Die Girls von St. Trinian

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Old school!!!

Diesen Film turbulent zu nennen, trifft die Sache nur, wenn man sich angesichts der coolen Britness gerne in fürnehmer Zurückhaltung übt. Ansonsten zieht Die Girls von St. Trinian / St. Trinian’s alle Register und lässt dabei manche High School Komödie amerikanischer Herkunft oder deutsche Filme zum Thema Schule vergleichsweise lammfromm aussehen – wo sonst sieht man kiffende Rektorinnen, Schnaps brennende Schülerinnen und Unterrichtseinheiten, die sich mit dem Gebrauch von Schusswaffen beschäftigen. Was auf den ersten Blick wie eine böse Abrechnung auf die Zustände an manchen Schulen der Gegenwart aussieht, ist aber in Wahrheit eher „old school“. Denn die Vorgeschichte dieses Films reicht bis in die 1950er Jahre zurück: Die Komödie basiert auf einer in Großbritannien höchst populären Cartoon-Reihe des Zeichners Ronald Searle, die 1948 mit Hurrah for St. Trinian’s ihren Ausgang nahm. Die rotzfreche Vorlage ist nicht nur so etwas wie das Gegenstück zu den kreuzbraven Abenteuern aus der Feder von Enid Blyton (Hanni und Nanni sowie die Dolly-Reihe), sondern nimmt auch mit viel Sarkasmus neue pädagogische Konzepte der damaligen Zeit aufs Korn: So wurde 1922 in Edinburgh eine Schule namens St. Trinnean’s gegründet, in der großer Wert auf die Eigenverantwortlichkeit der Schülerinnen gelegt wurde – wobei es dabei natürlich nicht zu solchen Auswüchsen kam, wie Searles bitterböse Satire dies nahe legt.
Oliver Parkers und Barnaby Thompsons Wiederbelebung des Stoffes präsentiert sich dabei erstaunlich frisch und auf der Höhe der Zeit, ohne auf das bereits in der Vorlage enthaltene Personal zu verzichten. Die unkonventionelle Direktorin Camilla Fritton (Rupert Everett in einer Doppelrolle, in der er auch den Bruder Camillas, den skrupellosen Kunsthändler Barnaby Fritton gibt) wirkt wie eine Parodie auf Camilla Parker-Bowles, die Gattin des britischen Thronfolgers, während der Bildungsminister und ehemalige Liebhaber der exzentrischen Dame (Colin Firth) geradezu prototypisch als Vertreter einer arroganten und ahnungslosen Politikerkaste durch den Kakao gezogen wird. Ebenso grell überzeichnet sind die Lehrerinnen und Schülerinnen des Internats, die sich allesamt als hoch kriminell, ziemlich durchtrieben und nicht gerade vom Lerneifer beseelt erweisen. Doch die „heile Welt“ bekommt Risse, als feststeht, dass die Schule kurz vor der Pleite steht und der Minister Geoffrey Thwaites ein Exempel statuieren möchte, um seinem Ruf als prinzipientreuer Hardliner gerecht zu werden.

Doch die Feinde der Schule und die Banken, die bereits die Finger nach dem Anwesen ausstrecken, haben die Rechnung ohne die kriminelle Energie der Schülerinnen gemacht. Die melden sich nämlich zum Fernseh-Quiz „School Challenge“ an, um während der Aufzeichnung der Show das Vermeer-Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ zu stehlen und über Barnaby Fritton an den Mann zu bringen. Denn eine andere Schule als das St. Trinian’s kommt für die Früchtchen nicht in Frage.

Rupert Everett in einer Doppelrolle, Colin Firth und Stephen Fry, der voller Ironie einen furiosen Cameo-Auftritt hinlegt – das sind mit Sicherheit die Highlights in dem Feuerwerk, das die beiden Regisseure Oliver Parker und Barnaby Thompson in Die Girls von St. Trinian / St. Trinian’s zünden. Dabei wird nicht gespart mit Gehässigkeiten aller Art und hübschen kleinen Querverweisen – etwa auf Peter Webbers Das Mädchen mit dem Perlenohrring — Girl with a Pearl Earring, in dem nicht nur das gleichnamige Gemälde eine wichtige Rolle spielte, sondern auch Colin Firth, der in beiden Filmen zu sehen ist. Wer allerdings glaubt, St. Trinian’s gieße seinen Spott nur über den Erwachsenen aus, der sieht sich schnell eines Besseren belehrt: „Emos“ kriegen hier genauso ihr Fett ab wie die zwar schicken, aber ziemlich blöden „Posh Totties“, was wiederum als Seitenhieb auf Posh Spice a.k.a. Victoria Beckham zu verstehen ist.

Allerdings leidet der Film ein wenig an seinem Reichtum an Figuren und verrückten Einfällen, so dass in der Flut der manchmal eher peinlichen Gags die Botschaft des Films ein wenig untergeht. Wenn man es genau bedenkt, ist der Film nämlich auch ein flammendes Pamphlet für die Achtung der Individualität und gegen allzu restriktive Erziehungsmethoden. Und unter den zahlreichen Klamaukfilmen zum Thema Schule ist die sexy Chaostruppe von der Insel nicht nur für Freunde des schwarzen Humors eine ziemlich durchgeknallte und deshalb willkommene Abwechslung.

Die Girls von St. Trinian

Diesen Film turbulent zu nennen, trifft die Sache nur, wenn man sich angesichts der coolen Britness gerne in fürnehmer Zurückhaltung übt.
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Meinungen

mimi · 09.08.2008

ich finde den film richtig klasse. er ist super witzig und die girls sind einfach hoot^^

lisa · 08.08.2008

film is ok....