Elternschule (2018)

In ihrem Dokumentarfilm Elternschule zeigen Jörg Adolph und Ralph Bücheler Familien, in denen sich ein Kind in stationärer Therapie befindet. Wie gehen wir mit unseren Kindern um? Wie ticken Kinder? Was brauchen sie von uns Erwachsenen, was nicht? Für Antworten auf diese und ähnliche Fragen werden Kinder wie ihre Eltern durch ihre gemeinsame Zeit in der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen, Abteilung „Pädiatrische Psychosomatik“ begleitet. 

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Meinungen

frau_almut · 23.05.2019

Ich habe den Film im Rahmen eines Seminars im Studiengang Soziale Arbeit gesehen. Mich hat sowohl der Film als auch diese Station und ihre Menschen beeindruckt. Auch die mutigen Eltern, die sich in ihren widersprüchlichen Gefühlslagen zeigen.
Die rein verbale Beschreibung der Methoden würde bei mir die gleichen hässlichen Gefühle auslösen, die in einigen Kommentaren benannt wurden. Das Bild spricht jedoch eine andere Sprache. Die Kamera nimmt sich viel Zeit, Situationen in allen möglichen Kontexten zu begleiten. Ich werde als Betrachter mit hineingenommen in das Miteinander auf der Station, die Ansprache des Fachpersonals gegenüber den Kindern, Teambesprechungen oder Dialoge mit den Elternteilen. Der Film zeigt den konsequenten, aber durchaus achtsamen Umgang mit den Kindern, die aufgrund ihrer persönlichen schwierigen Vorgeschichte kaum Grenzen kennen. Die hier gezeigten Familien befinden sich in einer Ausnahmesituation – im Gegensatz zu der der meisten Zuschauereltern. Das sollte man trotz aller Identifikation nicht vergessen. – Natürlich lasse auch ich meine Kinder meine Grenzen spüren. Mal werden sie schnell akzeptiert, mal länger ausgetestet. Denn ohne Grenzen funktioniert das Zusammenleben nicht besonders gut, wie nach dem zitierten Spruch: „Dem Kind geht es dann gut, wenn es den Eltern gut geht - und nicht umgekehrt“. Grundlage dafür ist eine gesunde liebevolle Eltern-Kind-Beziehungen und keine egoistische Du-bist-mir-egal-Haltung.
Meiner Meinung nach ist der Film durchaus empfehlenswert.

hans · 07.11.2018

Es geht nicht um die Kinder, es geht um die Eltern. Punkt...

Dr. med. Eckhardt Gehde · 31.10.2018

Dieser Film ist ein Dokument der arroganten Dummheit und Bösartigkeit, wie sie in der heute obsoleten „Erziehung“ der Nazi-Autorin Johanna Harer, der traditionellen schwarzen Pädagogik und teilweise auch in der Frühzeit der Verhaltenstherapie vertreten wird. Verfahren, wie sie der Psychologe Langer als wirksam behauptet, helfen nicht auf Dauer. Sie zerstören lediglich den Rest von Vertrauen und Bindung, die jedes Kind für eine stabile strukturelle und emotionale Basis, für die Entwicklung von Empathie und den langen Prozess der Identität unbedingt benötigt. Langer und die Gelsenkirchener Kliniksabteilung, die für ein wissenschaftlich völlig unabgesichertes Verfahren vollmundig einen „qualitativen Sprung“ behaupten (was Quatsch ist) verfolgen jedoch ein nach klinischer Empirie nicht nur äusserst fragwürdiges, sondern mit größter Wahrscheinlichkeit schädliches, mit Sicherheit die davon betroffenen Kinder langjährig traumatisierendes Verfahren. Kleinkinder mit Angst allein in ein Gitterbett in einen dunklen Raum zu sperren, um Durchschlafen zu erzwingen, Zwangsfüttern mit Festhalten des Kindes, das Führen eines Kampfes gegen die Kinder, die als Tyrannen und Terrormacher dargestellt werden, so etwas wird vermutlich vor allem jene Eltern überzeugen, die den grausamen Stil der Nazis oder ähnliche Quälmethoden gut finden, wie sie auch ein Herr Winterhoff vertritt.
Nach meiner Überzeugung als Psychiater, Psychoanalytiker und Traumatherapeut sind die hier propagierten Methoden menschenverachtend, grausam, bösartig und dazu vollkommen unsinnig. Das vertretene Menschenbild stammt aus der als eigentlich überwunden geltenden Fehlsicht von einem bösartigen, machtgierigen Kind, das die Eltern dominieren möchte. Selbst die Hundeerziehung ist intelligenter als die KZ-Abrichtung, die Langer und Kollegen vertreten, und die dieses üble Machwerk uns als „Elternschule“ verkaufen will. Was in den Köpfen der Journalisten großer, sonst besser recherchierender Medien vorgegangen sein mag, ist rätselhaft. Vielleicht haben sie ein paar Nächte bei Dr. Langer geschlafen.
Dieser Film gehört verboten, die Klinik in Gelsenkirchen sofort von der Staatsanwaltschaft untersucht, die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Es ist eines der widerwärtigsten Dokumente, die ich jemals gesehen habe.

Veronika Rampold · 31.10.2018

Das Schlimmste an der sog. Elternschule ist m.e. daß den Kleinen ein Egoismus und eine Bosheit unterstellt wird, die sie gar nicht empfinden. So macht man Selbstbild und Menschenbild in zukünftigen Bürgern kaputt. Sie erzeugt Bürger, die glauben, jeder sei ein Egoist, sogar ein Baby.
Die alte "Erbsünden"-Idee ("das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an" - Altes Testament) hat doch schon genug Schaden angerichtet, ersetzen wir sie doch bitte nicht durch einen neuen wesensgleichen Aberglauben! NB die "Wissenschaft" des Behaviorismus an Menschen anzuwenden statt nur an Tieren, ist menschenvrachtend, menschenrechtsfeindlich.

PolaWestphal · 14.10.2018

Das mag ja der Anspruch des Films gewesen sein, aber dann frage ich mich warum, denn der Klinikalltag eine Kinder- und Jugendpsychatrie gezeigt wird. Die Fragestellung sollte es die der Filmemacher sein, passt ja schon mal gar nicht. So tickt das bindungsgestörte, kranke oder evtl. einfach nur komplett ignorierte Kind. Und wie wird darauf eingegagen? Anscheindend gar nicht! Es wird gebrochen und das auch noch als einziges MIttel hingestellt. Rechte der Kinder als Menschenrechte? Werden hier. mit den Füßen getreten, positiver Ansatz und Wertschätzung gleich null. Und nicht nur ist diese "Therapieform" für diese Familien dort gefährlich und Grundrechte verletztend, es wird nun wenn nicht dagegen gearbeitet wird auch noch von der breiten Masse als legitime Erziehungsform aufgefasst.

Charly · 13.10.2018

Recht auf gewaltfreie Erziehung nach § 1631 BGB:

Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.

Dachte ich immer?!
Aber sowas ist rechtens, in einer Klinik? Kinder psychisch zu misshandeln?
Und das wird noch als Erziehung propagiert, als Therapie?

Mir ist gerade richtig übel, sowas kommt auch noch in die Kinos und es gibt offensichtlich Menschen die solche Methoden angemessen finden.

Jennypenny · 12.10.2018

Liebes Kino-Zeit-Team,
es wäre schön, wenn Ihr auf die Kritik, die es an diesem Film und vor allem an den Methoden dieser Klinik gibt, eingeht. Der Film ist entsetzlich. Kinder werden mit Gewalt zum Essen gezwungen, in Schlaftrainings ("kontrolliertes Schreienlassen" gefügig gemacht und als Tyrannen mit einem Werkzeugkasten violler Druckmittel dargestellt, die es durch Zwang zu "funktionierenden" Kindern zu machen gilt. Dass Kinder, die auffälliges Verhalten zeigen, in NOT sind und Hilfe brauchen, aber keine Gewalt und keine Machtdurchsetzungen, um ihr Verhalten zu ändern, wird komplett ignoriert. Ich schätze Eure Kritiken als sehr klug und durchdacht und würde mich sehr freuen, wenn Ihr auch hier Euren klugen Blick drauf werft und dieses Film nicht unkommentiert stehen lasst.
Herzliche Grüße!

AndreasP · 13.10.2018

LIebe Jenny,
ich kann nur erahnen was der Film zeigt und würde dir beipflichten, dass das entstehende Gefühl für dich entsetzlich ist.
Leider spricht meine persönliche Erfahrung ein anderes Bild. Kinder entwickeln sich am besten in einerm für sie sicheren Umfeld und dazu gehört leider auch das Bedürfnis zu lernen wie weit Grenzen verschoben werden dürfen und wie weit nicht.
Als Vater sehe ich es an meinen eigenen Kindern. Ich gehe sehr liebevoll mit Ihnen um, sie fühlen sich wohl. aber sie verlangen auch nach Grenzen. Alleine diese Aussage vermittelt das Gefühl ich müsste meine Kinder psyschisch verletzen um sie zu erziehen. Das ist aber falsch interpretiert.
Ich muss ihnen ein Vorbild sein. Ich möchte nicht dass sie jedes Verhalten ihrer Mitmenschen akzeptieren. Sie sollen soweit couragiert sein auch Nein-sagen zu können. Woher aber sollen sie es gelernt haben, wenn sie nicht auch von mir regelmäßig das Wort nein gehört haben.
Als Lehrer sehe ich zu oft Kinder die vermuten lassen nicht oft genug "Nein" gehört zu haben.
Vor allem Jugendliche mit psyschischen Auffälligkeiten (ich habe ein Jahr in einer Klinik als Kliniklehrer gearbeitet) zeigen sehr oft, dass ihre Probleme in ihrer Erziehung liegen könnten.
Zu deinenem Gefühl bezüglich des Schlaftrainings. Ich denke das Kinder auch lernen müssen das schlafen etwas positives ist und sie müssen schlafen in Ruhe lernen können. Die von dir bemerkte Not der Kinder zeigt für mich eher den Wunsch Halt, Struktur und Regeln zu haben um in einer stressigen Umwelt überleben zu können.

Erziehumng ist ein äußerst emotionales Thema. Verinfacht gesagt solltest du eventuell einmal überlegen bei welchen Menschen du dich in deiner Kindheit am wohlsten gefühlt hast.
Wahrscheinlich bei freundlichen in sich ruhenden, selbstbewussten und regelorientierend wirkenden.

Vielen Dank

Katja · 16.10.2018

Super geschrieben.
Teile deine Einschätzung total.

JennyPenny · 17.10.2018

Hallo Andreas,
Entschuldigung, aber der Film zeigt GEWALT gegen Kinder, Körperliche Gewalt.
Ich bin Mutter zweier wunderbarer Kinder. Die ich gewaltfrei erziehe, ohne Schlaftrainings und ohne sie zum Essen zu zwingen. Wozu sollte das gut sein, außer sie zu traumatisieren.
Glauben Sie im Ernst, ein Kind alleine in einen dunklen Raum zu sperren und es so lange schreien zu lassen, bis es vor Erschöpfung aufgibt, bringt sie dazu, Schlafen als etwas POSITIVES zu sehen?! Das ist ein Alptraum, der das komplette Gegenteil von Ruhe und Frieden ist.
Das Kind schreit irgendwann nicht mehr, ja. Es wird gehorsam.
Wollen Sie gehorsame Minder? Mit Sicherheiut nicht, das schreiben Sie ja selbst. Ich auch nicht. Ich will starke, selbstbewusste, liebevolle Kinder, die wissen, was ihnen hilft und gut tut und anderen auch.
Kinder brauchen keine Grenzen um sich herum, sie brauchen Menschen, die ihre eigenen Grenzen vertreten. Die ihre eigene Integrität bewahren und die der Kinder nicht verletzen. Die natürlich Nein sagen. Selbstverständlich. Dazu braucht man keine Regeln, außer vielleicht ein paar wenige. Alles andere ist Beziehung. Ich rede doch nicht von Laissez-Faire.
Selbstverständlich gibt es überforderte Eltern. Die brauchen Hilfe. Davon gibt es viel zu wenig.
Aber doch nicht so. Kinder in Not brauchen Liebe, und starke Eltern, die wissen, was sie selbst brauchen und authentisch sind. Nicht Gewalt und Zwang und Härte.
Abgesehen von meinem eigenen Empfinden, die Methoden dieser Klinik sind massiv UMSTRITTEN. In Fachkreisen sowieso.
Davon ist in diesem Film nichts, aber auch garnichts zu erfahren.

MoniKu · 17.10.2018

Liebe Jenny, ich wundere mich immer wieder, mit welcher Inbrunst ihr attachment parenting people behauptet die Wahrheit zu kennen. In 20 Jahren wird es dann die ersten Langzeitstudien geben, über Kinder (und Eltern) die durch Attachment Parenting traumatisiert wurden, bzw. durch ihre Eltern. Und was dann? Dann eine schöne neue Wahrheit herauspicken, um sicher zu sein, nicht nur zu den Guten sondern zu den wirklich absolut Besten zu gehören? Ich würde mir sowas nicht anmassen, da ich es für strukturell totalitär halte. Aber schön, dass du, natürlich, 2 wunderbare Kinder hast, bei so einer wunderbaren Mutter ja kein Wunder. (Polemik aus) . Bitte einfach mal den Textbausteinreflex ausschalten. Selber denken und nicht irgendeiner Ideologie folgen, das gilt für alle Richtungen. "Der Kopf ist rund damit das Denken die Richtung ändern kann" Und was ich für Filme angucke, entscheide ich alleine. Danke M

Alex · 24.10.2018

Liebe Jenny,
ich habe den Film noch nicht gesehen, werde ihn aber bei nächster Gelegenheit anschauen.
Wir kennen die Kinderklinik Bergmannsheil und das Ärzteteam in Gelsenkirchen mit deren Methoden bestens aus eigener Erfahrung!
Wir sind Eltern zweier unterschiedlich alten ehemalig stark Neurodermitis kranker Kinder (damals 2 und 4 Jahre alt). Sie wurden in Gelsenkirchen 2002 zeitgleich stationär behandelt.
Mit Ansage der Klinik und Umsetzung der gelernten Regeln, waren ein Jahr später beide Kinder geheilt und sind es bis heute.
In der Klinik lernten wir verständlich wie die Krankheit entsteht und funktioniert, wie sie sich am Leben erhält und wie sie durchbrochen wird.
Wir kennen weitere Familien aus der Klinik persönlich mit gleichen Erfolgsmeldungen, mit ähnlich funktionierenden chronischen Krankheiten.
Wir sind eine der Klinik gegenüber dankbare und glückliche Familie!
LG Alex

lala · 11.10.2018

der Trailer macht mich schon wütend...Kinder müssen alleine im Zimmer sein Nachts, mann nennt es auch Resignation wenn es denn so funkrioniert....echt total traurig ,die armen kleinen haben ja keine Wahl!

Jana · 11.10.2018

Kinder sind eigene Menschen mit einem Recht auf eine gewaltfreie Kindheit, auf eine unangetastete Würde. Und sie können nicht für sich selbst einstehen, wenn alles was sie tun um ihre Würde zu bewahren als Terror bezeichnet wird. Wie kann denn ein Mensch einen anderen Menschen mit seinem eigenen Essverhalten terrorisieren? Wir Erwachsenen haben mehr Macht als Kinder. Und es ist unsere Aufgabe mit dieser Macht verantwortungsvoll umzugehen und sie nicht auszunutzen und gegen unsere Kinder anzuwenden.