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In „Die Divas“ folgt der Jungregisseur Máté Kőrösi drei 20-jährigen Frauen auf dem Weg zum langersehnten Highschool-Abschluss.

Die Divas (2021)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Just so fucking cool

Der 26-jährige Máté Kőrösi ist auf der Suche nach einem Sujet für seinen Diplomfilm. Als er sich grübelnd durch die Straßen von Budapest bewegt, wird er auf eine besondere Schule aufmerksam: An der Belvárosi Tanoda erhalten junge Menschen, die bisher Schwierigkeiten mit dem Schulsystem hatten, die (letzte) Möglichkeit, doch noch ihren Highschool-Abschluss zu machen. Drei circa 20-jährige Schülerinnen, genannt „Die Divas“, werden zum Zentrum von Kőrösis Film: Tina, Emese und Szani.

Das Trio verkörpert zunächst etwas, das wir vermutlich alle aus der eigenen Schulzeit kennen: Sie sind die Coolen, die ein bisschen unnahbar wirken. Sie haben einen eigenen Stil – und allein durch diese faszinierende und selbstbewusst erscheinende Aura gehen wir davon aus, dass sie ein wahnsinnig aufregendes, glamouröses Leben führen müssen. Es gibt etliche Coming-of-Age-Filme, in denen es darum geht, Teil einer solchen In-Clique zu werden – etwa Heathers (1988), Der zuckersüße Tod (1999) oder Girls Club – Vorsicht bissig! (2004).

Der Regisseur tritt über weite Strecken seines Werks nur als animierte Figur auf und hält sich im Hintergrund. Ganz offen thematisiert er, wie er erst einmal das Vertrauen seiner drei Protagonistinnen gewinnen musste – und wie er ganz langsam seinen oberflächlichen Blick ablegte, um Tina, Emese und Szani wirklich kennenzulernen. Der Film behauptet nie, dass alles, was wir sehen, absolut „echt“ sei. Es gibt Momente, in denen sich die drei jungen Frauen ganz bewusst in Szene setzen – allerdings verraten gerade diese Passagen viel darüber, wer Tina, Emese und Szani sind beziehungsweise wie sie sich selbst sehen und wie sie von anderen gesehen werden wollen.

Jeden Tag sollen alle drei ein Video von sich selbst drehen und etwas über ihren Tag erzählen. Das Ergebnis fällt erstaunlich aufrichtig aus. Mal erzählt das Trio vom Stress im nervigen Teilzeitjob (im Kino, Pub und der Karaokebar), mal geht es um die Schule, um Politik, um die Familie. Um Jungs und um Liebeskummer geht es – entgegen allen Klischees – eher selten; vielmehr wird über das Selbstbild, über psychische Gesundheit, über Zufriedenheit und über die Zukunft reflektiert.

Hin und wieder begleitet Kőrösi die drei nach Hause – und eher beiläufig fallen dabei Sätze, über die wir im Anschluss noch lange nachdenken müssen. So schildert etwa Emese, dass sie ihrer Familie einst von ihrer Bisexualität erzählt habe und sich daraufhin alle totgelacht hätten. Seither verschweigt sie das Thema einfach. Das klingt so aberwitzig und zugleich doch so nah an der Absurdität des Lebens – vermutlich hätte kein Drehbuch dies so präzise einfangen können.

Es wird deutlich, dass alle drei Wunden aus der Vergangenheit haben – und dass sie früher oft destruktive Wege eingeschlagen haben, um mit dem Schmerz umzugehen. Wir erleben mit, wie sie sich durch den Alltag bewegen und ihr Bestes geben. Es sei „just so fucking cool“, dass es nun einen Film über sie gebe, heißt es gegen Ende. Allein dadurch seien sie für immer miteinander verbunden. Kőrösi hat mit seiner einfühlsamen Art, seiner originellen Montage und seinem Mix aus Überhöhung und Ehrlichkeit genau den richtigen Ton gefunden, um den Kosmos von Tina, Emese und Szani filmisch zu erfassen.

Die Divas (2021)

Dieser skurrile, komödiantische Film handelt von drei Freundinnen in ihren 20ern, die immer noch darum kämpfen, die 12. Klasse abzuschließen. Der Dokumentarfilm von Regisseur Mate Korosi wurde als Studentenfilm gedreht, der später von HBO Europe erworben wurde. Während sie versuchen, die 12. Klasse abzuschließen, jonglieren die besten Freunde (Szani, Tina und Emese) die Schule mit Teilzeitjobs in einem Kino, einer Bar und einer Karaoke-Bar. Der Film ist eine intime Momentaufnahme des Lebens von drei jungen, überlebensgroßen, unvollkommenen Influencern, die den Übergang zum Erwachsensein vollziehen. Szani, Tina und Esme, die sich an der Schwelle zwischen Jugend und Erwachsensein befinden, haben eine enge Freundschaft geschlossen, die auf dem gemeinsamen Wunsch beruht, ihren individuellen Stil und Charakter zum Ausdruck zu bringen. Im Laufe der Dreharbeiten werden die Gemeinsamkeiten in ihrer schwierigen Kindheit und ihren derzeitigen dysfunktionalen Beziehungen deutlich. Ein unerwartetes Ereignis drängt sie mehr in Richtung Erwachsensein.

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