Falafel

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Nacht in Beirut

Eine Nacht in Beirut, doch sie könnte sich genauso in jeder anderen Metropole auf der Welt zutragen – zumindest beinahe: Toufic (Elie Mitrie) ist ein junger Mann, der durch die Straßen der Stadt flaniert. Immer wieder führt ihn seine Odyssee zu Freunden und Verwandten und dann wieder zu den Falafelständen der libanesischen Hauptstadt. Irgendwann an diesem Abend, so erfährt er, wird Yasmin (Gabrielle Bou Rached), in die Toufic verliebt ist, auf einer Party bei einem Freund auftauchen. Doch es kommt alles anders, und bei einem Handgemenge mit einem Autofahrer fällt Toufic die Entscheidung, die Party zu verlassen und sich weiter durch die Straßen treiben zu lassen. Schließlich machen sich Toufics Freunde auf die Suche nach ihm, denn die Straßen Beiruts sind ein gefährliches Pflaster – eine Erfahrung, die auch der Protagonist der Geschichte machen muss…
Der 1969 im Libanon geborene Michel Kammoun absolvierte zunächst ein Mathematikstudium in Beirut, bevor er nach Paris an die Filmschule ESEC ging. Es folgten mehrere Kurz- und Fernsehfilme sowie Werbespots. Falafel ist sein erster Spielfilm, der auf zahlreichen Festivals zu sehen war und einige Auszeichnungen als bester Film und als bestes Erstlingswerk erhielt.

Philosophierende Falafel-Verkäufer, die Suche nach einem Ziel im Leben, die ganz besondere Stimmung einer warmen Sommernacht im Libanon, aber auch die Allgegenwärtigkeit der Gewalt in Beirut – aus diesen Elementen hat Michel Kammoun einen Film geschaffen, der seine Geschichte beinahe bruchstückhaft und episodisch erzählt. Zärtlichkeit, Humor und ein tiefes Gefühl der Fremdheit und Entfremdung halten sich hier die Waage und zeigen, dass das libanesische Kino gerade dabei ist, sich von den Beschränkungen der unruhigen politischen Lage im Land zu emanzipieren – sofern Frieden einkehrt im Zedernstaat.

In einem Interview verweist Kammoun auf die fehlende filmische Tradition im Libanon. Erst langsam normalisiert sich die Lage, entstehen unterschiedliche Filme mit verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen, die nicht ausschließlich schnell heruntergekurbelte Kommerzprodukte sind, sondern die sich ausführlich mit der Situation der Libanesen auseinander setzen. Filme wie Caramel und nun Falafel legen Zeugnis davon ab, wie hier, am Beginn des 21. Jahrhunderts, eine Filmszene entsteht. Man darf gespannt sein, welchen Weg das libanesische Kino in den nächsten Jahren nehmen wird. Aufzuarbeiten gibt es wahrlich genug.

Falafel

Eine Nacht in Beirut, doch sie könnte sich genauso in jeder anderen Metropole auf der Welt zutragen –zumindest beinahe: Toufic (Elie Mitrie) ist ein junger Mann, der durch die Straßen der Stadt flaniert.
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