Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Erinnerungslose Träume

Das Buch Ich.darf.nicht.schlafen von S. J. Watson schafft in typischer Psychothriller-Manier Spannung: Es beginnt mit dem Aufwachen von Christine, die glaubt, mit einem älteren Mann im Bett gelandet zu sein. Sie schleicht sich ins Bad, entdeckt dort an die Wand geklebte Zettel mit Anmerkungen und Fotos von sich selbst. Dann erklärt ihr der Mann, neben dem sie aufgewacht ist, dass sie seit einem Autounfall ihr Kurzzeitgedächtnis verloren habe. Sobald sie tief schläft, vergisst sie alles, was in den letzten Jahren geschehen ist. Jeden Morgen muss ihr Mann Ben also wieder erklären, wer sie und wer er ist, wo sie leben und was passiert ist. Dann erhält Christine einen Anruf des Psychologen Dr. Nash, der ihr erklärt, dass sie ein Tagebuch führe, das sie im Schrank versteckt habe. Sie schaut nach, findet das Buch und ist schockiert. Denn der erste Satz ihres Tagebuchs lautet: Vertraue Ben nicht!
Im Buch folgt nun das Tagebuch von Christine, mit dem der Leser die Ereignisse nach und nach entschlüsselt. Somit spielt S. J. Watson mit einer unzuverlässigen Erzählerin und greift auf eine betont subjektive Perspektive zurück – noch dazu von einer Frau, die ihr Gedächtnis verloren hat. In einem Film lässt sich das nur schwer umsetzen, dennoch beginnt Rowan Joffes (Brigthon Rock) Adaption sehr nah am Buch ebenfalls mit dem Aufwachen, dem Gang ins Bad und den Erklärungen von Ben (Colin Firth). Dann weicht er jedoch glücklicherweise entscheidend ab: Christine führt ihr Tagebuch nicht schriftlich, sondern per Video. Dadurch benötigt der Film zum einen weniger Zeit, um die Ereignisse zu schildern, zum anderen wird die Dramatik erhöht, da bereits die erste Aufzeichnung aus einer aufgeregten Christine besteht, die sich selbst zuflüstert, sie dürfe ihrem Mann nicht vertrauen.

Nachdem Christine diese Botschaft gesehen hat, erfolgt eine Rückblende, die ihren Nachforschungen und langsam zurückkehrenden Erinnerungen gewidmet ist. Indem sie im Bild zu sehen sind, schafft der Film visuelle Beweise, die die Zweifel am Ehemann erhöhen – und indem der Psychiater Dr. Nash (Mark Strong) kein Jungspund in fester Beziehung, sondern in Christines Alter und an ihr interessiert ist, gibt es einen guten zweiten Verdächtigen. Daneben sorgen weitere kleine Abweichungen für zusätzliche Spannung und im Bild sind zusätzliche Beweise zu finden. So bemerkt Christine beispielsweise, dass manche Fotos von den Badezimmerfließen verschwunden sind.

Durch die Abweichungen verleiht Rowan Joffe seiner Adaption gegenüber der Vorlage höhere Authentizität und Spannung. Dennoch kann auch der Film nicht über die Unglaubwürdigkeiten der Handlung hinwegtäuschen: Warum verschweigt Ben so viel und erzählt nicht von vorneherein eine Version, die näher an der Wahrheit ist? Warum ist er nicht mit ihr an einen anderen Ort gegangen – sie hätte es ja kaum bemerkt. Auch das Ende ist unnötig kitschig, aber immerhin kann sich Christine alleine befreien und braucht keinen Mann, der sie rettet.

Für Leser des Buches fehlt somit das Überraschungsmoment. Sofern man die Buchvorlage aber nicht kennt, ist Ich. Darf. Nicht. Schlafen. ein solider Psychothriller, der sich auf seine Geschichte und Charaktere konzentriert – und mit Nicole Kidman und Colin Firth überraschend passend besetzt ist.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Das Buch „Ich.darf.nicht.schlafen“ von S. J. Watson schafft in typischer Psychothriller-Manier Spannung: Es beginnt mit dem Aufwachen von Christine, die glaubt, mit einem älteren Mann im Bett gelandet zu sein. Sie schleicht sich ins Bad, entdeckt dort an die Wand geklebte Zettel mit Anmerkungen und Fotos von sich selbst. Dann erklärt ihr der Mann, neben dem sie aufgewacht ist, dass sie seit einem Autounfall ihr Kurzzeitgedächtnis verloren habe.
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