Gucha

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Romeo und Julia auf dem Balkan

Nach den Wirren der verschiedenen Kriege auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens in den neunziger Jahren findet der Balkan langsam wieder zu einem geregelten Leben zurück, auch wenn die Gräuel der Vergangenheit noch lange nachwirken werden. Künstlerisch hat die Verarbeitung des Schreckens längst begonnen, wie die Filme Emir Kusturicas und anderer Filmemacher wie Jasmila Zbanić (Esmas Geheimnis – Grbavica) eindrucksvoll beweisen. In Gucha / Guca! richtet der Nachwuchsregisseur Dušan Milić, der zuvor als Regieassistent von Emir Kusturica sein Handwerk erlernte, nun den Blick auf das nicht minder schwierige Alltagsleben in Ex-Jugoslawien. Kein Wunder also, dass es sich Milićs Lehrmeister nicht nehmen ließ, den Film höchst selbst zu produzieren.
Jahr für Jahr findet seit 1962 in Guča in Westserbien ein Festival für Blasmusik statt, das als Mekka für den Balkan Brass gilt, der mittlerweile dank DJs wie Shantel und seinem Bucovina Club auch die westeuropäischen Metropolen erobert. Hunderttausende von Besuchern feiern, tanzen und trinken dort, und es ist der Traum eines jeden Blasmusikers, bei diesem Festival mit der "Goldenen Trompete" ausgezeichnet zu werden. Diesen Traum träumt auch der junge Roma Romeo (Marko Marković), der in der Gypsy-Band "Sandokan Tigers" seines Stiefvaters spielt. Doch es gibt einen großen Konkurrenten im Kampf um die Goldene Trompete, Vladisho Trandafilović, genannt "Satchmo" (Mladen Nelević). Als sich Romeo ausgerechnet in Satchmos Tochter Juliana (Aleksandra Manasijević) verliebt, ist schnell klar, dass es in diesem Jahr in Guča nicht allein um musikalische Ehren, sondern auch um konkurrierende Musik- und Lebensauffassungen, um die Liebe und um die Schwierigkeiten des Zusammenlebens verschiedener Ethnien geht, eine explosive Mischung, die aber gottlob nur musikalisch ausgetragen wird. Denn wenn es Romeo gelingen solle, Satchmo im Bläser-Wettstreit zu besiegen, will dieser seine Zustimmung zu der Verbindung zwischen dem jungen Roma und seiner Tochter geben…

Dušan Milić hat sich bei seinem Film nicht nur von William Shakespeare, sondern auch von den farbenfrohen und musiktrunkenen Melodramen des Bollywood-Kinos inspirieren lassen, was auf den ersten Blick nicht so recht zu unserem Bild vom Balkan passen mag. Wenn man sich allerdings auf den Film eingelassen hat, stört der stete Wechsel von Musik und Handlung weniger, wenngleich von Anfang an wenig Zweifel daran bleiben, wie das Liebeswerben von Romeo und Julia wohl ausgehen mag. Ein bisschen weniger Vorhersehbarkeit hätte dem Film keinesfalls geschadet, so aber bleiben vor allem unvergessliche musikalische Erlebnisse und eine vor Lebensfreude sprühende Inszenierung mit satten Farben und manchem Klischee die nachdrücklichste Erinnerung an Gucha / Guca!.

Gucha

Nach den Wirren der verschiedenen Kriege auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens in den neunziger Jahren findet der Balkan langsam wieder zu einem geregelten Leben zurück, auch wenn die Gräuel der Vergangenheit noch lange nachwirken werden.
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Meinungen

MZec · 16.11.2007

Der film war sehr interessant. Die Kultur und Charaktere wurde super umstetzt.
Meiner Meinung nach ein Film für jedermann!!!