Gardiens de l´ordre

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Zwei eiskalte Engel

Der Regisseur hatte es in der Zeitung gelesen: Eine neue Modedroge aus Asien macht die Konsumenten hyperaggressiv und lässt sie komplett ausrasten. Nicolas Boukhrief nahm die Meldung als Aufhänger für einen elegant unterkühlten Polizeithriller in bester französischer Tradition.
Die Streifenpolizisten Simon (Fred Testot) und Julie (Cécile de France) arbeiten die erste Nacht zusammen, als sie gemeinsam mit einem weiteren Kollegen zu einem Einsatz wegen nächtlicher Ruhestörung gerufen werden. Simon wurde offensichtlich strafversetzt und Julie ist eine zurückhaltende, pragmatische, kluge junge Frau, die sich ihr eigenes Bild von dem neuen Kollegen machen will. Der Einsatz wird die beiden schneller zusammenschweißen, als sie das je für möglich gehalten haben. Kaum öffnet sich die Tür, schießt der aufgeputschte und durchgeknallte junge Krachmacher schon los. Der Kollege von Julie und Simon ist sofort tot, der junge Mann überlebt.

Julie und Simon hegen gleich den Verdacht, dass die Designer-Droge „Sphinx“ den Täter derart durchdrehen ließ. Aber der junge Mann ist Sohn eines bedeutenden Politikers und der Polizeichef will vom Drogenverdacht nichts wissen. Statt dessen leitet er wegen der Schießerei ein Ermittlungsverfahren gegen Julie und Simon ein. Aber die beiden Polizisten lassen sich nicht unterkriegen. In ihrer Freizeit versuchen sie, die Drogenhändler zur Strecke zu bringen. Das zieht sie immer tiefer in einen Strudel der Gewalt, in dem die Ordnungshüter die Schranken des Gesetzes weit hinter sich lassen.

Was diesen Polizeifilm von vielen ähnlichen Ermittlungen im Drogenmilieu wohltuend unterscheidet, sind vor allem die beiden Protagonisten. Hier sind keine Rächer in Uniform am Werk, keine einsamen Helden oder bewundernswerte Superhirne. Es sind kleine Leute von nebenan, die scheinbar etwas Selbstverständliches tun – eine Pflichterfüllung, die kaum der Rede wert ist. Etwas, was keinen Ruhm oder Spaß bringt, aber trotzdem getan werden muss.

Entsprechend zwingend und geradlinig treibt Regisseur Nicolas Boukhrief in Gardiens de l’ordre die Handlung voran — ohne Hektik, mit klaren, schneidenden Bildern, so kühl kalkuliert wie die anonymen Hochhausfassaden und so glatt wie die Luxusdiscos der Drogenbosse. Während die Ermittler rein faktisch immer tiefer in ein undurchschaubares, höchst gefährliches Labyrinth abgleiten, bleiben die Bildsprache und die Aktionen der Schauspieler kontrolliert. Wunderbar, mit welcher Ruhe Cécile de France diese Aktionen durchzieht – ein eiskalter Engel der sanfteren Art. So entsteht ein schöner Kontrast zwischen der Härte des Drogenmilieus und der Normalität von Leuten, die ganz einfach nur ihren moralischen Instinkten folgen. Und vielleicht dem Impuls des durchschnittlichen Zeitungslesers, dass man gegen derart skrupellose Drogenbosse eigentlich etwas unternehmen müsste.

Gardiens de l´ordre

Der Regisseur hatte es in der Zeitung gelesen: Eine neue Modedroge aus Asien macht die Konsumenten hyperaggressiv und lässt sie komplett ausrasten. Nicolas Boukhrief nahm die Meldung als Aufhänger für einen elegant unterkühlten Polizeithriller in bester französischer Tradition.
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