Henry's Crime

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Versatzstückstückelung

Henry’s Crime ist ein ärgerlicher Film. Da sich die positiven Seiten schneller aufzählen lassen, diese zu erst. In den ersten dreißig Minuten des Filmes gibt es Hoffnung, dass hier ein filmisches Werk entsteht, das einen eigenen Charakter hat, das interessiert, dass nicht aus Versatzstücken unzähliger anderer Filme zu einem wilden Genremix zusammengestückelt wurde. Es gibt Anlass zum Interesse, denn die Figuren erscheinen anfänglich herrlich skurril und eigen. Da ist Henry (Keanu Reeves), ein unglaublich lakonischer und unbeholfener Mann, der stoisch seinen Arbeitstag in einem Wärterhäuschen verbringt. Durch einen dummen Zufall gerät er in einen Banküberfall und wird als einziger geschnappt. Aus welchem Grund auch immer gibt er die anderen nicht Preis und landet im Gefängnis. Hier trifft er auf Max (James Caan), der schon so lang im Knast sitzt, dass er eigentlich nicht mehr raus will. Nach Ablauf seiner Haftstrafe denkt sich Henry, dass es eine gute Idee wäre den Überfall, den er gar nicht begangen hat tatsächlich durchzuziehen. Dazu holt er Max aus dem Gefängnis und beide schleichen sich in ein gegenüberliegendes Theater ein, um von dort aus eine Tunnel zu graben. Dort treffen sie auf die kauzige Julie (Vera Famiga) und ihr Ensemble, die dort Proben. Henry und Julie kommen sich näher…
Genau hier hört der Film schon wieder auf gut zu sein, denn wer drei Mal raten darf, wird unter Garantie darauf kommen, wie der Film von da an weiter geht.

Keanu Reeves Minimalmimik ist man ja schon gewohnt, doch hier wird es eine Farce ihm dabei zusehen zu müssen, wie er als Dreh- und Angelpunkt des Filmes ausgerechnet einen Stoiker spielt, der innerhalb des Filmes eine Art Emanzipation erlebt. Die findet nur nicht statt, denn Reeves findet nicht statt. Mit der Ausstrahlung und Aktion eines Wachkomapatienten reißt er trotz einiger Versuche von James Caan und Vera Farmiga die Geschichte in den Abgrund. Doch es ist nicht allein seine Schuld. Henry’s Crime scheitert leider schon am Drehbuch, welches bunt durcheinander gewürfelt diverse Standardsituationen aus verschiedenen anderen Filmen und Genres aneinanderreiht ohne jemals in irgendeiner Weise innovativ, überraschend oder wenigstens unterhaltsam zu sein. Hat man einen „Heist“-Film (oder Gefängisfilm, oder Ensemblefilm, oder romantischen Film) gesehen, hat man Henry’s Crime gesehen. Ein Filmklischee folgt auf das andere – sie alle versammeln sich in diesem Film und führen kein einziges Stück über die allgemeine Erwartung hinaus. Und auch die anfänglich skurrilen Charaktere verkommen gegen Ende zu völlig neurotischen Stereotypen, die unsympathisch daherkommen und zu denen nur schwerlich Empathie aufgebaut werden kann.

So bleibt nur das Fazit: Henry’s Crime ist unmotivierend, nur marginal interessanter Film, der abgesehen von ein paar kleinen Szenen kaum Unterhaltungswert besitzt.

Henry's Crime

„Henry’s Crime“ ist ein ärgerlicher Film. Da sich die positiven Seiten schneller aufzählen lassen, diese zu erst. In den ersten dreißig Minuten des Filmes gibt es Hoffnung, dass hier ein filmisches Werk entsteht, das einen eigenen Charakter hat, das interessiert, dass nicht aus Versatzstücken unzähliger anderer Filme zu einem wilden Genremix zusammengestückelt wurde.
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