Log Line

In „Get Up“ verkörpern die TikTok-Stars Lisa und Lena Mantler Zwillingsschwestern, die an einem Skate-Wettbewerb teilnehmen.

Get Up (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Träume ändern sich

Wenn Influencer:innen, die auf YouTube, Instagram oder TikTok über Millionen Follower:innen verfügen, eine Filmkarriere einschlagen, entsteht dabei nicht unbedingt großes Kino. Weder der Zombie-Schul-Klamauk „Kartoffelsalat – Nicht fragen!“ (2015), unter anderem mit Freshtorge, Dagi Bee und Phil Laude, noch die Coming-of-Age-Komödien „Bruder vor Luder“ (2015) und „Takeover – Voll vertauscht“ (2020) mit den Zwillingsbrüdern Heiko und Roman Lochmann (aka Die Lochis) lassen sich als Erfolge werten.

Wenn jetzt also die 2002 in Stuttgart geborenen Zwillingsschwestern Lisa und Lena Mantler, die als 13-Jährige mit Lip-Sync-Videos auf dem TikTok-Vorläufer Musical.ly zu Social-Media-Stars avancierten und denen derzeit auf TikTok mehr als 13 Millionen sowie auf Instagram mehr als 19 Millionen folgen, ihren ersten Spielfilm präsentieren, ist ein gewisses Maß an Skepsis im Vorfeld durchaus angebracht. Die positive Überraschung ist jedoch: Get Up kommt nicht als offensichtlicher Schnellschuss daher, mit dem einzigen Ziel, rasch von Lisas und Lenas enormer Netz-Berühmtheit zu profitieren, sondern erweist sich als solider Jugendfilm, dem anzumerken ist, dass die beiden Hauptdarstellerinnen zwei Jahre lang Schauspielunterricht an der BellAcademia in Köln genommen haben.

Das Spiel der Mantler-Schwestern wirkt glaubhaft; und auch das Drehbuch, das die Regisseurin Lea Becker gemeinsam mit Christine Heinlein und Alexander Dydyna geschrieben hat, mutet – anders als die oben genannten Beispiele – nicht wie eine hastig zusammengezimmerte Nummernrevue an. Get Up erzählt eine fraglos formelhafte, aber in vielen Details stimmige und feinfühlige Geschichte, die ihren Schwerpunkt auf die Schwesternbeziehung und auf die Solidarität unter Freundinnen legt.

Im Zentrum stehen die Zwillingsschwestern Juli und Alex, die mit ihrer seit zwei Jahren verwitweten Mutter in Frankfurt am Main wohnen. Während Juli gerade ihr Abitur mit Bestnoten bestanden hat, ist Alex durchgefallen. Juli erwägt nun, nach dem Sommer ein Archäologie-Praktikum in London zu absolvieren.

Alex hat derweil nur einen einzigen Plan: Skaten. Sie kann Juli und die gemeinsame Freundin Ewa (Sinje Irslinger), die alleine lebt und in einer Großküche jobbt, zur Teilnahme an einem Skate-Contest speziell für junge Frauen überreden. Um sich dafür als Crew zu qualifizieren, benötigt das Trio allerdings ein viertes Mitglied, das schließlich in der ehrgeizigen Saxophonspielerin Nia (Jobel Mokonzi) gefunden wird. Diese ist zwar eine Anfängerin auf dem Board, lässt jedoch das Herz von Ewa höher schlagen. Nachdem das Quartett die erste Hürde einer Vorauswahl genommen hat, tun sich diverse Konflikte auf.

Die Bilder, in denen Becker zusammen mit ihrem Kameramann Karl Kürten den Alltag der jungen Frauen einfängt, weisen die richtige Balance zwischen lebensnah und magisch-überhöht auf: Wir bekommen ein Gefühl für die Lebensumstände der Figuren – und lassen uns in vielen Momenten von deren Begeisterung mitreißen, wenn Juli, Alex, Ewa und Nia etwa für die Contest-Vorauswahl ein Video über ihre Skate-Künste drehen müssen und dabei jede Menge Spaß haben. Auch der Musikeinsatz trägt hier entschieden zur Atmosphäre bei.

Anders als beispielsweise in der Step-Up-Reihe, in der das Personal völlig austauschbar ist und der Wettbewerbsgedanke in den Dance-Battles extrem hochgehalten wird, geht es in Get Up vor allem um individuelle Entfaltung. Träume und Zukunftspläne sind dabei noch nicht festgeschrieben; das Quartett hat die Möglichkeit, sich auszuprobieren – und findet Stärke im gegenseitigen Rückhalt.

Get Up (2023)

Obwohl die beiden Schwestern Alex (Lena Mantler) und Juli (Lisa Mantler) Zwillinge sind, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Während Alex durchs Abi gefallen ist, hat Juli es nicht nur mit Bravour bestanden, sondern auch schon klare Zukunftspläne. Doch nach dem Abi liegt erst mal ein cooler Sommer auf dem Skatepark vor ihnen. Gemeinsam mit der draufgängerischen Ewa (Sinje Irslinger) und dem kompletten Skate-Newbie Nia (Jobel Mokonzi) gründen die vier Girls die Skate-Crew GetUp und wollen gemeinsam einen Contest gewinnen. Es winken eine gemeinsame Interrail-Reise und neue Boards für alle! Sie gewinnen die Vorauswahl, doch jetzt fangen die Probleme erst richtig an: die erste große Liebe, die gemeinsame Vergangenheit der Zwillinge, Zoff in der Crew … und zu allem Überfluss bekommt Nia kurz vor dem Skatecontest auch noch kalte Füße …

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen