Die Killer

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 23. Januar 2012, ARTE, 20:15 Uhr

Im düsteren, schwarzweißen und schattenreichen Ambiente eines klassischen Film Noir aus dem Jahre 1946 ereignet sich – inspiriert von einer kurzen Erzählung Ernest Hemingways – eine bitterböse Geschichte von ungeheuer spannender Dichte: Die beiden Killer Al (Charles McGraw) und Max (William Conrad) sind in der morgendlichen Dunkelheit in dem kleinen Kaff Brentwood in New Jersey mit dem Auftrag unterwegs, den Tankwart Ole Andreson, genannt „Der Schwede“, (Burt Lancaster) umzulegen. Unter brutaler Bedrohung der Anwesenden nisten sie sich in seinem Stammcafé ein, um dort auf den Schweden zu warten. Er wird an diesem Morgen jedoch nicht zum Frühstück erscheinen, sondern in der kleinen Pension, wo er wohnt, der Ankunft seiner Mörder harren, denn er ist bereit, sich widerspruchslos eliminieren zu lassen. Seinem Kollegen Nick (Phil Brown), der ihn gewarnt hat und zur Flucht bewegen wollte, hat er schlichtweg erklärt, dass er ein Mal einen Fehler gemacht habe, und so lässt sich der Schwede wenig später wortlos von den Killern hinrichten.
Es ist der Versicherungsdetektiv Jim Riordan (Edmond O’Brien), der beauftragt wird, den Fall zu überprüfen, denn der Schwede hatte zu Gunsten des Zimmermädchens Queenie (Queenie Smith) eine Police im Wert von 2500 Dollar abgeschlossen. Sein Interesse an diesem seltsamen Fall manifestiert sich allmählich zu ausführlichen Recherchen über das Schicksal des Schweden, als er erfährt, wie bereitwillig dieser sich abknallen ließ. So wird in Rückblicken allmählich das unstete Leben des ehemaligen Boxers Ole Andreson erzählt, dem die Liebe zur schönen Gangsterbraut Kitty Collins (Ava Gardner) zum Verhängnis wurde. Im Zuge seiner Nachforschungen begegnet Jim Riordan dessen vormals bestem Freund Sam Lubinsky (Sam Levene) und seiner reizenden Frau Lilly (Virginia Christine), die zuvor mit dem Schweden liiert war, dem Zimmermädchen Queenie, das ihn einst vor einem geplanten Freitod bewahrte, sowie Charleston (Vince Barnett), seinem ehemaligen Zellengenossen im Knast, der von Andresons verzweifelter Passion für die mondäne Kitty berichtet – und diese charismatische Femme fatale erzählt ihm am Ende ihre ganz eigene Variante der Ereignisse …

Die Killer – auch unter dem deutschen Titel Rächer der Unterwelt bekannt – bietet filigrane, fulminante Filmkunst der zynischen Art, deren puristischer Pessimismus keinen Raum für romantische Betrachtungen zulässt, auch wenn dieser grandiose Stoff dies sicherlich hergegeben hätte. Hier geht es um die ausführliche Rekonstruktion der letztlich rigorosen Resignation eines gestrauchelten Mannes, der im Grunde längst seine Seele verloren glaubt und gelassen dem ersehnten Ende entgegenblickt. Die visuellen Schattierungen des Films, die sich durch den ganz eigenen, ungewöhnlichen und oftmals dramatisch überhöhten Beleuchtungsstil von Regisseur Robert Siodmak auszeichnen, korrespondieren ausdrucksstark mit der häufig dissonant erscheinenden Musik von Miklós Rózsa, durch welche ebenfalls die außergewöhnlichen Perspektiven auf die Protagonisten und das Geschehen höchst eindrucksvoll inszeniert werden.

Neben Anthony Veiller waren inoffiziell auch John Huston und Richard Brooks an der Entwicklung des Drehbuchs beteiligt, die damals aus vertragsrechtlichen Gründen ungenannt blieben. Die Killer wurde seinerzeit in den Kategorien Bester Regisseur, Bestes Drehbuch, Bester Schnitt und Beste Filmmusik für den Academy Award nominiert, mit dem Edgar Allan Poe Award prämiert und 2008 schließlich in das National Film Registry der USA aufgenommen. Nicht nur für Liebhaber des Film Noir stellt dieser einen wahrhaften Schatz dar, der neben der meisterhaft installierten, eigenwilligen Filmsprache auch durch seine vielschichtige Geschichte zu überzeugen weiß, innerhalb welcher Burt Lancaster in seiner ersten Filmrolle zu sehen ist.

Die Killer

Im düsteren, schwarzweißen und schattenreichen Ambiente eines klassischen Film Noir aus dem Jahre 1946 ereignet sich – inspiriert von einer kurzen Erzählung Ernest Hemingways – eine bitterböse Geschichte von ungeheuer spannender Dichte:
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