Good Night, and Good Luck (2005)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Eine Hymne auf die Pressefreiheit

Als George Clooney auf der diesjährigen Oscar-Verleihung die in Hollywood so begehrte goldene Trophäe für seine brillante Rolle als Nebendarsteller in Syriana entgegennahm, prophezeite er in seiner Dankesrede, dass dieser Oscar wohl nur ein Trostpreis sei. Als Regisseur für den nominierten Good Night, And Good Luck werde er sicher leer ausgehen. Die Konkurrenz war stark, seine Vorahnung bestätigte sich, und somit blieb es bei dem einen Oscar – völlig zu Unrecht, denn mit seiner zweiten Regiearbeit Good Night, And Good Luck zeigt sich Clooney in Höchstform.

George Clooney widmet sich in Good Night, And Good Luck wie schon in seinem satirischen Debütfilm Confessions of a Dangerous Mind (2002) erneut dem mächtigen Medium Fernsehen und dessen Einfluss auf die menschliche Wahrnehmung. Nach einem eigenen Drehbuch inszeniert Clooney die authentische Geschichte der Journalisten-Legende Edward R. Murrow und seines öffentlich über die CBS-Fernsehshow „See it now“ ausgetragenen Kampf gegen Joseph McCarthys gnadenlosen Kreuzzug zur Ausrottung des Kommunismus. Clooney konzentriert sich auf die frühen 50er Jahre. McCarthy hatte als Junior-Senator in dieser Zeit bereits solch großen Einfluss, dass er gnadenlos gegen vermeintliche Kommunisten vorgehen konnte – allein der Kontakt zur Kommunistischen Partei reichte, um von McCarthy als staatsfeindlich verdächtig eingestuft und folglich mehr oder minder aus dem Verkehr gezogen zu werden. In diesem Klima der Angst und Paranoia erhebt der Fernsehmoderator Edward R. Murrow mutig seine Stimme und prangert öffentlich am Fall eines entlassenen Piloten die ungerechtfertigen Methoden McCarthys an. Der mutige Journalist bringt damit nicht nur seinen TV-Chef und die Sponsoren der Sendung gegen sich auf, auch McCarthy lässt mit einem Gegenangriff nicht lange auf sich warten.

Clooney geht mit seinem filmischen Stoff so versiert und erfahren um, weil er sich auskennt. Er wuchs mit dem Fernsehmetier auf. Sein Vater arbeitete jahrelang als Nachrichten-Journalist und Murrow war für die ganze Clooney-Familie ein großer Held — eine Legende, die sich tief in Clooneys Gedächtnis einprägte. Schon seit Jahren spielte der 44jährige Regisseur und Schauspieler (u.a. Ocean's Eleven, Spy Kids, O Brother, Where Art Thou?) mit dem Gedanken einen Film über Murrow zu drehen. Clooney wollte die Murrow-Rolle sogar erst selbst spielen, bis er auf David Strathairn traf und von seinen überzeugenden Reden vor der Kamera tief beeindruckt war. Strathairn ist tatsächlich die ideale Besetzung für den kompromisslosen, ehrgeizigen und mutigen Murrow, den er in seiner ganzen Eleganz und stoischen Ruhe verkörpert. Immer die Zigarette im Mund und auf der Suche nach der absoluten Wahrheit bereitet er uns einen Genuss beim Zusehen. Und wenn er dann seine brisante „See it Now“ Sendung wie ein Gedicht mit den titelgebenden Worten Good Night, And Good Luck beendet, klingt das so angenehm und vertrauensvoll nach, dass er uns Zuschauer ganz von selbst auf seiner Seite hat.

Clooney ist in der Rolle des mit Murrow gut befreundeten Produzenten Fred Friendly zu sehen. Offensichtlich steckt er gerade vor, mitten oder kurz nach den Dreharbeiten von Syriana, für den er sich reichlich Bauchspeck angefuttert hat und den er in Good Night, And Good Luck nicht so ganz wegkaschieren konnte. Trotzdem gibt er eine gute Figur ab und mit ihm eine Riege großartiger Schauspieler wie Robert Downey Jr., Patricia Clarkson, Ray Wise, die das talentierte Ensemble des Fernsehteams optimal komplettieren.

Der komplett in schwarz-weiß gedrehte Film spielt sich fast ausschließlich in den Räumlichkeiten des CBS-Fernsehstudios ab. Das Set von „See it Now“ wurde für die Dreharbeiten originalgetreu nachgebaut und ausgestattet, das Kameramann Robert Elswit auf ästhetische Weise sehr stilvoll in Szene zu setzen wusste. Seine detailverliebten Bilder sprechen eine elegante, aber auch leidenschaftliche Sprache, untermalt von verführerischer Jazzmusik. Dass es ein Projekt von Herzen ist und aus Clooneys Leidenschaft heraus entstand, ist dem erfolgreichen Hollywoodstar hoch anzurechnen. In nur kurzer Drehzeit von sechs Wochen mit einem kleinen Budget von 7 Millionen Dollar ist ein grandioses Meisterwerk entstanden, das trotz seines historischen Stoffes uns auch die heutigen Politik- und Medienereignisse auf das Aktuellste vergegenwärtigt. Clooney wollte mit Good Night, And Good Luck kein Geld verdienen. Er wollte sich ein Vermächtnis schaffen. Diesen Wunsch sollte er sich erfüllt haben.
 

Good Night, and Good Luck (2005)

Als George Clooney auf der Oscar-Verleihung die in Hollywood so begehrte goldene Trophäe für seine brillante Rolle als Nebendarsteller in Syriana entgegennahm, prophezeite er in seiner Dankesrede, dass dieser Oscar wohl nur ein Trostpreis sei.

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Meinungen

Anna · 27.05.2006

Sehr intellektuell, sehr interessant, falls das nötige Hintergrundwissen vorhanden ist.

Heinzius · 07.05.2006

Wer George Clooney bisher verehrte, der wird gelangweilt sein von seiner zweiten oder dritten Regiearbeit. Ich kann nur sagen: "Good night, and good luck" - endlich ein Film für die Intellektuellen! Weiter so, George!!!

Georgina · 01.05.2006

George Clooney als großer Politfilm-Regisseur - wunderbar! Wie einfach es doch ist, als Amerikaner ein wenig kritisch zu sein!

Miry · 25.04.2006

Super spannend und echt genial.
George Clooney in topform :) .

ernesto · 14.04.2006

der bezug zur gegenwart ist unübersehbar: die prinzipinen der amerikanischen verfassung werden mit Füssen getreten, damals war es MAC CARTHY, heute ist es J.W BUSH.

Vere Mettke · 01.04.2006

Stimmt, trotzdem ein wichtiger Film. Für mich viel weltbewegender als z.B. der Film über schwule Cowboys. Schade, dass der Oscar nicht an "Good night, and good luck" gegangen ist.

Kassiopeia · 30.03.2006

Interessantes Filmwerk, wenn auch zu sehr darauf geachtet wird, Menschen vom Verdacht des Kommunistendaseins zu befreien als den Antikommunismus der USA anzuprangern.