Die Impressionisten

Eine Filmkritik von Marie Anderson

... und der Kunstkenner Paul Durand-Ruel

Den Zauber exklusiver Kunstausstellungen in den renommiertesten Museen der Welt für eine Weile auf die große Leinwand unterschiedlichster lokaler Kinosäle zu tragen – das war die Mission des britischen Dokumentarfilmers Phil Grabsky, die er als Produzent, Autor und Regisseur der Filmreihe Exhibition On Screen realisiert hat. Wurden in diesem Rahmen bereits berühmte europäische Maler wie Rembrandt van Rijn, Henri Matisse und zuletzt Vincent van Gogh samt ihrer Werke und Biographien porträtiert, widmet sich der aktuelle Dokumentarfilm nun gleich einer ganzen Gruppe von Künstlern: Die Impressionisten erklimmen die Kinoleinwände, mit dem signifikanten Untertitel und der Mann, der sie erschaffen hat, denn es ist der französische Galerist, Kunstliebhaber, -sammler und Mäzen Paul Durand-Ruel (1831-1922), der hier im Zentrum der Betrachtungen dieser Kunstausrichtung und einiger ihrer bekanntesten Protagonisten steht.
Akribisch hat er den Kauf der zahlreichen Bilder notiert, die Paul Durand-Ruel von damals noch kaum erfolgreichen Künstlern wie Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir und Édouard Manet erstanden, ausgestellt und im besten Falle auch weiterveräußert hat, um die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frankreich aufwallende neue Stilrichtung des Impressionismus zu fördern und schließlich innerhalb der internationalen Kunstwelt zu etablieren. Begrifflich dem Gemälde Impression – soleil levant / Impression – Sonnenaufgang von Claude Monet entlehnt, revolutionierte der Impressionismus seinerzeit die vorherrschende Kunst zuvorderst bezüglich der Farbgestaltung und des Lichts, die hier erheblich an Bedeutung gewannen, während gleichzeitig weitere Maßgaben der konventionellen Malerei zumindest kräftig relativiert wurden. Mit dieser innovativen Perspektive ging auch eine neue, respektvollere Philosophie der Kunstbewertung einher.

Im Musée du Luxembourg in Paris, in der National Gallery in London und im Philadelphia Museum of Art ist Phil Grabskys Dokumentarfilm zu Gast, um wie stets innerhalb der Reihe Exhibition On Screen auch einen näheren Blick hinter die Kulissen der ausgewählten Ausstellungen und des sich sonst meist im Verborgenen ereignenden Museumsbetriebs zu richten, dessen Präzisionsarbeit hinsichtlich der Kunstwerkpräsentationen hier gebührend gewürdigt wird. Doch die ganz großen Stars sind auch in der Folge Die Impressionisten zweifellos die Bilder selbst, die in der visuellen Dimension des Kinos eine so ungewöhnliche wie beeindruckende Blickerfahrung eröffnen. Dass die englische Originalversion hierzulande nicht ohne deutsche Untertitel auskommt, ist wegen der umfangreichen, den Bildfluss hemmenden Schrifteinblendungen ein deutliches Defizit des Dokumentarfilms, das die zahlreichen Kinobesucher glücklicherweise jedoch offensichtlich nicht schreckt.

Die starke Gewichtung Phil Grabskys auf den Kunstsammler und -händler Paul Durand-Ruel und sein Engagement in Sachen impressionistischer Maler, das ihn beizeiten beinahe ruiniert hat, lässt dieselben, ihr Leben und ihre Werke mitunter ein wenig in den Hintergrund geraten. Im Gegensatz zum vorausgegangenen Film Vincent van Gogh – Die neue Art des Sehens, der sich in viel höherem Maße auf die Bilder und die Biographie des Künstlers konzentriert, versinken Die Impressionisten mangels wünschenswerter Details allzu sehr im Kontext ihrer frühen „Kommerzialisierung“, auch wenn diese Perspektive durchaus einige höchst interessante zeitgeschichtliche Informationen transportiert. Nichtsdestotrotz ist diese filmische Präsentation der Ausstellung „Inventing Impressionism“ unter der Beteiligung der Nachfahren Paul Durand-Ruels, der die Impressionisten erstmals in New York ausstellen ließ, unbedingt einen Kinobesuch in Sachen Kunst wert.

Die Impressionisten

Den Zauber exklusiver Kunstausstellungen in den renommiertesten Museen der Welt für eine Weile auf die große Leinwand unterschiedlichster lokaler Kinosäle zu tragen – das war die Mission des britischen Dokumentarfilmers Phil Grabsky, die er als Produzent, Autor und Regisseur der Filmreihe „Exhibition On Screen“ realisiert hat.
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