges und selten insistierendes Porträt junger Migrantinnen lässt Raum für Zwischentöne und kleine Beobachtungen, die ein treffendes Bild von der Situation junger Türkinnen in Deutschland zeigen. Besonders schön auch, dass es Bademsoy gelungen ist, die Frauen, deren Lebenswege auseinander drifteten, wieder zusammenzubringen. Nun treffen sie sich wieder regelmäßig und denken auch wieder daran, gemeinsam Fußball zu spielen. Die Kampfkraft dazu haben sie auf jeden Fall nicht verloren. Zumal eine von ihnen, Safiye, sogar Berlins erste türkische Fußballtrainerin geworden ist. Daran soll es also nicht liegen.

Ich gehe jetzt rein

Fünf türkischstämmige Frauen in Deutschland und ihre Lebenswege, das ist das Thema dieses Dokumentarfilms. Regisseurin Aysun Bademsoy, die Schwester des bekannten Schauspielers Tayfun Bademsoy (bekannt unter anderem durch seine Auftritte in der Serie (Ein starkes Team) begleitet ihre Protagonistinnen bereits seit 13 Jahren.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen