Ein griechischer Sommer

Eine Filmkritik von Sebastian Wotschke

Gefühls-Sirtaki

Der vierzehnjährige Yannis (Thibault Le Guellec) wohnt mit seinem Vater Démosthènes (Emir Kusturica) allein in einem abgelegenen Fischerhaus auf der kleinen griechischen Insel Zora. Seit dem Tod seiner Mutter ist Yannis‘ Vater ein trinkender Griesgram, der sich von den anderen Inselbewohnern zurückzieht. Als Démosthènes eines Tages seinem Sohn den Auftrag erteilt, destillierten Alkohol zu einem Kapitän zu bringen, entdeckt er auf seinem Schiff einen ausgehungerten Baby-Vogel. Er kauft dem Kapitän den Vogel ab und versteckt ihn vor seinem Vater, aus Angst, er könnte ihm etwas antun. Doch aus dem kleinen Baby-Vogel entwickelt sich schnell ein ausgewachsener Pelikan, der mit seinem forschen Auftreten zur Touristenattraktion Zoras wird. Als Angeliki (Jade-Rose Parker), die Nichte des Besitzers des einzigen Bistros auf der Insel, zu Besuch kommt, entwickelt sich zwischen ihr und Yannis nicht nur eine innige Beziehung; sie überzeugt ihn auch davon, aus dem beliebten Vogel Profit zu schlagen. Alles zum Leidwesen seines Vaters, dem der Pelikan ein Dorn im Auge ist.
Olivier Horlait war bislang überwiegend als Regieassistent für große Filmemacher wie Luc Besson oder Pascal Thomas tätig. Für seine erste Regiearbeit adaptierte er Eric Boissets Jugendroman Nicostratos, die Verfilmung läuft in Deutschland unter dem Titel Ein griechischer Sommer an. Zwar kann man den Film (wie dies andere Kritiker getan haben) auch hinsichtlich unterschwelliger Andeutungen bezüglich der Finanzkrise in Griechenland unter die Lupe nehmen, doch in erster Linie ist Ein griechischer Sommer ein Familienfilm, der Freundschaft, Familie und die erste Liebe thematisiert, und versucht, den jungen Zuschauern die richtigen Werte zu vermitteln. Und in Hinblick darauf gibt es an Horlaits Debütfilm auch nichts zu beanstanden.

Die vor allem jugendliche Zielgruppe merkt man dem Film freilich schon ein wenig an: die eigentlich recht dramatische Geschichte gerät bisweilen recht leicht, an manchen Stellen auch zu leicht, die diversen Probleme und Konflikte lösen sich in der Regel recht schnell auf und werden nur selten tiefergehend behandelt. Man kann es aber auch positiver sehen: Trotz diverser Schicksalsschläge, die auch den plötzlichen Tod beinhalten, verliert der Film niemals seine bejahende Einstellung, man wird das Gefühl nicht los, dass sich sowieso immer alles zum Besten wendet.

Die schrulligen Charaktere besitzen alle ihre liebenswerten Eigenschaften. Vom geizigen Bistrobesitzer, über den sportlichen Priester bis hin zur lebensfrohen Nichte von Außerhalb. Für humorvolle Momente ist reichlich gesorgt, doch trotz gewisser Macken bleiben die Figuren häufig zu glatt und perfekt. Und perfekt ist auch stets der Zusammenhalt zwischen den Dorfbewohnern. Der Protagonist Yannis ist ein Bilderbuchjunge, mitten in der Pubertät, und dennoch immer anständig und gewissenhaft. Lediglich sein Vater Démosthènes, gespielt vom erfolgreichen Regisseur Emir Kusturica, ist die tragische Figur, die säuft, pöbelt und ihren Sohn vernachlässigt. Natürlich folgt auch hier die Heilmethode auf dem Fuße und die sowieso von Anfang an klare Wandlung, kommt kaum nachvollziehbar daher. Zumindest an der Wahl der Schauspieler gibt es keinen Grund zur Kritik.

Positiv hervorheben muss man die Darstellung der Freundschaft zwischen Tier und Mensch. Rührend, amüsant und hinsichtlich der Arbeit der Tiertrainer beeindruckend, sind die Sequenzen, in denen Yannis und die übrigen Bewohner Zeit mit dem Pelikan Nicostratos verbringen. Auch wenn man hier wieder in Bezug auf den Kitschfaktor oft über das Ziel hinausschießt. Ebenfalls beeindruckend ist die Kameraarbeit Michel Amathieus, der mit den idyllischen Bildern das richtige Sommerfeeling aufkommen lässt, und die lebensbejahende Grundstimmung des Films unterstützt.
Und somit bleibt im Endeffekt ein Familienfilm, der mit seiner positiven Lebenseinstellung, den humorvollen Figuren und seinem tierischen Hauptdarsteller vor allem junge Kinogänger begeistern kann.

Ein griechischer Sommer

Der vierzehnjährige Yannis (Thibault Le Guellec) wohnt mit seinem Vater Démosthènes (Emir Kusturica) allein in einem abgelegenen Fischerhaus auf der kleinen griechischen Insel Zora. Seit dem Tod seiner Mutter ist Yannis‘ Vater ein trinkender Griesgram, der sich von den anderen Inselbewohnern zurückzieht. Als Démosthènes eines Tages seinem Sohn den Auftrag erteilt, destillierten Alkohol zu einem Kapitän zu bringen, entdeckt er auf seinem Schiff einen ausgehungerten Baby-Vogel.
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