Die Königin und der Leibarzt (2012)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine royale Dreiecksgeschichte

Dänemark in der Mitte des 18. Jahrhunderts: Schon als Kind ist die aus England stammende Prinzessin Caroline Mathilde (Alicia Vikander) dem Prinzen Christian VII ((Mikkel Boe Følsgaard) versprochen und soll den königlichen Gemahl nun bald ehelichen. Der Bräutigam in spe sei, so sagen ihr die Hofdamen, ein kultivierter Mann, ein Liebhaber des Theaters und überhaupt als kommender König von Dänemark eine gute Partie. Solche royalen Fernvermählungen aber – wir ahnen es schnell – sind so eine Sache und Christian entpuppt sich gleich bei der ersten Begegnung als mindestens exzentrischer Lüstling mit seltsamer Lache, merkwürdigem Benehmen und einem unglaublichen Appetit auf Hofdamen und Prostituierte.

Nachdem Caroline ihrer Verpflichtung zum Gebären eines Thronfolgers nachgekommen ist, begibt sich Christian erstmal auf eine ausgedehnte Europa-Tournee, von der er den preussischen Aufklärer Johann Friedrich Struensee (Mads Mikkelsen) als Leibarzt mit an den Hof in Kopenhagen bringt. Schnell gewinnt Struensee an Einfluss bei Hofe und nutzt seine Machtposition aus, um den König zu dringend benötigten Reformen zu bewegen, die Dänemark gegen zahlreiche Widerstände zu einem aufgeklärten und modernen Staat machen sollen. Die vereinsamte Königin und der Leibarzt beginnen eine Affäre miteinander, denn auch Caroline ist ein Freigeist und sehnt sich zugleich nach einem liebevollen Mann an ihrer Seite. Doch genau diese Verbindung gefährdet schnell die Reformmaßnahmen, denn Struensees Treiben wird durch den königlichen Rat mit großem Misstrauen verfolgt, zumal im Hintergrund Juliane Marie (Trine Dyrholm), die Stiefmutter des Königs, die Fäden zieht, die lieber ihren eigenen Sprössling auf dem Thron platzieren will.

Was wie der Stoff eines typischen Kostümfilms klingt, ist in Wahrheit reale dänische Geschichte: Struensee gab es wirklich, ebenso seine Affäre mit der Gattin des dänischen Königs und auch den Fall des Aufklärers, der unter dem Beil des Henkers endete. Nicolaj Arcel hat aus dem Stoff einen solide und gediegen inszenierten Film gemacht, der zwar keinerlei Bezüge zur politischen Gegenwart enthält, der aber daran erinnert, wie schwer es war, in Dänemark das Licht der Aufklärung in die muffigen Kabinette der absolutistischen Macht hineinzulassen. Genau dieses Bild ist vielleicht der einzige zu sehr mit Bedeutung aufgeladene Fehlgriff, den sich der Film erlaubt: Am Ende sehen wir den geistig umnachteten Christian auf seinem Bett sitzen, während der Vorhang an seinem Fenster geöffnet wird und das Bild verschwindet im gleißenden Licht der Sonne. Okay, wir haben die Botschaft verstanden.

Alicia Vikander ist eine hinreißende junge Königin, ihre Blickwechsel mit Struensee und die Haltung, die sie angesichts ihres Ehemannes und ihres Schicksals bewahrt, sind so intensiv, dass sie einen Weltstar wie Mads Mikkelsen glatt an die Wand spielt. Gut möglich, dass ihr eine ähnliche große Zukunft bevorsteht wie vielen anderen skandinavischen Darstellern, die derzeit dabei sind, Hollywood zu erobern.
 

Die Königin und der Leibarzt (2012)

Dänemark in der Mitte des 18. Jahrhunderts: Schon als Kind ist die aus England stammende Prinzessin Caroline Mathilde (Alicia Vikander) dem Prinzen Christian VII ((Mikkel Boe Følsgaard) versprochen und soll den königlichen Gemahl nun bald ehelichen. Der Bräutigam in spe sei, so sagen ihr die Hofdamen, ein kultivierter Mann, ein Liebhaber des Theaters und überhaupt als kommender König von Dänemark eine gute Partie.

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