Hardcore

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Sie haben Jimmy getötet! Ihr Schweine!

Die Idee hat es durchaus in sich: Die First-Person-Experience eines Ego-Shooters auf einen abendfüllenden Film zu übertragen, ist zumindest unkonventionell. Allerdings leidet Hardcore auch darunter, dass man zwar als Zuschauer mitten im Geschehen ist, aber eben doch keinen Bezug zu der kaum vorhandenen Geschichte aufbauen kann.
Was mit ihm passiert ist, weiß er nicht, aber als Henry erwacht, ist er ein Cyborg. Eine Kampfmaschine, die von seiner Frau zum Leben erweckt wurde, nun aber fliehen muss, weil der sinistere Akan mit seiner Armee an Söldnern hinter ihm her ist. Henry weiß nicht, was er tun soll, aber dann trifft er Jimmy (Sharlto Copley), der immer wieder ins Gras beißt, aber dennoch stets zur Stelle ist, um der Kampfmaschine einen weiteren Hinweis darauf zu geben, wie er ein für allemal mit Akan abrechnen kann.

Im Grunde ist das Format eher einem Kurzfilm zuträglich. In der Form suchte Ilya Naishuller auch nach Investoren für seinen mit zwei Millionen Dollar extrem günstig budgetierten Film, der dafür aber reichlich an Action und Effekten zu bieten hat – und zwar solche, die nichts für zartbesaitete Gemüter sind: Wenn Henry loslegt, dann spritzt das Blut in rauen Mengen. Über knapp 90 Minuten ist das Format allerdings ermüdend und anstrengend, weil man zwar die Sichtweise eines Games kopiert, den Zuschauer dabei aber nicht abholt. Es gibt für ihn in der minimalistischen Geschichte keinen Bezugspunkt. Eigentlich sollte dieser Henry sein, aber durch seinen Point of View und den Umstand, dass er stumm ist, gibt es niemanden, mit dem man sich identifizieren kann. Man nimmt zwar den Blickwinkel der Hauptfigur ein, fühlt sich aber von allem losgelöst. Damit wird der Clou bei Hardcore – Aussehen und Gefühl eines Ego-Shooters zu imitieren – zu einer Schwäche des Streifens. Nachdem die Neugier, wie das wohl als Film wirken mag, befriedigt ist, stellt sich eine Form von Langeweile ein. Es ist im Grunde so, als würde man jemand anderem anderthalb Stunden zuschauen, wie er ein Game zockt. Spannender wäre es da sicherlich, das selbst zu tun. Diese Form der Interaktivität kann ein Film aber nicht bieten.

Dafür hat man jede Menge Sequenzen, die noch mehr das Gefühl erzeugen, man würde einem abgefilmten Game-Verlauf folgen. Immer, wenn Sharlto Copleys Figur auftaucht, gibt es eine Exposition und Vorbereitung auf das nächste Level. Die Frage nach der Logik stellt sich hier gar nicht, die Notwendigkeit diktiert Jimmys Einmischung. Denn ohne ihn ginge es schlichtweg nicht weiter. Copley ist das Highlight des Films. Er spielt erstaunlich viele verschiedene Versionen einer Figur und schafft es, sie alle mit einer eigenen Identität zu versehen.

Davon abgesehen überzeugen ein paar der Action-Einlagen, die schnell, wild, überdreht und reichlich gewalttätig sind. Repetition ist im Verlauf des Films zwar immer gegeben, teilweise macht die schrille Action-Granate aber schon Spaß – nur in der Langstrecke funktioniert er eben nicht uneingeschränkt.

Hardcore

Die Idee hat es durchaus in sich: Die First-Person-Experience eines Ego-Shooters auf einen abendfüllenden Film zu übertragen, ist zumindest unkonventionell. Allerdings leidet „Hardcore“ auch darunter, dass man zwar als Zuschauer mitten im Geschehen ist, aber eben doch keinen Bezug zu der kaum vorhandenen Geschichte aufbauen kann.
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