Dol – Tal der Trommeln

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine kurdische Liebesgeschichte mit politischer Brisanz

Der kurdische Begriff „Dol“ steht für ein traditionelles Schlaginstrument, kann zudem auch den Trommler bezeichnen und darüber hinaus auch „Tal“ bedeuten. Als Titel des neuen Films von Hiner Saleem, der aus der Region Kurdistan stammt, heute als Regisseur in Frankreich lebt und dessen Auseinandersetzung mit der kurdischen Geschichte und Gegenwart sich als zentrales Motiv in seinem filmischen Schaffen wiederspiegelt, verweist Dol – Tal der Trommeln auf die Wichtigkeit von Rhythmus und Musik für die kurdische Kultur, was sich vor allem bei Festlichkeiten oder Beerdigungen zeigt und im Film eine symbolträchtige Bedeutung gewinnt, ganz besonders für das tragische Finale. Regisseur Saleem bemerkt zur Wahl seines Titels: „Für uns Kurden ist Musik wie ein Lebensmittel, das sowohl beim Tod als auch bei der Geburt notwendig ist.“
Im türkisch-kurdischen Dorf Balliova in der Grenzregion sowohl zum Iran als auch zum Irak wird die Bevölkerung im Jahre 2005 anhaltend vom türkischen Militär schikaniert, und das Alltagsleben ereignet sich ganz im Schatten der politischen und sozialen Spannungen. Trotzdem verlangt es gerade die jungen Leute nach einer Portion privatem Glück, so dass Azad (Nazmî Kirik) und seine Freundin Nazenin (Sipel Dogu Lesar Erdogan) ihre Hochzeit anberaumen. Während des Festes kommt es zu Provokationen durch die Streitkräfte, und der Bräutigam, der in diesem Zuge auf den Kommandanten schießt, flüchtet daraufhin in Richtung Kurdistan.

Auf seinem gefährlichen Weg durch die Grenzgebiete und schließlich in der autonomen Region Kurdistan angekommen begegnet der junge Kurde dem desolaten Schicksal seines zerrissenen Volkes in vielerlei Gestalt. Er lernt Cheto (Abdullah Keskîn) kennen, der sich von Paris aus aufgemacht hat, um seine Schwester zu beerdigen, deren Leiche in einem irakischen Massengrab gefunden wurde, und trifft auf Jekaf (Rojîn Ulker), die als junges Mädchen von irakischen Soldaten entführt wurde. Gemeinsam mit Taman (Belçim Bilgin), die sich der kurdischen Guerilla angeschlossen hat, gelangt er schließlich in ein Camp von Wiederständigen in den Bergen, wo die neue Gefährtin ihren Verlobten heiraten will, doch auch diese Hochzeit wird durch einen Bombenangriff des irakischen Militärs drastisch gestört. In Azad reift der Entschluss, Nazenin zu sich in die Berge zu holen, doch bei seiner Rückkehr nach Balliova lauern ihm türkische Soldaten auf…

Dol – Tal der Trommeln ist ein politischer Film mit eindeutiger Positionierung des Regisseurs als Betroffenem, der begleitet von zarten Liebesgeschichten die oftmals brutale Realität der Kurden im Irak, der Türkei und auch in der Autonomen Region Kurdistan, deren Souveränität zwar seit 2004 besteht, doch längst nicht alle Schwierigkeiten mit den angrenzenden Staaten lösen konnte, ins Bewusstsein einer überwiegend wenig informierten Weltöffentlichkeit zu rücken bemüht ist.

Dabei setzt Hiner Saleem weniger auf ausgefeilte Dialoge als vielmehr auf kraftvolle, poetische Bilder, welche die Schönheit der Landschaft ebenso einfangen wie die durch Krieg und Bedrohung strapazierten Menschen, die sich nach einem würdigen, friedlichen Leben sehnen, und porträtiert gleichzeitig jene vor allem jungen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den bewaffneten Kampf mit den Militärs aufzunehmen.

Handelt es sich bei Dol – Tal der Trommeln auch um einen Spielfilm, so ist seine aktuelle politische Relevanz und Brisanz doch deutlich spürbar, und auch wenn der Regisseur künstlerische Ansätze zur Visualisierung einer gewissen Absurdität installiert, bleibt dieser Film doch von großer Ernsthaftigkeit und Tragik beherrscht, deren realitätsnaher Thematik sich der Zuschauer kaum entziehen kann.

Dol – Tal der Trommeln

Der kurdische Begriff „Dol“ steht für ein traditionelles Schlaginstrument, kann zudem auch den Trommler bezeichnen und darüber hinaus auch „Tal“ bedeuten.
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Meinungen

serement · 06.09.2007

es ist einfach ggggggguuuuuuutttttttttt