Garage (2007)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein irisches Kleinod

Dass Josie (Pat Shortt) ein wenig anders ist als alle anderen, verschroben, wunderlich und von schlichtem Gemüt, das merkt man schnell. Seine merkwürdige Art des Gehens, die an ein Watscheln erinnert, seine Ernsthaftigkeit, mit der er gegenüber seinem Boss Mr. Gallagher (John Keogh) seine Ideen zur Verbesserung der nicht gerade häufig frequentierten Tankstelle vertritt – all das verdeutlicht schnell, dass Josie ein zwar freundlicher, aber auch recht einfältiger Zeitgenosse ist, über den man lacht und den man – selbstverständlich nur im Spaß – neckt und quält. Der Dorfdepp eben, dem man gut auf der Nase herumtanzen kann. Denn Josie merkt es ja doch nicht.

Einzig Carmel (Anne-Marie Duff), die Verkäuferin des Dorfladens verhält sich anders gegenüber Josie, sie ist freundlicher, hört zu, versucht aufmunternde kleine Gespräche zu beginnen und nähert sich Josie sogar an. Bis sie ihn harsch wieder zurückweist. Dann taucht eines Tages David (Conor Ryan) auf, ein verstockter Teenager, der ähnlich wie Josie in dem kleinen Ort im Westen Irlands eine Art Außenseiter ist. Zwischen dem einfachen Josie und dem cleveren, aber zurückhaltenden David beginnt sich langsam eine Art Freundschaft zu entwickeln. Vielleicht ist der Junge ja der erste wirkliche Freund, den Josie jemals hatte. Auf jeden Fall fühlt sich Josie wohl, sein kleines Leben könnte immer so weitergehen. Denn anstatt die vielen kleinen Sticheleien und Boshaftigkeiten seiner Umwelt zu spüren, glaubt der Tankwart, der für einen Hungerlohn und freie Logis in der Tankstelle treu seinen Dienst verrichtet, tatsächlich, dass es jedermann nur gut mit ihm meint. Doch das relative Glück Josies ist nur von kurzer Dauer: Durch eine Unbedachtheit, die gegen ihn verwendet wird, gerät der Mann noch weiter in die Isolation, bis er schließlich einen letzten Versuch unternimmt, die Kontrolle über sein schlichtes Leben wieder zu gewinnen.

Langsam, mit großer Ruhe und viel Zeit für seinen Hauptdarsteller Pat Shortt, der in Irland ein bekannter Komiker ist, entwickelt sich Garage zu einer sehenswerten Studie über Einsamkeit und das Leben eines Außenseiters, der innerhalb seines kleinen und nur scheinbar friedlichen Mikrokosmos unaufhaltsam in eine Katastrophe hineinschliddert, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Auch wenn der harsche Schluss dann doch für manche Zuschauer überraschend kommt: Vor allem auf der Tonspur, in der mollgetränkten Musik von Stephen Rennicks und in der stummen Verzweiflung, die als Grundtonart die Stimmung des Filmes prägt, deutet sich bereits früh an, dass dieser hüftsteife Mann, der so gerne „true“ und „now“ sagt und der keiner Fliege etwas zuleide tun kann, keine komische, sondern eine durch und durch tragische Gestalt ist. Die Erbarmungslosigkeit der Welt, die auch im scheinbar friedlichen Irland längst nicht mehr nur ein Idyll aus Landschaft und freundlichen Zeitgenossen ist, drängt Menschen wie Josie an den Rand. Und manchmal auch darüber hinaus.

Zugegeben – in der Flut der vielen lauten und schnellen Filme besteht die große Gefahr, dass ein Werk wie Garage nur ein sehr eingeschränktes Publikum findet. Trotzdem und gerade deswegen sollte man ihn sich nicht entgehen lassen. Vor allem deshalb nicht, weil Pat Shortt in diesem Film eine ganz wundervolle Vorstellung seiner Schauspielkunst gibt, die den schmalen Grat zwischen Melancholie, Trauer, Verzweiflung und unbeholfener Komik auslotet und mit minimalen Gesten, aber maximalem Effekt gekonnt ausspielt.
 

Garage (2007)

Dass Josie (Pat Shortt) ein wenig anders ist als alle anderen, verschroben, wunderlich und von schlichtem Gemüt, das merkt man schnell. Seine merkwürdige Art des Gehens, die an ein Watscheln erinnert, seine Ernsthaftigkeit, mit der er gegenüber seinem Boss Mr. Gallagher (John Keogh) seine Ideen zur Verbesserung der nicht gerade häufig frequentierten Tankstelle vertritt – all das verdeutlicht schnell, dass Josie ein zwar freundlicher, aber auch recht einfältiger Zeitgenosse ist, über den man lacht und den man – selbstverständlich nur im Spaß – neckt und quält.

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