Endless Love (2014)

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Das Ende der Unschuld

Die Neuverfilmung von Endless Love stellt auch so etwas wie den Schlusspunkt einer Evolution dar. Oder eine De-Evolution, je nach Gesichtspunkt. Scott Spencers Roman war der Versuch, die Geschichte von Romeo und Julia in modernem Ambiente zu erzählen. Das Ergebnis war düster. 1981 debütierte die Verfilmung von Franco Zeffirelli, die einiges änderte, deutlich melodramatischer daherkam, aber zumindest die Kernelemente beinhaltete, die sich mit der schmerzlichen Hintergrundgeschichte der Hauptfigur und ihren mentalen Problemen auseinandersetzt. Shana Festes Neuverfilmung ist nun eine saubere, stark auf Klischees schielende Neuverfilmung.

Jade (Gabriella Wilde) hat sich nach dem Tod ihres Bruders in der Schule sehr zurückgezogen. Sie hatte mit kaum jemandem Kontakt. David (Alex Pettyfer) war immer an ihr interessiert, wusste aber nie, wie er den ersten Schritt machen sollte. Nach dem High-School-Abschluss führt der Zufall sie zusammen. Beide verlieben sich ineinander, aber Jades Vater Hugh (Bruce Greenwood) stört sich daran, dass ein Verlierer seiner Tochter den Hof macht. Er drängt seine Tochter, nicht ihre Pläne für einen Jungen aufzugeben. Im Sommer soll sie ein wichtiges Praktikum machen, danach an der Universität Medizin studieren. Aber wahre Liebe überwindet alle Hindernisse. Oder?

Anders als im Original, wo der Konflikt mehr darauf abzielte, dass David ein junger Mann mit ernsthaften Problemen ist, setzt Feste bei ihrem Film den Schwerpunkt auf den Kampf der Alphatiere. In der einen Ecke David, ein junger Mann, der von der großen Liebe träumt und sie gefunden zu haben glaubt, auf der anderen Seite Hugh, der Vater eben dieser großen Liebe, der sich sorgt, dass der Verlierer David seiner Tochter nie das Leben wird bieten können, das sie seiner Meinung nach verdient.

Das ist nicht mehr als das gängige Klischee, das bei dieser Art Film immer aufgeboten wird. Aber immerhin: Die Charakterisierung ist etwas vielschichtiger geraten, als man das erwarten sollte. Zudem profitiert der Film von einem exzellenten Ensemble. Bruce Greenwood als Vater ist nominell der Antagonist, aber er erhält Momente, die ihn sympathischer machen und aufzeigen, worin sein Tun begründet liegt. Das macht es nicht besser, aber verständlicher. Auch die übrigen Darsteller können mit Figuren arbeiten, die mehr als nur eine Funktion haben, sondern auch ein Mindestmaß an Tiefe besitzen. Das gilt für Joely Richardson als Mutter, die noch an die wahre Liebe glaubt, auch wenn sie sie zuhause längst nicht mehr hat, aber auch für Rhys Wakefield, der als mittleres Kind im Konflikt mit dem Vater zeigt, was es heißt, im Schatten seines toten Bruders zu stehen.

Den Kern des Films bilden natürlich Wilde und Pettyfer, deren Liebelei von Feste in warme, bunte Bilder gehüllt wird. Das ist zuckersüß, wie hier die erste Liebe zelebriert wird, die selten die ganz große Liebe ist. Aber im Kino darf sie es sein, weswegen das zuckerwatteweiche Happy End natürlich nie in Frage gestellt wird. Wer Filme wie Endless Love ansieht, der weiß, was ihn erwartet – und möchte auch genau das sehen. Shana Feste liefert ab. Mehr muss man eigentlich gar nicht sagen.
 

Endless Love (2014)

Die Neuverfilmung von „Endless Love“ stellt auch so etwas wie den Schlusspunkt einer Evolution dar. Oder eine De-Evolution, je nach Gesichtspunkt. Scott Spencers Roman war der Versuch, die Geschichte von Romeo und Julia in modernem Ambiente zu erzählen. Das Ergebnis war düster. 1981 debütierte die Verfilmung von Franco Zeffirelli, die einiges änderte, deutlich melodramatischer daherkam, aber zumindest die Kernelemente beinhaltete, die sich mit der schmerzlichen Hintergrundgeschichte der Hauptfigur und ihren mentalen Problemen auseinandersetzt.

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