Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Der Spuk geht weiter

Zumindest unter Horrorfans dürfte der Name Hammer weithin bekannt sein. Schließlich firmiert unter diesem Titel eine britische Produktionsschmiede, die sich vor allem in den 50er und 60er Jahren um klassisches Gruselkino verdient machte. In den 90ern kam es dann zum Erliegen der Tätigkeiten, bis 2007 der holländische Erfolgsproduzent John de Mol das Unternehmen reanimierte. Eine wohltuend altmodische Geisterhausatmosphäre verbreitete 2012 die Romanadaption Die Frau in Schwarz. Der fünfte Streich der neuen Hammer Films, der die Tradition des gotischen Horrors überzeugend wiederaufleben ließ, erzählerisch allerdings ausschließlich ausgetretene Pfade beschritt. Das Publikum zeigte sich jedenfalls sehr interessiert (womöglich auch, weil Daniel Radcliffe seine erste große Hauptrolle nach Harry Potter übernahm), und so spielte das Werk weltweit überraschende 127 Millionen Dollar ein. Eine Fortsetzung war angesichts dieses Ergebnisses reine Formsache, zumal das Ende des Films die Möglichkeit für ein Sequel wohlweislich bereithielt.
England im Zweiten Weltkrieg: Vierzig Jahre nach den grauenhaften Ereignissen im altehrwürdigen Eel Marsh House, wird das auf einer Insel vor der Küste gelegene Anwesen abermals bezogen. Bei den neuen Gästen handelt es sich um eine Direktorin (Helen McCrory), die junge Lehrerin Eve Parkins (Phoebe Fox) und acht Schulkinder, die aus dem gefährdeten London evakuiert werden. Äußerst mitgenommen ist vor allem der kleine Edward (beeindruckend: Oaklee Pendergast), der erst vor kurzem seine Eltern verloren hat und seit diesem traumatischen Erlebnis kein Wort mehr spricht. Während die beiden Lehrerinnen die Schüler mit ihrem Unterricht von den Schrecken des Krieges abzulenken versuchen, erwacht im unheimlichen Herrenhaus die Frau in Schwarz, die böse Macht, die das Gemäuer noch immer bewohnt und nach Kindern Ausschau hält, die sie in den Tod treiben kann. Als sich merkwürdige Ereignisse häufen, macht sich Eve mit der Hilfe des jungen Militärpiloten Harry Burnstow (Jeremy Irvine), den sie während der Zugfahrt kennengelernt hat, auf die Suche nach einer Erklärung.

Ein Wechsel auf dem Regiestuhl (James Watkins reichte das Zepter an Tom Harper weiter), ein Zeitsprung von vier Jahrzehnten und eine weibliche Hauptfigur – das Sequel zum Gruselhit Die Frau in Schwarz spart nicht mit Neuerungen, besinnt sich gleichzeitig aber auch ausgiebig auf die Eigenschaften des Erstlings. So nimmt sich das Drehbuch von Jon Croker (es entstand nach einer Idee der Romanautorin Susan Hill) ebenfalls ausreichend Zeit, um den Zuschauer in das unheilvolle Ambiente des Spukhauses einzuführen. Ein Ort, der schon auf den ersten Blick ungeeignet scheint, um den vor deutschen Bomben fliehenden Kindern Sicherheit zu bieten. Schließlich befindet sich das Anwesen in einem dramatisch schlechten Zustand, wie Eve und ihre Vorgesetzte bei ihrer Ankunft entsetzt feststellen müssen.

Hier und da streut Harper einen vorhersehbaren, gleichwohl wirkungsvollen Schockmoment ein, verlässt sich ansonsten aber auf die umfassend beklemmende Stimmung, die das einsam gelegene Haus und die trostlos-düsteren Bilder (Kamera: George Steel) verströmen. Ähnlich wie der Protagonist im ersten Teil begibt sich die verängstigte Lehrerin schon bald auf eine ausführliche Erkundungstour, die den Machern die Möglichkeit bietet, allerhand klassische Genremuster zu bedienen. Türen knarzen, schlagen wie von Geisterhand zu, dissonante Klänge drängen sich auf der Tonspur, und ein verlassenes Kinderzimmer wird erforscht, das auf den stillen Edward eine magische Anziehungskraft ausübt.

Atmosphärisch macht das Sequel einiges her. Nicht zuletzt, weil das Drehbuch erneut ein fatales Band zwischen der Hauptfigur und der rachsüchtigen Antagonistin knüpft. War der von Radcliffe gespielte junge Anwalt Kipps im Vorgänger aufgrund der Trauer über den Verlust seiner Gattin mit der Vorgeschichte der Frau in Schwarz verbunden, ergibt sich nun eine noch direktere Parallele, die bereits zu einem frühen Zeitpunkt in einer surreal gefilmten Traumsequenz zum Ausdruck kommt. Ein durchaus spannender Gedanke, der in der Folge leider nur halbherzig ausgearbeitet wird. Stattdessen zerrt der Film ein ums andere Mal die mögliche Liaison zwischen Eve und Harry in den Vordergrund und reichert das langsam aus dem Ruder laufende Geschehen um einige figurenbezogene Enthüllungen an, die bei Licht betrachtet etwas aufgesetzt erscheinen.

Das Zweite-Weltkriegs-Setting soll der Handlung mehr Relevanz verleihen, kommt jedoch zu selten über bloßen Kulissencharakter hinaus. Das wird auf geradezu ironische Weise im Showdown deutlich, wenn Harper und Croker einen eher müden Twist aus dem Ärmel schütteln. Überhaupt wendet sich Die Frau in Schwarz 2 hier urplötzlich einer Schock-Dramaturgie zu, in deren Verlauf die sorgsam aufgebaute Gruselaura schrillen Effekten zum Opfer fällt. Kurzum: Die übliche Sequel-Krankheit stellt nun alles in den Schatten, was unglaublich schade ist, da das schaurig-schöne Szenenbild und der bedrückende Schleier, der das Eel Marsh House umgibt, lange Zeit Hoffnung auf ein mehr als solides Schauerstück ohne übermäßigen Budenzauber machten.

Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes

Zumindest unter Horrorfans dürfte der Name Hammer weithin bekannt sein. Schließlich firmiert unter diesem Titel eine britische Produktionsschmiede, die sich vor allem in den 50er und 60er Jahren um klassisches Gruselkino verdient machte. In den 90ern kam es dann zum Erliegen der Tätigkeiten, bis 2007 der holländische Erfolgsproduzent John de Mol das Unternehmen reanimierte. Eine wohltuend altmodische Geisterhausatmosphäre verbreitete 2012 die Romanadaption „Die Frau in Schwarz“.
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