Die durch die Hölle gehen - The Deer Hunter

Der Kriegsfilm, der für einen Eklat sorgte

Drei Freunde, allesamt Stahlarbeiter aus der tiefsten Provinz einer russischen Gemeinde in Pennsylvania feiern Abschied von ihren Lieben, denn das Vaterland hat sie soeben zum Kriegsdienst in Vietnam einberufen.
Schnell heiratet Steven (John Savage) noch seinen Freundin Angela und geht ein letztes Mal mit Michael (Robert de Niro) und Nick (Christopher Walken) auf die Rotwild-Jagd. Danach beginnt für sie die Hölle: Sie ziehen in den Vietnam-Krieg und geraten in Gefangenschaft der Vietcong. Im Gefangenenlager werden sie gezwungen, zum Amüsement ihrer Wärter russisches Roulette zu spielen. Als ihnen schließlich die Flucht und die Heimkehr gelingt, zeigt es sich jedoch bald, wie sehr der Krieg sie verändert hat.

In seinem 5-fach Oscar-prämiertem Film (Beste Regie, Bester Film, Bester Nebendarsteller, Bester Schnitt und Bester Ton) widmet sich Regisseur Michael Cimino ausführlich dem Schaden, den der Krieg vor allem in den Seelen der Beteiligten anrichtet. So ist es auch kein Wunder, wenn sich Cimino in seinem Drei-Stunden-Epos ausführlich Zeit für seine Hauptdarsteller nimmt: Denn erst nach einer Stunde „Normalität“ schickt der Regisseur seine Protagonisten in die Hölle Vietnams. Das Erwachen im Krieg und die Verletzungen, die jeder der drei sind nach diesem behutsamen Einstieg umso bitterer. Immer noch einer der besten und überzeugendsten Vietnam-Filme, frei von jeglichem Patriotismus und Action-Gebolze.

Bei seiner internationalen Premiere auf der Berlinale 1979 hatte der Film für einen Eklat gesorgt. Von sowjetischer Seite war schon im Vorfeld gegen die Aufführung protestiert worden, da der amerikanische Film angeblich das vietnamesische Volk beleidigte. Die sozialistischen Länder zogen daraufhin ihre Filme und Abgesandten vom Festival zurück.

Auch Michael Cimino reiste damals vorzeitig aus Berlin ab, da er sich von der Festivalleitung nicht entschieden genug unterstützt fühlte, obwohl der damalige Berlinale-Leiter Wolf Donner sich explizit hinter die Entscheidung stellte, seinen Film zu zeigen: „Die Berlinale ist frei und tolerant genug, sich auch mit harten Filmen und kontroversen Themen auseinanderzusetzen.“

Im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums von Arthaus wird das DVD-Label den Film erneut in ausgewählte Kinos bringen.

Die durch die Hölle gehen - The Deer Hunter

Drei Freunde, allesamt Stahlarbeiter aus der tiefsten Provinz einer russischen Gemeinde in Pennsylvania feiern Abschied von ihren Lieben, denn das Vaterland hat sie soeben zum Kriegsdienst in Vietnam einberufen.
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Meinungen

Martin Zopicki · 11.05.2020

Das bildgewaltige Epos von Michael Cimino gehört zu den Big Nine/Ten über den Vietnam Krieg. Es wird in drei Kapitel unterteilt und beschreibt den gemeinsamen Kampf von drei befreundeten Stahlkochern, die in Fernost ihren Kriegsdienst versehen. Es beginnt mit der Hochzeit von Stephen in einer russischstämmigen Gemeinde. Ansatzlos wir in den zweiten Teil übergeleitet, wo Michael (Robert De Niro), Nick (Christopher Walken) und Steven (John Savage) bereits in Gefangenschaft geraten sind. Hier bildet das russische Zwangs Roulette der Gefangenen einen ersten Höhepunkt, der an den Nerven zerrt. Michael schafft es mit seinen beiden Freunden zu entkommen. Wieder in der Heimat wird deutlich, dass Nick und Stephen zwar körperlich unversehrt, aber seelische Wracks sind, die z.B. nichts von Frauen wollen. Von denen ist Linda (Meryl Streep) eine Freundin, mit der Michael eine komplizierte Beziehung eingeht. Die Jungs gehen bowlen, jagen (Originaltitel) und feiern.
Im letzten Teil versucht Michael seinen Freund Nick – inzwischen ein traumatisierter Junkie - aus den Klauen der Spielemafia in Saigon zu befreien. Michael hat nur eine Chance, wenn er gegen Nick antritt. Im entscheidenden Wettkampf ist eine Patrone in Nicks Revolverkammer…Pech!
Man sieht fast keine Kampfhandlungen. Die Jungs driften zwischen Job und Gefangenschaft hin und her. Nicks Ehe geht in die Brüche, Michael ist mit einem blauen Auge davongekommen. Cimino zeigt die seelischen Deformierungen, die genau so schlimm sind wie der tatsächliche Tod der ‘Helden‘. Nach drei Stunden singen alle auf Nicks Totenfeier ‘God Bless America‘.