Fack Ju Göhte 2

Eine Filmkritik von Falk Straub

Herr Müller muss weg

Die Geschichte eines Bankräubers (Elyas M’Barek), der wider Willen Lehrer wird, war 2013 der Überraschungshit an den deutschen Kinokassen. Bora Dağtekins Fack ju Göhte reanimierte die Pennälerkomödie und verbuchte bis zum Sommer 2014 mehr als sieben Millionen Zuschauer. Ein Einspielergebnis, das eine Fortsetzung fordert. Im zweiten Teil geht es nun auf Klassenfahrt.
Ex-Knacki Zeki Müller (M’Barek) quält sich jeden Morgen aus dem Bett. Hatte er sich gegen Ende des ersten Teils endlich mit dem Beruf des Aushilfslehrers arrangiert, hängte er ihn zu Beginn von Fack ju Göhte 2 am liebsten gleich wieder an den Nagel. Seine Schüler nerven. Freundin und Kollegin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) kontrolliert jeden seiner Schritte. Und jetzt plant Direktorin Gerster (Katja Riemann) auch noch eine Klassenfahrt in ein Entwicklungsland. Ihr Ziel: Das Image der Goethe-Gesamtschule aufpolieren, die Konkurrenz vom Schillergymnasium ausstechen und einen Werbeetat vom Bildungsministerium einsacken. Doch statt auf Klassenfahrt zu gehen, stünde Zeki viel lieber am Tresen seiner eigenen Bar. Die Chancen darauf stehen gar nicht schlecht, als unverhofft ein Rest seiner Beute auftaucht. Doch die Diamanten aus einem alten Bankraub landen durch ein Missgeschick in Thailand. Plötzlich ist der lustlose Pädagoge topmotiviert und jagt mit seinen „Schwachmaten“ aus der 10b, Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben) & Co., den Diamanten auf Klassenfahrt hinterher. Wären da bloß nicht Vorzeigelehrer Hauke Wölki (Volker Bruch) und dessen Weltretter AG vom Schillergymnasium, die der Goethe-Gesamtschule ständig in die Quere kommen.

Regisseur und Drehbuchautor Bora Dağtekin hat ein Problem. Eigentlich hat er in Fack ju Göhte alles erzählt. Sein Protagonist wird wider Willen in eine Rolle gezwängt, aus der er prompt gehörig fällt, durch sein autoritäres Verhalten und seine unverblümte Sprache holt er die Schüler aber genau dort ab, wo sie zu Hause sind: am Rand der Gesellschaft. Durch die Liebe wird er schließlich geläutert, begreift den in der Not ergriffenen Beruf als Berufung und bringt den bildungsfernen Schichten doch noch etwas für das Leben bei. Was soll da im zweiten Teil noch kommen?

Dağtekin behilft sich damit, dass er die Geschichte aus der Enge des Schulgebäudes holt und in die Weite Thailands verfrachtet. Doch was Handlung und Figuren mehr Möglichkeit zur Entfaltung bieten könnte, mündet lediglich in einer misslungenen Variation des ersten Teils. Anstatt die Charaktere weiterzuentwickeln, dreht Dağtekin deren Motivation einfach wieder auf Anfang, so dass der Pauker und seine aufmüpfigen Pennäler ein weiteres Mal eine Läuterung durchlaufen. Doch die Pädagogik mit dem Holzhammer, die im ersten Teil noch halbwegs originell und durch Zeki Müllers Herkunft glaubwürdig erschien, wirkt in Fack ju Göhte 2 nur noch aufgesetzt. Auch die Gags sind zu plakativ. Sicherlich war bereits der erste Teil kein Fest des feinsinnigen Humors, doch wo in Fack ju Göhte reichlich platte neben recht erhellenden Pointen standen, sucht man letztere im zweiten Teil vergebens. Um sich von Teil eins abzuheben, verliert sich die Fortsetzung vor allem in einem ordinären Überbietungsgestus, der den Publikumslieblingen Chantal & Co. deutlich zu viel Platz einräumt.

Dieses Dilemma ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass sich Fack ju Göhte 2 durch seine Geschichte einer großen Stärke des ersten Teils beraubt. Lieferten dort Zeki Müllers Konflikte mit Direktorin Gerster und Kollegin Schnabelstedt einen Großteil der gelungenen Pointen, tauchen diese Figuren in der Fortsetzung nur noch am Rand auf. Stattdessen etabliert das Drehbuch Hauke Wölki als Müllers Kontrahenten, nur um den Wettstreit mit dem Schillergymnasium alsbald im thailändischen Sand verlaufen zu lassen und sich in zu vielen unnötigen Nebenepisoden zu verheddern. Vielleicht ja, weil sich der sonst so smarte Ex-Knacki im Schlagabtausch mit dem Superpädagogen mehr als plump verhält. Um hier doch noch die erzählerische Kurve zu bekommen, bedarf es schließlich einer solch hanebüchenen Wendung, der ein letztes Mal Niveau und Glaubwürdigkeit zum Opfer fallen.

Immerhin: Wen es nach knapp zwei Stunden immer noch auf den Kinositzen hält, der wird belohnt. Die amüsantesten Szenen des Films hält der Abspann mit den Outtakes bereit.

Fack Ju Göhte 2

Die Geschichte eines Bankräubers (Elyas M’Barek), der wider Willen Lehrer wird, war 2013 der Überraschungshit an den deutschen Kinokassen. Bora Dağtekins „Fack ju Göhte“ reanimierte die Pennälerkomödie und verbuchte bis zum Sommer 2014 mehr als sieben Millionen Zuschauer. Ein Einspielergebnis, das eine Fortsetzung fordert. Im zweiten Teil geht es nun auf Klassenfahrt.
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