Flutsch und weg

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

London Underground

Die dunkle Zeit ist vorbei. Draußen erleuchten gigantische Christbäume düstere Nachmittage und drinnen auf den Kinoweinländen startet pünktlich zur Weihnachtssaison die bunte Trickfilmzeit. Popcorn, Softdrinks und computeranimierte Filmmärchen lassen ja nicht nur Kinderherzen höher schlagen, Filmtitel wie Die Rotkäppchen-Verschwörung, Das hässliche Entlein & ich und Flutsch und weg versprechen Spaß für die ganze Familie. Es geht los mit Flutsch und weg / Flushed away, einer Geschichte über das Luxusmäuschen Roddy, das unfreiwillig über den Whirlpool, oder vielmehr über die Toilette in die unterirdischen Londoner Abwasserkanäle gespült wird. Der englische Originaltitel „Flushed Away“, also „Weggespült“, trifft das Mäuseschicksal zwar besser, aber Flutsch und weg lässt schon verheißen, dass es in diesem Film ordentlich flutscht und zischt, rutscht und spritzt.
Die Trickfilm-Studios Aardman und Dreamworks haben für Flutsch und weg / Flushed away eine gigantische Unterwelt entwickelt, ein kleines London inmitten schmutziger Abwasserkanäle und Schächte. Das hört sich nicht gerade romantisch an, doch Aardman, bekannt für seine liebevoll gestalteten Knetfiguren aus den Kurzfilmen Wallace und Gromit, hat auch für ihren neuen Film äußerst süße Kanalviecher entworfen. Es wimmelt von Mäusen, Ratten, Kröten, Schnecken und Fischen, die alle komplett aus dem Computer stammen. Aardman und Dreamworks haben zum dritten Mal zusammengearbeitet. Gemeinsam jagten sie schon Hühner in Hennen Rennen (2000) und Kaninchen in Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (2005).

Wenn auch durchweg computeranimiert, trägt der Film die unvergleichliche Handschrift des Aardman-Studios unter der Regie von David Bowers und Sam Fell: eine detailverliebte Ausstattung, akribisch beseelte Tierchen mit einer Fülle an Emotionen, Mimik und Gefühlen, eine gute Portion Humor, Dynamik und jede Menge satirische Anspielungen auf die moderne britische Gesellschaft. Es macht Spaß mit Roddy durch die Unterwelt zu düsen, rote, über Wasserstege düsende Doppeldeckerbusse zu entdecken, einen blinkenden Miniatur- Piccadilly-Circus und ein Treiben und Flanieren wie auf der Oxford Street zu erleben.

Auch die Wahl der Sprecher ist geglückt. Hugh Jackman verleiht Roddy im Original seine Stimme. Jackman ist sehr umtriebig zurzeit, außerdem spricht er einen Pinguin in Happy Feet, spielt eine Hauptrolle in Woody Allens Scoop — Der Knüller und demnächst ist er in Darren Aronofskys The Fountain zu sehen. Jackman wurde übrigens die Rolle von James Bond angeboten. Hätte er diese anstelle von Daniel Craig bekommen, wäre wohl keine Zeit für die vielen anderen Engagements gewesen. Aber immerhin gibt es in Flutsch und weg / Flushed away viel Bond-Action im Trickfilmformat und Anspielungen auf Filme wie den Terminator. Die deutsche Synchronstimme von Roddy ist die von Ralf Bauer. Ritas Stimme übernimmt Kate Winslet und im deutschen Jessica Schwarz. Herrlich auch der französische Akzent von Le Frosch, den Jean Renoir im Original und Frank-Otto Schenk in der deutschen Fassung sprechen.

Harry Gregson-Williams, der sich schon den Score die Shrek-Filme ausgedacht hat, stellte auch für Flutsch und weg / Flushed away einen fetzigen Soundtrack zusammen: die Jets werden abgelöst von den Dandy Warhols, Tina Turner und den niedlichen singenden Nachtschnecken. Ein rasanter Mix so wie die stürmischen Verfolgungsjagden, bei denen Roddy und Rita auf der Flucht vor dem großmäuligen Unterweltboss Toad und seinen Killerratten sind. Flutsch und weg / Flushed away verspricht einen kurzweiligen Kinospaß für große und kleine Gäste. Und keine Sorge, bis zum nächsten Trickfilm ist es ja nicht mehr lange hin.

Flutsch und weg

Die dunkle Zeit ist vorbei. Draußen erleuchten gigantische Christbäume düstere Nachmittage und drinnen auf den Kinoweinländen startet pünktlich zur Weihnachtssaison die bunte Trickfilmzeit.
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Meinungen

kokiko · 23.12.2006

doof und lengweilig weil kein alter dabei steht