Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Jagd auf einen Kriegsverbrecher

Der Journalist Simon Hunt (Richard Gere) und sein Kameramann Duck (Terence Howard) sind ein eingespieltes Team, das schon viel zusammen erlebt hat: Gemeinsam waren sie in nahezu allen Krisenregionen der Welt unterwegs und haben Berichte produziert, die innerhalb der Branche zur Legende geworden sind. Ob in Bosnien, Somalia, dem Irak oder El Salvador, stets waren die beiden da, wo es brannte, wo Menschen durch sinnlose Gewalt, Bürgerkrieg oder andere Konflikte starben.
Doch eines Tages im Jahre 1994 verändert sich mit einem Schlag alles – als Hunt zu einem Bericht in das kleine bosnische Dorf Polje geschickt wird, wo ein Massaker stattgefunden hat, verliert er die Nerven, pöbelt während einer Live-Schaltung den Moderator der Nachrichtensendung an und reckt zum Schluss seinen Allerwertesten in die Kamera. Was folgt, ist das jähe Ende einer steilen Karriere. Duck hat Glück und landet weich, er wird zum Chefkameramann ernannt und kann fortan ein komfortables Leben führen, Hunt hingegen stürzt ab, schlägt sich mit wagemutigen Reportagen für kleine und kleinste Fernsehsender durch und verschwindet eines Tages ganz von der Bildfläche. Doch Totgesagte leben länger…

Einige Jahre später wird Duck gemeinsam mit dem unerfahrenen Reporter Benjamin Strauss (Jesse Eisenberg), dem Sohn des Sender-Vizepräsidenten nach Sarajewo geschickt um von den Feierlichkeiten zum Jubiläum des Kriegsendes zu berichten. Prompt begegnen die beiden Simon Hunt wieder, der einer heißen Sache auf der Spur ist, die ihn wieder bei den großen Sendern ins Spiel bringen soll: Er weiß, wo sich der international gesuchte Kriegsverbrecher Dr. Boghdanovic (Ljubomir Kerekes), genannt „der Fuchs“, aufhält. Doch die Jagd auf den „Fuchs“ wird für die Reporter zu einem wahren Himmelfahrtskommando…

Richard Shepards durchaus rasanter und spannender, wenngleich auch reichlich konventioneller Film Hunting Party — Wenn der Jäger zum Gejagten wird / The Hunting Party basiert auf einem realen Erlebnis aus dem Jahre 2000. Im Oktober jenen Jahres erschien in der amerikanischen Zeitschrift Esquire ein Artikel mit dem Titel „What I did on my Summer Vacation“ des Journalisten Scott Andersen. Darin beschrieb Andersen, wie er gemeinsam mit vier Kollegen in Sarajevo auf die Idee kam, den bis zum heutigen Tage untergetauchten Kriegsverbrecher Radovan Karadžić auf eigene Faust ausfindig zu machen. Der Lohn der Mühen wäre nicht nur eine echte Top-Story, sondern auch eine Belohung von 5 Mio. US-Dollar gewesen. Tatsächlich schafften es die Journalisten auch in die Nähe des gefürchteten Führers der bosnischen Serben, wurden aber bei ihren Untersuchungen von der CIA massiv behindert. Dies also der reale Hintergrund zu Hunting Party – Wenn der Jäger zum Gejagten wird. Im Vergleich zu den tatsächlichen Ereignissen wurde für die Lainwandadaption einiges gestrafft, verändert und bisweilen auch sehr auf die Spitze getrieben, was der Glaubwürdigkeit des Films dann doch nicht gerade hilft. Überhaupt präsentiert der Film verschiedene Tonalitäten, zeigt sich mal bissig-sarkastisch, dann wieder ein wenig rührselig, dann als Buddy-Movie reinsten Wassers und dann wieder als Polit-Thriller. Das ist durchaus gefällig anzusehen und auch recht unterhaltsam, manchmal sogar witzig, sofern man diese Art von Filmen mag; das eigentliche Thema aber ist verschenkt und dient lediglich als Aufhänger für die Story. Und wenn am Ende gar festgestellt wird „Nur die unglaublichsten Teile dieser Geschichte sind wahr“, dann ist das schon eine kühne Behauptung.

Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird

Der Journalist Simon Hunt (Richard Gere) und sein Kameramann Duck (Terence Howard) sind ein eingespieltes Team, das schon viel zusammen erlebt hat:
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Meinungen

· 30.11.2007

Ganz nette Dutzendware, die es ähnlich schon x-mal gegeben hat.