Falco - Verdammt, wir leben noch!

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Rock me, Falco!

Thomas Roth präsentiert mit seinem Bio-Pic Falco – Verdammt, wir leben noch! ein Stück österreichische (Pop)Kulturgeschichte und huldigt dem einzigen Popinterpreten aus Felix Austria, der es jemals zu einem Nummer 1 Hit in den USA gebracht hat – Hans Hölzl alias Falco.Der Film folgt damit einem klaren Trend der letzten Jahre: Immer häufiger sind es Musiker-Biographien (so etwa Ian Curtis in Control, Bob Dylan in I’m Not There und unzählige andere), die die Gunst des Publikums erringen sollen – und der Erfolg gibt den Strategen zumeist recht. Ob dieser Film allerdings außerhalb Österreichs auf großes Interesse stoßen wird, darf doch bezweifelt werden. In seiner Heimat allerdings hat der Film bereits einige Kassenrekorde gebrochen.
In der dramaturgischen Anlage Claude Sautets Die Dinge des Lebens / Les choses de la vie ähnlich, beginnt (und endet) der Film am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik als erzählerischer Klammer — es sind die letzten Minuten von Falcos Leben. Von diesem Punkt ausgehend rollt der Film den Werdegang Hans Hölzls auf, erzählt von seiner Kindheit, den ersten Auftritten mit seinen Bands namens „Hallucination Company“ und „Drahdiwaberl“ (was übersetzt nichts Anderes heißt als Karussell) und der Erfindung der Persona Falco, die sich schließlich für den Menschen Hans Hölzl als zweischneidiges Schwert erweist: Zum einen feiert Hölzl damit riesige Erfolge wie „Der Kommissar“, „Rock me, Amadeus“, „Jeanny“ und „The Sound of Music“, zum anderen aber war Falco auch stets der böse Dämon, die dunkle Seite Hans Hölzls, sein Mr. Hyde. Hölzl / Falco durchlebt alle Höhen und Tiefen des Showgeschäfts, oszilliert zwischen anlehnungsbedürftigem Softie und arrogantem Arschloch, zwischen Triumph und Niederlage, Familienleben, Suff und Drogen. Er sucht den Erfolg und flüchtet sich davor, braucht den Kick der Bewunderung und Aufmerksamkeit und scheitert doch immer wieder – bis zu jenem Punkt, der ihn auf den Parkplatz in der Dominikanischen Republik führt, an dem der Film beginnt und wo auch alles endet. Das Leben – im Falle Hans Hölzls ist es ein Kreis. Und zwischendrin Spuren eines Lebens, Momente der Ewigkeit und der tiefsten Not – das war’s.

Ein Biopic steht und fällt immer mit dem Hauptdarsteller: Ist die Ähnlichkeit groß genug, dass die eingefleischten Fans des Idols dem Schauspieler die Verkörperung abnehmen? Beim jungen Manuel Rubey halten sich hier Licht und Schatten die Waage. Es gibt Momente, in denen er Falco ist, vom Scheitel bis zur Sohle, vom Lächeln bis zur Art sich zu bewegen. Dann wieder wird die nahezu perfekte Illusion gebrochen, vor allem die Auftritte Falcos wirken ein wenig blutleer und lassen das Charisma des geborenen Entertainers, der im Alter von 41 Jahren nach einem intensiven Leben starb, vermissen. Auch sonst gibt es immer wieder brillante Momente, die sich nahezu nahtlos an misslungene Szenen reihen, wenn Wiener Schmäh und eher Belangloses unvermittelt aufeinanderprallen und den Schein des Wahren und Authentischen unvermittelt durchbrechen.

Zudem hat man manchmal das Gefühl, dass die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Rockstars schon hundert Mal abgefrühstückt wurde, dass sich die Abstürze und das euphorische Gefühl des Erfolgs bei Menschen wie Ian Curtis, Ray Charles und Johnny Cash lediglich durch die Ausstattung des Sets und die Art der Musik unterscheiden. Wenn sich dies in nächster Zeit bewahrheiten sollte, läuft ein Trend Gefahr, zu einer starren Formel zu werden, in der der einzelne Künstler nichts mehr zählt, sondern nur noch als Blaupause dient. Das ist schade und wird den Künstlern einfach nicht gerecht.

Wie es anders gehen kann, das hat Todd Haynes mit seinem Dylan-Film gezeigt. Und in gewisser Weise hat auch Anton Corbijn mit Control zumindest von der Bildästhetik her neue Wege beschritten. Gerade die Entfernung vom realen Vobild ist es hier, die diesen Werken Flügel verleiht und sie über die pure Effekthascherei, die einzig auf Ähnlichkeiten abzielt, erhebt. Und genau das ist es, was man bei einem Film wie Falco – Verdammt, wir leben noch! letzten Endes schmerzlich vermisst.

Was bleibt, ist eine tiefe Verbeugung an einen Superstar und seine Musik, die auch nach vielen Jahren noch in die Ohren, die Beine und ins Hirn kriecht und sich dort festsetzt.

Falco - Verdammt, wir leben noch!

Passend zur Fußball-EM präsentiert Thomas Roth mit seinem Bio-Pic Falco – Verdammt, wir leben noch! ein Stück österreichische (Pop)Kulturgeschichte und huldigt dem einzigen Popinterpreten aus Felix Austria, der es jemals zu einem Nummer 1 Hit in den USA gebracht hat – Hans Hölzl alias Falco.
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Meinungen

Robsom · 29.05.2010

Puxa vida, tem algum lugar que eu possa baixar este filme? não tem no Brasil pra comprar!

svenchen · 28.07.2008

Hab den Film Do. bei nem Openair gesehen und selten habe ich bei einer Veranstaltung so bedrückte Menschen gesehen, es war wirklich knallvoll und beim rausgehen war es irgendwie gespenstisch ruhig, man muss den Film erst Mal sacken lassen, aber ein Blick reinzuwerfen ist für alle Artfans empfehlenswert, nicht nur für Falcofans!

alex_hd · 28.06.2008

Unterhaltsam!
Eventuell etwas lang geraten,dannoch sehenswert, nicht nur für Falco-Fans.
Darsteller überzeugend.

Marc O. · 16.06.2008

Klasse Movie. Überzeugende Darsteller. Empfehlenswert !

Sarah · 07.06.2008

Ein grandioser Film mit grandiosen Schauspielern. Bravo Österreich!