Good Vibrations

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Im Land der Blinden ist der Einäugige König

In Belfast sprachen die Bomben, Protestanten und Katholiken bekämpften sich und mitten drin war Terri Hooley, ein Mann. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, in einer der gefährlichsten Straßen der Stadt, in der regelmäßig Sprengkörper detonierten, einen Plattenladen zu eröffnen. Weil er Musik liebte, aber auch weil er erkannt hatte, dass sie etwas Verbindendes in einer Welt sein konnte, in der die Unterschiede definierten, wer man war.
Good Vibrations ist die Lebensgeschichte von Terri Hooley, der als Kind ein Auge verlor, was ihm aber vielleicht auch einen ganz eigenen Blickwinkel auf die Welt eröffnete. Hooley war der Katalysator der Punk-Bewegung in Belfast, er wurde auf die Bands aufmerksam, die nur in kleinen Läden spielten, aber keine Platten veröffentlicht hatten. Das holte Hooley nach, und auch wenn keine der von seinem Label Good Vibrations veröffentlichten Platten jemals in den Top-40-Charts war, hat er in seiner eigenen, kleinen Welt doch etwas bewegt.

Der Punk ist in einer Stadt, in der nur zu leicht trennende Gräben gezogen werden, etwas, das verbindet. Bei den Musikern, aber auch den Fans kam die Frage, ob man Protestant oder Katholik ist, gar nicht auf. Punk musste man sein, mehr war gar nicht nötig, um dazuzugehören. Good Vibrations ist ein relativ einfach gestrickter Film, der in erster Linie die Lebensgeschichte eines Mannes in den Mittelpunkt rückt, aber mit Montagen aus Nachrichtenmaterial auch die Troubles, wie die Einheimischen die eskalierende Gewalt nannten, nicht außenvor lässt. Man bekommt ein Gefühl dafür, aber der Konflikt zwischen den verfeindeten Parteien ist weniger essenziell als der Umstand, dass Musik als verbindendes Element vielleicht die Welt nicht verändern, aber im Kleinen etwas bewirken kann. Sie bietet Eskapismus, aber auch eine Form des Ausdrucks der eigenen Emotionen.

Punk war in den 70er Jahren kein irisches Phänomen, die Bewegung gab es überall, aber kaum woanders verkörperte er so stark wie hier das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Dieser ist Good Vibrations gewidmet, der als Biopic etwas simpel konstruiert ist, aber das Herz auf dem rechten Fleck hat und davon profitiert, dass Richard Dormer die Hauptfigur mit einer Mischung aus irrer Energie und leidenschaftlicher Passion spielt. Sein Hooley lebt für die Musik und für das, wofür sie steht. Das so wahrhaftig und vollständig, dass sogar sein persönliches Leben darunter leidet.

Abseits von Hooley bleiben die Figuren mehrheitlich etwas zu unterentwickelt, als Bestandsaufnahme einer Zeit des Aufruhrs, die noch fast 20 Jahre fortbestehen sollte, aber auch als Film über eine Fußnote der Musikhistorie ist Good Vibrations mehr als sehenswert. Es ist ein Film über das Auf und Ab im Leben, vor dem auch der Plattenladen Good Vibrations nicht gefeit war. Er wurde wohl öfter geschlossen und wiedereröffnet als jedes andere Geschäft in der großen weiten Welt. Weil Terri Hooley vielleicht kein besonders guter Geschäftsmann war, aber seinen Traum nicht sterben lassen wollte. Und nun hat er einen Film, mit dem nicht nur dem Punk, sondern auch ihm ein Denkmal gesetzt wurde.

Good Vibrations

In Belfast sprachen die Bomben, Protestanten und Katholiken bekämpften sich und mittendrin war Terri Hooley, ein Mann. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, in einer der gefährlichsten Straßen der Stadt, in der regelmäßig Sprengkörper detonierten, einen Plattenladen zu eröffnen. Weil er Musik liebte, aber auch weil er erkannt hatte, dass sie etwas Verbindendes in einer Welt sein konnte, in der die Unterschiede definierten, wer man war.
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