Django Unchained

Eine Filmkritik von Christian Horn

"I like the way you die, boy!"

Dass Quentin Tarantino seinem Oeuvre einen Western hinzufügt, ist ebenso konsequent wie die Westernbeiträge No Country For Old Men und True Grit von Joel und Ethan Coen. Denn wie die Coens verwies auch Tarantino in seinem bisherigen Werk immer wieder auf das uramerikanische Genre, man denke an Michael Madsens Cowboystiefel aus dem Debütfilm Reservoir Dogs oder an die deutlichen Westernreferenzen aus Kill Bill: Vol. 2 und Inglourious Basterds. Noch dazu erklärte Tarantino wiederholt seine Vorliebe für Italowestern wie eben Django von Sergio Corbucci oder Keoma von Enzo G. Castellari und leitete beim Filmfestival von Venedig kenntnisreich und begeisternd durch eine Italowestern-Retrospektive.
Da ist er nun also, der Tarantino-Western. Wie zu erwarten trägt Django Unchained deutlich die Handschrift seines Regisseurs/Autors und ist gleichzeitig ein reiner Genrefilm. Der Autorenfilmer selbst nennt den Film einen „Southern“, einen Western, der in den amerikanischen Südstaaten spielt und somit beinahe zwangsläufig das Thema Sklaverei aufgreift. Dass Tarantino aus dieser Ausgangslage keinen glatten Western in den Fußstapfen von John Ford oder Howard Hawks macht, sondern auf das Raue, Ungeschliffene und B-Movie-mäßige der Italowestern rekurriert, ist naheliegend. Und so finden sich in Django Unchained die stilbildenden Ingredienzen eines Spaghettiwestern: Unvermittelte Zooms wie aus einem Kung-Fu-Streifen, exzentrische Musik mit Hip-Hop-Einlagen, ausgestellte Brutalität und kantige Figuren. Die für Tarantino so üblichen Zitate und Querverweise finden sich bei Django Unchained derweil eher im Gestus der Erzählung und weniger in Einzelmomenten.

Die Story ist – auch das für einen Italowestern nicht unüblich – eher einfach gestrickt und zerfällt zudem in einzelne Sequenzen, die nicht zwingend einer stringenten dramaturgischen Linie folgen. Der deutschstämmige und verschlagene Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) befreit den Sklaven Django (Jamie Foxx), da dieser ihn zu seinen nächsten Opfern führen soll. Nach getaner Arbeit entschließen sich die beiden Outlaws, den Winter gemeinsam zu verbringen und Djangos Geliebte aus den Klauen des Sklaventreibers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) zu befreien, der sie neben vielen anderen Schwarzen auf seinem Anwesen Candyland gefangen hält. Ein kurioser Deal führt Schultz und Django nach Candyland, wo es zur finalen Entscheidung kommt und Django Rache an seinen Peinigern nimmt.

Den Metzeleinlagen aus Kill Bill nicht unähnlich, setzt Tarantino auch bei Django Unchained auf stilisierte Gewalt. Vor allem beim Showdown spritzen die Kunstblutfontänen aus allen Ritzen der geschundenen Leiber, die vor Djangos Flinte laufen; Tarantino selbst, der einen ironischen Gastauftritt absolviert, zersprengt es mit einer Stange Dynamit in der Hand. Doch nicht alle Gewalt aus Django Unchained ist comichaft und harmlos: Alleine die tiefen Narben auf Djangos Rücken, die von schlimmen Misshandlungen erzählen, und die Szenen, in denen Sklaven eine unmenschliche Behandlung widerfährt, verleihen Tarantinos Südstaaten-Western ein gewisses Maß an Härte.

In erster Linie ist Django Unchained indes ein Unterhaltungsfilm, der im Sinne Tarantinos verschiedene Versatzstücke aus Film und Literatur, Musik und Popkultur zu einem eigenständigen Werk formt. Die wunderbare Schauspielerriege, in der Christoph Waltz seinen Hans Landa variiert, Jamie Foxx den wortkargen wie charismatischen Revolverhelden mit physischer Präsenz verkörpert und Leonardo DiCaprio mit sichtlicher Freude den Sklaventreiber gibt, tragen wie meistens bei Tarantino sehr zum Gelingen des dialogreichen Films bei. Hinzu kommt der Tarantino-typische Soundtrack, das über Jahre geschulte Gespür für Westernmotive und der zwar oberflächliche, aber effektive Plot rund um Djangos Selbstbehauptung in einer von Weißen dominierten Welt: „Ein Nigger auf einem Pferd,“ kommentieren irritierte Stadtbewohner einen der ersten Auftritte des freigekauften Sklaven – „Sie werden dich den schnellsten Schützen des ganzen Südens nennen.“ heißt es am Ende. Dazwischen gibt es kernige Unterhaltung mit einigen herausragenden Momenten, die sowohl Anhängern des Regisseurs als auch Freunden des Westerngenres gefallen dürfte.

Django Unchained

Dass Quentin Tarantino seinem Oeuvre einen Western hinzufügt, ist ebenso konsequent wie die Westernbeiträge „No Country For Old Men“ und „True Grit“ von Joel und Ethan Coen. Denn wie die Coens verwies auch Tarantino in seinem bisherigen Werk immer wieder auf das uramerikanische Genre, man denke an Michael Madsens Cowboystiefel aus dem Debütfilm „Reservoir Dogs“ oder an die deutlichen Westernreferenzen aus „Kill Bill: Vol. 2“ und „Inglourious Basterds“.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

wignanek-hp · 14.02.2013

Tarantino wird immer besser. Man kann gespannt sein, was noch von ihm kommen wird. Er schöpft aus einem schier unerschöpflichen Fundus an Filmwissen und macht daraus eine wilde Mixtur. Zu den Gewaltszenen mag man stehen wie man will - auch nicht gerade mein Fall - aber der Rest ist schon Spitze!

McD · 01.02.2013

Legendär!!! unbedingt angucken