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Im Filmmusical „Greatest Days“ dienen die Songs von Take That dazu, von Freundschaft und Zusammenhalt zu erzählen. Das hat (mindestens) „a fist of pure emotion“.

Greatest Days (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Never Forget

Die britische Boygroup Take That, ursprünglich bestehend aus Gary Barlow, Howard Donald, Jason Orange, Mark Owen und Robbie Williams, war vor allem in der ersten Hälfte der 1990er Jahre ein popkulturelles Phänomen. Und auch nach dieser Hochphase erlebte sie Comebacks; bis heute besteht sie in reduzierter Mitgliederzahl. Das 2017 uraufgeführte Jukebox-Musical The Band entwarf rund um die Hits von Take That eine fiktive Geschichte, ähnlich wie es zuvor schon Mamma Mia! und dessen Verfilmung mit den Songs von ABBA höchst erfolgreich getan hatte. Mit „Greatest Days“ folgt nun die Leinwandadaption.

Das Skript des englischen Dramatikers Tim Firth erzählt auf zwei Zeitebenen von Freundschaft. Zum einen erleben wir, wie die 16-jährigen Schülerinnen Rachel (Lara McDonnell), Debbie (Jessie Mae Alonzo), Heather (Eliza Dobson), Claire (Carragon Guest) und Zoe (Nandi Sawyers-Hudson) Mitte der 1990er Jahre in der englischen Stadt Clitheroe für eine populäre Boygroup schwärmen und schließlich ein Konzert der Band in Manchester besuchen. Zum anderen befinden wir uns in der Gegenwart, in der Rachel (jetzt verkörpert von Aisling Bea) als Kinderkrankenschwester tätig ist und bei einer Radioshow unverhofft Tickets für ein Reunion-Konzert der einst so geliebten Gruppe in Athen gewinnt.

Statt ihren Partner Jeff (Marc Wootton) und aktuelle Bekannte mitzunehmen, fasst sie den Entschluss, dieses Ereignis mit ihrer Clique von damals teilen zu wollen. Seit mehr als zwei Dekaden haben sich die früher so engen Freundinnen aus den Augen verloren. Doch Heather (Alice Lowe), Claire (Jayde Adams) und Zoe (Amaka Okafor) tauchen tatsächlich auf. Der Trip verläuft anders, als zunächst gedacht – auch weil die Frauen einen tragischen Vorfall in der Vergangenheit noch immer nicht verarbeitet haben.

Greatest Days hat viele unfassbar schöne Momente, die das Gefühl erfassen, für etwas leidenschaftlich zu brennen, sowohl individuell als auch im Kollektiv. Ob es nun in der eigenen Jugend Take That waren oder die Beatles oder andere Boy- und Girlgroups wie New Kids on the Block, Spice Girls, *NSYNC, No Angels, Tokio Hotel oder One Direction (beziehungsweise Interpret:innen aus weniger poppigen Richtungen) – die Begeisterung für Musik und für die Menschen, die sie darbieten, gehört wohl zu den emotionalsten Coming-of-Age-Erfahrungen und vermag freundschaftlich zusammenzuschweißen.

Die Regisseurin Coky Giedroyc findet insbesondere im Handlungsstrang, der sich der Adoleszenz der Figuren widmet, treffende Szenen, um Fantum und Euphorie zu zeigen. Die Mittel eines Filmmusicals werden dabei gekonnt eingesetzt – wenn wir etwa einerseits aus der Perspektive der fröhlichen Schülerinnen die ganze Straße als Tanzfläche wahrnehmen und andererseits aus der Sicht eines genervten Autofahrers die weniger glamourös-überhöhte Wirklichkeit sehen.

Neben diesen komödiantisch-leichten Passagen überzeugt Greatest Days aber auch als Drama. Zu Beginn helfen die Bandmitglieder der jungen Rachel etwa als imaginäre Freunde dabei, mit ihrem Gesang den Streit ihrer Eltern zu übertönen. Und auch später hat die Musik immer wieder eine tröstende, Mut machende oder Versöhnung stiftende Funktion. Was leicht kitschig klingen mag, wird derart feinfühlig inszeniert und sowohl von dem jugendlichen als auch dem erwachsenen Ensemble mit solcher Hingabe gespielt, dass es stets aufrichtig wirkt.

Nicht zuletzt schildert der Film, wie sich Menschen, die sich einst sehr nahestanden, in völlig verschiedene Richtungen entwickeln können. Darin spiegelt sich womöglich auch die Geschichte der echten Band, die hinter den Kulissen etliche Höhen und Tiefen erlebte – und doch für immer gemeinsam, als Gruppe unvergesslich bleiben wird. Greatest Days ist ein Geschenk an alle Fans – und obendrein eine richtig gute Tragikomödie.

Greatest Days (2023)

Rachel und ihre besten Freundinnen sind riesengroße Fans von Take That. Bei einem Konzert der Band schwören sie sich, einander nie aus den Augen zu verlieren. 25 Jahre später haben sich die Frauen in völlig verschiedene Richtungen entwickelt, doch die Musik ihrer Lieblingsboygroup lässt ihre Herzen immer noch höherschlagen. Als Rachel Tickets für ein Reunion-Konzert der Band in Athen gewinnt, trommelt sie die Clique von damals zusammen. Gemeinsam begeben sie sich auf eine unvergessliche Reise voller Emotionen und Erinnerungen…

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