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Die Gambe ist das Werkzeug – pardon, das Musikinstrument – der Wahl von Monsieur de Sainte-Colombe. Auf eben selbiger frönt er wie besessen der französischen Barock-Musik des 17. Jahrhunderts und liefert sich mit dem ehrgeizigen Marin Marais ein musikalisches Duell, das nur einer gewinnen kann.

Die siebente Saite (1991)

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Sieben sind eine zu viel

Monsieur Colombe (Jean-Pierre Marielle) zieht nach dem Tod seiner Frau die zwei Töchter alleine groß und hat es nicht so mit der väterlichen Liebe, denn er verprügelt seine Mädchen gerne oder sperrt sie in den Keller ein. Dabei will er sich eigentlich nur seiner Musikbesessenheit hingeben und auf seiner Gambe spielen, der er zu den eigentlichen sechs Saiten noch eine siebte hinzugefügt hat. Letztendlich bringt er seine Kinder dazu, seiner Leidenschaft ebenfalls zu folgen, und mit harter Hand unterrichtet er sie in den Lagen, den Arpeggios und den Verzierungen.

Außer mit seinen Mädchen spielt er mit und für niemanden, auch nicht im Kammermusikorchester Ludwig XIV. Trotzig lehnt er des Königs Angebot mit den Worten ab, dass er „niemandem gehört, als sich selbst“. Und als dann wie aus dem Nichts Marin Marais (Guillaume Depardieu – der mit einer wirklich außergewöhnlichen Darstellung glänzt) auftaucht und vom Meister unterrichtet werden möchte, lehnt er dies natürlich auch ab. Aber seine Töchter verfallen dem blonden Beau und bringen letztendlich ihren Vater dazu, ihn doch noch als Schüler aufzunehmen. Colombe ist unerbittlich in seinen Anforderungen, denn er hört vermeintlich keinen Musiker in Marais, der „ein fühlendes Herz hat“. Die folgenden Jahre, die mit viel Streitigkeiten und Konkurrenzkämpfen zwischen Meister und Schüler verbunden sind, führen letztendlich zur Abwendung von Marais (in späteren Jahren von Gérard Depardieu dargestellt). Er braucht keinen Meister mehr, ist er doch selber einer geworden.

In Die siebente Saite wird traumhaft schöne Barock-Musik mit einem emotional ergreifenden Plot verbunden, der auf den historischen Persönlichkeiten Marais und Colombe beruht. Selbst hartnäckigen Gérard-Depardieu-Unsympathisanten dürfte der Film einen frohlockenden Ton entlocken, auch wenn er als fettleibiger und perückenbesetzter Meister nicht wirklich eine gute Figur abgibt. Ihn an der Seite seines verstorbenen Sohnes Guillaume – der dafür mit dem César als bester Nachwuchsdarsteller nominiert wurde – zu sehen, ist äußerst beeindruckend.

So also auch in dem Film Die siebente Saite, bei dem 1991 Alain Corneau Regie führte. Die ästhetisch inszenierte Verfilmung ist stetig untermalt von Gambenmusik und Gesängen, und man merkt dem Regisseur seine eigene musikalische Leidenschaft an. Letztendlich ist es eine Hommage an die Barock-Musik (und auch an Guillaume Depardieu), die visuell feinsinnig und musikalisch erstklassig dargestellt wird. Close-Ups des Gambenhalses finden sich immer wieder im Film, liebevoll angerichtete Stillleben werden von der Kamera eingefangen und nicht zuletzt sind die Kostüme ein absoluter Hingucker. Ganz nebenbei wird auch noch viel Erotik gezeigt – was fast schon Usus in französischen Filmen ist –, nackte Brüste und Hoden baumeln immer wieder munter vor der Kamera.

Die siebente Saite erhielt 1991 den Louis-Delluc-Preis und 1992 den César in sieben Kategorien, für fünf weitere wurde er nominiert. Die Berlinale des gleichen Jahres nominierte den Film für den Goldenen Bären und ein Jahr später wurde er als bester fremdsprachiger Film für den Golden Globe Award nominiert. Für den Filmstoff ließ Regisseur Corneau den Schriftsteller Pascale Quignard extra einen Roman verfassen, aus dem er letztendlich das Drehbuch entwickelte. 

Auf der DVD finden sich mehrere Filmsequenzen, die im Kinofilm nicht erscheinen. Zur Kennzeichnung sind sie im französische Original belassen und mit deutschen Untertiteln versehen. Ob diese Sequenzen nun wirklich wichtig sind, bleibt dahingestellt, aber sie sind auf jeden Fall ein schönes Beiwerk. Auch das zehnminütige Making Of ist durchaus sehenswert, weil es dort in erster Linie um Gérard Depardieu und seine Wandelbarkeit geht. Und ob man ihn nun mag oder nicht, er ist und bleibt ein wirklich großartiger Schauspieler!

Die siebente Saite (1991)

Der Film erzählt die Geschichte des französischen Komponisten Sainte Colombe und seines Schülers Marin Marais im 17. Jahrhundert, deren Zusammenarbeit zusehends in einen Wettbewerb umschlägt.

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Meinungen

Alfred Petry · 21.03.2021

Verstehe nicht ganz, was Sie da über Gerard Depardieu sagen wollen. Haben Sie etwas gegen den Mann? Er war einer der besten Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Daran können auch Sie nichts ändern. Seine Performance in diesem Film ist genial. Das tragische Schicksal seines Sohns muss ihn schwer belastet und viel an diesen Film erinnert haben. Kein Grund sich über ihn lustig zu machen.