Human Zoo

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Berlinale 2009: Panorama

Human Zoo ist einer dieser Filme, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Das Spielfilmdebüt der jungen Dänin Rie Rasmussen ist der diesjährige Eröffnungsfilm Sektion „Panorama“ der Berlinale. Rasmussen, Regisseurin und Hauptdarstellerin in Personalunion spielt Adria, eine junge Frau, halb Serbin, halb Albanerin, die während der Balkankrise mit Hilfe eines serbischen Deserteurs dem Tod entkommt. Ihr späteres Leben verbringt sie illegal in Frankreich, wo sie versucht ein neues Leben zu beginnen. Die Kluft zwischen ihren Erlebnissen und dem Versuch ein modernes, glückliches und westeuropäisches Leben zu beginnen, ist denkbar groß. Gekonnt wird der Zuschauer durch einen Wechsel aus Rückblenden in die Zeiten des Krieges und in Adrias Versuche ein neues Leben aufzubauen eingeführt.
Dabei ist Adria zwar Opfer unglücklicher Umstände, doch niemals passiv und schwach. Leise und mit viel Intelligenz erarbeitet sie sich unter schlimmsten Bedingungen ihre Freiheit und Selbstständigkeit. Auch wenn die Männer in ihrem Leben denken, dass sie in Abhängigkeit von ihnen lebt, so sind es doch sie, die schon bald nicht mehr von ihr lassen können. Adrias bitteres Schicksal wird nicht in sonst üblich dramatischer Weise dargestellt. Rasmussen beweist mit intelligentem Humor und einem spritzig anarchischen Erzählstil, dass man auch den größten Dramen ein Lachen abgewinnen kann. Ebenso erfrischend wie gefühlvoll sind die Sexszenen, die nicht nur vor Leidenschaft und Lebenslust sprühen. Bei allem Voyeurismus vermitteln sie durch ihre Natürlichkeit eine selten im Kino zu sehende Offenheit und Menschlichkeit von der sich jeder amerikanische Film ein Scheibchen abschneiden könnte.

Rasmussen inszeniert einen dynamischen Taumel der Gefühle. Wie im wahren Leben liegen Witz und tiefste Dramatik, große Liebe und Tod so nah bei einander, dass man mit Weilen nicht weiß, ob man lachen oder entsetzt sein soll. Und genau das ist es, was Rie Rasmussen am Herzen liegt. Wie sie selbst schon in der Einführung sagte: es geht um große Gefühle, um Leben. Man soll den Film entweder lieben oder abgrundtief hassen. Wer ihn aber nur lauwarm findet, den müsse sie leider nach der Vorstellung umbringen.

Human Zoo, ist ein anarchisches Kleinod, im ständigen Wechselbad der Gefühle, niemals kitschig, niemals weinerlich sondern gefüllt mit Liebe, Charme und einem ganz neuen Blick auf das zusammenwachsende Europa.

Human Zoo

Human Zoo ist einer dieser Filme, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Das Spielfilmdebüt der jungen Dänin Rie Rasmussen ist der diesjährige Eröffnungsfilm Sektion „Panorama“ der Berlinale.
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Meinungen

Marco Dreysse · 09.02.2009

Ich bin jetzt 27, freier Filmproduzent und habe Jahre an Filmschulen verbracht - aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Was für ein Film! Rie Rasmussen gehört definitv die Zukunft. Was für eine Frau, was für ein Werk! Der absolute Wahnsinn! Ich kriege mich vor Begeisterung gar nicht mehr ein. Ich weiß nicht ob ich jemals derart begeistert von einem Film war, wie von diesem. Spannend, aufwühlend, erotisch, real, surreal, stilvoll, radikal, einfühlsam, politisch, unterhaltend, ... Meine Verehrung!