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Da findet ein junger Mann seine erste Liebe und schon droht das Schicksal, sie ihm für immer zu entreißen. Lässt sich der Krebs durch Stoßgebete und den Glauben an Gottes Hilfe besiegen? Das Drama mit christlicher Thematik basiert auf der Lebensgeschichte des amerikanischen Musikers Jeremy Camp.

I Still Believe (2020)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Eine Liebe, die sich nicht aufgibt

In diesem romantischen Drama wird eine junge Liebe auf die schwerste aller Prüfungen gestellt. Aber wenn von der Liebe in einem Film für ein christliches Publikum die Rede ist, handelt es sich zugleich auch stets um die Liebe zu Gott. Da erzählt beispielsweise der Sänger und Musiker Jean-Luc La Joie (Nathan Dean Parsons) dem College-Neuzugang Jeremy Camp (KJ Apa), dass er Liebeslieder schreibe, für Gott — und ja, manchmal auch für eine Frau.

Jeremy Camp ist ein vor allem in den USA bekannter christlicher Musiker, auf dessen gleichnamigem Memoirenbuch der Film basiert. Nach I Can Only Imagine: Der Song meines Lebens von 2018 über den christlichen Rockmusiker Bart Millard, ist dies nun das zweite musikalische Biopic des Regieduos Andrew und Jon Erwin, die sich auch The Erwin Brothers nennen. Für die Hauptrolle haben sie den attraktiven, aus der Serie Riverdale bekannten Schauspieler KJ Apa gewonnen, der zugleich Musiker ist und etliche Songs von Jeremy Camp und anderen selbst interpretiert.

Schon in der ersten Szene des Films liegt Erbaulichkeit in der Luft. Die Sonne geht am orangerot gefärbten Himmel auf und ein Greyhound-Bus fährt über das flache, friedliche Land. Dieser Bus wird den 20-jährigen Jeremy aus seiner Heimatstadt Lafayette in Indiana quer durch das Land bis nach Kalifornien aufs evangelikale College bringen. Die Eltern Tom (Gary Sinise) und Teri (gespielt von Country-Sängerin Shania Twain, ganz ohne Gesang) haben wenig Geld. Sie mussten für die Gitarre, die sie dem Musiktalent Jeremy zum Abschied schenken, einen Kredit aufnehmen. Jeremy ist ein guter Sohn und großer Bruder – die Eltern sind ganz gerührt, wie lieb er sich von dem geistig behinderten, kleinen Josh (Reuben Dodd) verabschiedet.

Kaum auf dem College angekommen, hilft Jeremy auch schon mit bei einem Konzert des Sängers und Songwriters Jean-Luc – auch diesen gibt es in Wirklichkeit. Und er verliebt sich prompt in die blonde Melissa (Britt Robertson), die andächtig in der Menge steht. Die Dinge werden in diesem Film schnell auf den Punkt gebracht und zwar mit auffallend einfachen Worten. Da will Jeremy von Jean-Luc wissen, wie man ins Musikgeschäft kommt und dieser antwortet, entscheidend sei doch, was man seinem Publikum sagen wolle. Als Jeremy um Melissas Freundschaft wirbt, prescht er mit jungenhafter Unbedarftheit vor, redet von einem Date, als sie ihn zu einer Strandparty einlädt, bricht mit der Tür ins Haus, was seine Gefühle anbelangt. KJ Apa spielt diese Szenen sympathisch und glaubhaft, ohne den Charakter lächerlich wirken zu lassen. Britt Robertson verleiht Melissa einen unabhängigen Geist und Fröhlichkeit, sowie die oft praktizierte Fähigkeit, beseelt zu strahlen.

Auch Melissa verliebt sich, allerdings hapert es schon bald mit dem jungen Glück. Jean-Luc wirbt schon länger um Melissa und sie scheut sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Als Jean-Luc dahinterkommt, dass Melissa und der Student, den er musikalisch fördert, zusammen sind, ist er von beiden sehr enttäuscht. Melissa zieht sich nun auch von Jeremy zurück, der verwirrt und mit gebrochenem Herzen über die Weihnachtstage heimfährt.

Als jedoch ein Anruf von Jean-Luc kommt, dass Melissa im Krankenhaus liegt, lässt Jeremy alles stehen und liegen und eilt an ihr Krankenbett. Dieser Plot erinnert an The Big Sick. Der Schauspieler und Comedian Kumail Nanjiani spielt sich dort selbst in einer Geschichte, die davon erzählt, wie er seine Frau Emily V. Gordon kennen- und lieben lernte. Auch er verbringt viele Tage am Krankenbett seiner großen Liebe, aber damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn statt Komik mit Culture-Clash-Thematik gibt es in I Still Believe Glaubens- und Liebesbekenntnisse, auch in Form ernster Songs.

Melissa hat Krebs. Als sie ihm ihre Liebe gesteht, weiß Jeremy sofort, dass er das College unterbricht, um tagein, tagaus an ihrer Seite zu sein. Und er will sie vor den Traualtar führen. Ähnlich wie in dem christlichen Film Breakthrough – Zurück ins Leben aus dem Jahr 2019 soll auch hier die Kraft des Gebets ein medizinisches Wunder bewirken. Aber Wunder sind nun einmal rar, oder sie säen trügerische Hoffnung, besonders, wenn es sich um Krebs in fortgeschrittenem Stadium handelt. Die Geschichte durchläuft eine emotionale Berg- und Talfahrt, die ziemlich glaubhaft wirkt.

Wie das junge Paar zusammenhält, wie sowohl Melissa, als auch Jeremy in eine Glaubenskrise geraten und ihre Einstellungen auf den Prüfstand stellen - das hat vielleicht auch einem heutigen, von der Corona-Krise gebeutelten Publikum etwas zu sagen. Als Jeremy seinen Vater, der Pastor ist, fragt, ob er angesichts des Unglücks in seinem eigenen Leben nie an Gott gezweifelt habe, hält ihm dieser eine bewegende Ansprache. Sie ist mit ihren Erkenntnissen über die menschliche Existenz auch für Atheisten brauchbar und beeindruckend.

Im späteren Verlauf der Geschichte ist es schwer, die Tränen zurückzuhalten. Die Szenen des Leidens und der Trauer sind auch ganz schön lang und zahlreich, dazwischen gibt es natürlich Konzertauftritte von Jeremy. Vor seinen Liedern spricht er auf der Bühne über Melissa und über Gott. Für ein eher weltliches, europäisches Publikum mag das peinlich, schwülstig, befremdlich klingen. Und Geschichten über Liebespaare im Kampf gegen den Krebs gibt es ja auch schon etliche. Aber trotz dieser Einschränkungen ist den Brüdern Erwin doch ein ansehnlicher und auch berührender Film mit tiefgründigen Passagen gelungen.

I Still Believe (2020)

Der aufstrebende junge Musiker Jeremy (K.J. Apa) verliebt sich Hals über Kopf in die bezaubernde Melissa (Britt Robertson). Doch ihr Glück scheint nur von kurzer Dauer, denn Melissa erhält eine schreckliche Diagnose. Durch Jeremys Musik schöpft das junge Paar immer wieder Kraft, sich gegen das Schicksal zu stellen. Ihr gemeinsamer Lebensmut scheint alles überwinden zu können. Doch ist ihre Liebe stark genug, den Weg bis zum Ende gemeinsam zu gehen?

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Meinungen

Mike · 24.07.2022

Ist tatsächlich einer schöner Film, den ich mir gern nochmal ansehen werde..
Als Atheist ist es schon hier und da überladen schnulzig und seeehr christlich, wo man mit den Augen leiert 😄, dennoch hat mich der Film und die Geschichte mitgenommen. Dabei ist dieses Genre so gar nicht meins und hatte überlegt was anderes zu sehen…

Pascal · 18.07.2022

Ein toller Film nach wahrer Geschichte .

Und für das Budget was der Film 🎥 kostete einfach nur dass maximale rausgeholt

Jebus · 12.09.2020

In einen Liebesfilm verpackte christliche Propaganda.
Der Trailer lässt überhaupt nicht darauf schließen, dass es sich um einen Film handelt, bei dem die religiöse Botschaft an zentraler Stelle steht. Für christliche Menschen eventuell befriedigend, für ein aufgeschlosseneres Publikum leider sehr dumpf wirkende Propaganda. Die eigentlich rührende Liebesgeschichte leidet meiner Meinung nach sehr darunter.

Sanne · 29.08.2020

Ein wunderschöner und ermutigender Film! Wie schön, dass er es in die Kinos geschafft hat , so ganz frei von Sex, Drugs und Nervenkitzel!

Helene · 15.08.2020

Toller Text. Gefällt mir sehr.
Vor allem der letzte Abschnitt zur Einschätzung über Europäer ist hervorragend getroffen.

Ich weiß, dass ich den Film niemals sehen werde, weil ich durchweg weinen würde. (Ähnlich wie bei "The Notebook" oder "A walk to remember")
Also bitte erlöse mich und teile mir mit, ob sie es überlebt am Ende oder stirbt! Vielen Dank.

Tanja · 16.12.2020

Ein wunderschöner Film sehr tränenteich vor allem wenn man sowas schon mit erleben musste. Leider kein Happy End. 😥