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Ein Banküberfall. Eine Schießerei. Eine Entführung. Eigentlich wollte Will (Hayden Christensen) dem entfremdeten Sohn Daniel (Ty Shelton) nur die Familientradition des Schießens beibringen. Das Wochenende hält aber actionbeladene Pläne für sie parat.

First Kill (2017)

Eine Filmkritik von Jelena Čavar

Schusswaffen für Anfänger

Was sind die Zutaten für einen gelungenen Actionfilm? Unter anderem ein paar sympathische Figuren mit einem gegebenen Potential zur Identifikation, gut gefilmte Action und ein geradliniges Drehbuch. Das Rezept scheint einfach. Und dennoch, kein Genre vermag so oft zu enttäuschen wie der Actionfilm. Auf dem Papier hört sich der Direct-to-Video Actionthriller First Kill allerdings sehr vielversprechend an.

Der überarbeitete Wall Street-Broker Will Beamon (Hayden Christensen) fährt mit seiner Frau Laura (Megan Leonard) und dem Sohn Daniel (Ty Shelton) übers Wochenende in seinen Heimatort Granville, Ohio. Einerseits um kostbare Zeit mit seiner Familie zu verbringen, andererseits will er seinem Sohn das Jagen und das Schießen beibringen. Eine Tradition, an die für Will nur positive Kindheitsgefühle geknüpft sind. Da der Sohn auch einige Probleme mit Bullies in der Schule hat, soll er sein Selbstbewusstsein damit ein wenig aufpolieren. In Granville angekommen, treffen sie auf den alten Bekannten und Freund des Vaters Marvin Howell (Bruce Willis). Als erstes warnt Howell die Jungfamilie. Sie sollen niemandem über den Weg trauen, in der Gegend gab es einen bewaffneten Banküberfall und die Täter sind noch auf freiem Fuß. 

Wie es der Werdegang der Story so will, beobachten Will und Daniel am nächsten Tag eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern und geraten dann selber in eine Schießerei. Schließlich wird Daniel von Levi Barrett (Gethin Anthony) entführt. Um seinen Sohn zurückzubekommen, muss Will den Schlüssel zum Versteck auftreiben, in dem das Geld aus dem Banküberfall liegt. Während sich Will mit der Schlüsselsuche abmüht, klebt ihm der Polizeichef Howell wegen der Schießerei an den Fersen. Außerdem erfährt Daniel von Levi den wahren Grund für den Überfall. Zwischen Daniel und Levi entwickelt sich eine Art notgedrungene Freundschaft. Sowohl der Vater als auch der Sohn begeben sich unabhängig voneinander auf eine lebensverändernde Odyssee.

First Kill ist allerdings weder originell, noch annähernd stimmig genug, um vollends zu begeistern. Sein hauptsächliches Problem ist, dass er versucht alles Mögliche in die Geschichte reinzustopfen. Ein unaufgeklärter Banküberfall, eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung, eine Hinrichtung, eine Entführung, eine Verfolgungsjagd. Es gibt gute Bullen und böse Bullen, dazwischen natürlich nichts. Hier dürfen die Männer noch Männer sein und diese Identität wird nicht in Frage gestellt. Die Frauen sind hier nur Statistinnen. Mit Ausnahme von den Mitgliedern der Familie Beamon ist keine der Figuren das, was sie zu Beginn vorgibt zu sein. Leider wimmelt es nur so von Plot-Twists, worunter auch die Glaubwürdigkeit der Figuren leidet. Bis auf den jungen Daniel ist niemand sympathisch oder einnehmend genug, um für seine Figur zu begeistern. 

Hier von einem B-Movie zu sprechen, ist natürlich eine überspitzte Formulierung, immerhin wurde Bruce Willis an Bord geholt. Auch wenn man ihm nicht mehr als ein paar Sätze Dialog zu sprechen gegeben hat. Bruce Willis wird neben Hayden Christensen zumindest als titelgebender Star vermarktet, er ist prominent auf dem Plakat und im Trailer zu sehen. Willis ist aber auch nicht mehr der Actionstar oder gar das Box-Office-Dynamit, das er einmal war. Nichtsdestotrotz ist es ein Bruce Willis-Film mit einer typischen Bruce Willis-Rolle. Fans dieses Genres werden bestimmt nicht enttäuscht werden. Nach Extraction (2015) und Marauders (2016) ist dies bereits die dritte Zusammenarbeit zwischen Willis und dem Regisseur Steven C. Miller. Davor ist der Regisseur mit mehr oder weniger bekannten Horrorfilmen aufgefallen. Seine thematischen Spezialgebiete sind Entführungen und Banküberfälle.

First Kill ist ein Textbuch-Actionfilm, Und ein Film, wie er nur aus den waffenvernarrten USA stammen kann. Die heimlichen Hauptdarsteller sind die darin vorkommenden Waffen. Mit wie viel Respekt hier vom Schießen als identitätsstiftendes Moment gesprochen wird, ist beklemmend. Dieser Film zeigt auf eine unverschämt unverblümte Art und Weise, wie sehr Schusswaffen ins kollektive US-Bewusstsein eingeschrieben sind. Dass hier Daniel von seinem Vater Will zum Schießen gezwungen wird und später im Film sich diese unliebsame Lehrstunde als lebensrettende Maßnahme erweisen wird, ist nur ein dramaturgischer Kniff. Hinzu kommen die viele Einstellungen, wo das vom Großvater geerbte Familiengewehr prominent in Szene gesetzt wird. Ansonsten ist der Film eine ermüdende Angelegenheit. Problemlos reiht er sich die in die Liga der ambitionierten Fernsehfilme ein. Allerdings hatte First Kill ein Budget, von dem diese nur träumen können. Und Bruce Willis haben sie auch nicht auf dem Filmplakat.

First Kill (2017)

Ein Junge, der Zeuge eines Mordes wurde, wird während eines Banküberfalls als Geisel genommen? Ist das wirklich nur ein Zufall? Oder könnte es nicht nicht sogar sein, dass der Vater des Kindes mit den Geiselnehmern unter einen Decke steckt? Für den alternden Polizeichef, der mit dem Fall betraut wird, läuft die Zeit davon …

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