Homefront (2013)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Misstöne mit pazifistischer Note

Dass ein neuer Film mit Action-Star Jason Statham (Crank, Transporter) herauskommt, ist bei dem Output des britischen Darstellers keine große Sache. Wenn aber kein geringerer als Sylvester Stallone für das Drehbuch verantwortlich ist, bekommt der Streifen natürlich gleich etwas mehr Aufmerksamkeit. Die Geschichte, die nach Stallones Aussage ursprünglich als finale Rambo-Episode vorgesehen war, ist nicht allein fokussiert auf Action, sondern bemüht sich, wie andere Storys aus der Feder Stallones auch, um Drama und sozialkritische Töne. Bei Homefront will das aber nicht richtig funktionieren.

Seiner Vergangenheit kann man nicht so schnell entkommen: Zwar hat Phil Broker (Jason Statham) seinen Job als verdeckter Ermittler für die Drogenbekämpfungsbehörde DEA nach dem Tod seiner Frau an den Nagel gehängt und ist mit seiner Tochter Maddy (Izabela Vidovic) in eine Kleinstadt in der Nähe von Louisiana gezogen. Doch der Zufall will es, dass der örtliche Drogendealer Gator Bodine (James Franco) Wind von Brokers früherer Identität bekommt.

Zunächst zum Guten: Homefront, der wie ein aus der Zeit gefallener Western daher kommt, ist recht spannend. Auch wenn man als Zuschauer sofort weiß, welche Richtung das Ganze nimmt, sitzen die Daumenschrauben von Beginn an fest und werden kontinuierlich angezogen. Das fängt mit einem Zwischenfall in der Schule an, bei dem Brokers kampfgeschulte Tochter zufällig gerade dem Neffen des örtlichen Drogenbarons aufs Maul haut und hangelt sich so an weiteren Zufällen entlang, bis schlussendlich der Anführer der Motorradgang, die unser Protagonist als verdeckter Ermittler vor einiger Zeit dingfest gemacht hat, dessen Aufenthaltsort erfährt. Auch die Actionszenen gehen klar. Und es liegt auch weder an Regisseur Gary Fleder (Denn zum Küssen sind sie da, Sag kein Wort), der ein gutes Auge für die Südstaatenstimmung hat, noch an der Besetzung (die neben den Stars Jason Statham und James Franco mit Wynona Ryder, Clancy Brown und Kate Bosworth noch ein paar interessante Namen bereithält), dass der Film insgesamt keinen positiven Eindruck hinterlässt.

Es ist sein Ton, man könnte auch sagen, seine Gesinnung, die zögern lässt, Homefront einfach als unterhaltsames Action-Kino zu genießen. Die Message: Krieg ist unvermeidlich, aber an meinem Gartenzaun hat er bitteschön aufzuhören. Wenn nicht, habe ich das Recht, mit aller Härte zurückzuschlagen. Der rechtschaffende Amerikaner beginnt keinen Streit, aber wenn er oder seine Familie schräg angemacht werden, dann hat er das Recht, sich zu verteidigen. Das soll nicht heißen, dass Stallone mit seiner Geschichte Gewalt propagiert. An vielen Stellen scheint er sogar fast schon das Gegenteil zu tun, wenn er beispielsweise immer wieder herausstellt, dass man seine Kinder beschützen muss, damit sie nicht Zeuge von Gewalttaten werden. Die Gewaltszenen werden dabei einerseits alibimäßig als Akte der Notwendigkeit inszeniert, anderseits wird keine Gelegenheit ausgelassen, in der Broker seinem Gegner ordentlich die Fresse polieren kann. In solchen Momenten wird Homefront widersprüchlich. Die vereinfacht dargestellten Figuren, die auf dem Reißbrett entworfenen Konflikte und manch dümmliche Idee erhöhen nicht gerade die Bereitschaft, in der Geschichte nach pazifistischen Noten Ausschau zu halten.

Deswegen hinterlässt Homefront einen sehr zwiespältigen Eindruck. Die für Stallone bewährte Mixtur aus Action, persönlichem Drama und sozialkritischen Anklängen funktioniert im Fall des unausgereift wirkenden Films jedenfalls nicht. Unentschlossen taumelt er zwischen moralingetränkter Vater-Tochter-Geschichte und martialischem, fast schon reaktionärem Action-Kino hin und her.
 

Homefront (2013)

Dass ein neuer Film mit Action-Star Jason Statham („Crank“, „Transporter“) herauskommt, ist bei dem Output des britischen Darstellers keine große Sache. Wenn aber kein geringerer als Sylvester Stallone für das Drehbuch verantwortlich ist, bekommt der Streifen natürlich gleich etwas mehr Aufmerksamkeit.

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Meinungen

Martin Zopick · 24.03.2022

Alleinerziehender Vater, Phil Broker (Jason Statham), zieht mit seiner Tochter Maddy (Izabela Vidovic) aufs Land. Er hatte sie zuvor in Selbstverteidigung unterwiesen. Maddy beweist, dass sie sich wie ihr Vater zu wehren weiß, wenn sie angegriffen wird und vermöbelt prompt einen Fettklos auf dem Schulhof. Phil redet mit der Schulpsychologin Susan (Rachelle Levèvre). Er entschuldigt sich auch bei den Eltern des verhauten Buben. Dessen Mutter Cassie (Kate Bosworth) lässt es aber nicht auf sich beruhen und schaltet ihre Bruder Gator (James Franco) ein. Der stellt Drogen her.
Wie so oft rückt Jason Statham Möbel, wenn er ungerechterweise herausgefordert wird.
Er schafft den Spagat zwischen einem fürsorglichen Vater im Umgang mit Tochter Maddy und dem Kampf gegen den Drogendealer Gator und seine Bande. Beste Stunts begleitet von viel Pyrotechnik bieten aufregende Unterhaltung. Die Vater – Tochter Beziehung bringt jede Menge Emotionen ins Spiel. Gangsterbraut Sheryl (Winona Ryder) wechselt ebenso die Seiten wie Sheriff Brown. Die schier endlose Masse von Akteuren, die von Phil zu Brei verarbeitet werden, stellt lediglich Kanonenfutter für den Klopfer dar. Und das will das geneigte Publikum sehen, denn Phil verhaut immer die Richitigen.
Drehbuchautor Sylvester Stallone hat sich für eine fortsetzungsmäßige Option entschieden: Phil besucht den Obergangster Danny „T“ im Gefängnis und heißt ihm, sich seiner anzunehmen, wenn er wieder raus kommt…Das verheißt nichts Gutes. Ist aber überflüssig wie ein Kropf.