Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Kleine Giraffe auf großer Fahrt

Das Leben erzählt die erstaunlichsten Geschichten. Auch wenn man es nicht vermuten würde, basiert auch der Animationsfilm Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa auf einer wahren Begebenheit. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts reiste nämlich in der Tat eine junge Giraffe den weiten Weg von Afrika nach Frankreich, um dort einen regelrechten Hype auszulösen. Die Regisseure Rémi Bezançon und Jean-Christophe Lie jedoch haben es mit der Wahrheit nicht so genau genommen und die reale Begebenheit in ein bezauberndes Märchen verwandelt.
Auf der Flucht vor dem fiesen Sklavenhändler Moreno schließt sich der afrikanische Junge Maki einer Giraffenherde an. Die Giraffenmutter übernimmt sofort Verantwortung für den Kleinen und opfert sich, als Moreno sie aufspürt. Um seine Schuld zu begleichen, beschließt Maki, das Giraffenjunge Zarafa fortan nicht mehr aus den Augen zu lassen. Das ist jedoch gar nicht so einfach, denn der Araber Hassan bringt das Tier erst nach Alexandria und von dort nach Paris. Die Giraffe soll dem französischen König Karl X. als Geschenk dargebracht werden, um ihn zu motivieren, die Ägypter im Kampf gegen die Türken zu unterstützen. Maki steht also eine abenteuerliche Reise bevor, bei der er stets vom rachsüchtigen Moreno verfolgt wird. Somit kämpft er nicht nur um seine geliebte Zarafa, sondern auch um die eigene Freiheit.

Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa ist durch und durch ein Kinderfilm, der jede Menge pädagogischen Input verschiedenster Art bietet. Die Ästhetik der Handzeichnungen unterscheidet sich deutlich von den Computeranimationen primär auf Entertainment ausgerichteter US-amerikanischer Familienfilme wie Ice Age oder Madagascar. Dass trotz der etwa 12 Zeichnungen, die pro Minute verwendet werden, manchmal ein wenig Statik im Bild entsteht, erzeugt eher Charme, als dass es den Genuss schmälern würde. Bezançon und Lie verleihen ihrem Werk hierdurch eine Persönlichkeit jenseits glattpolierter Einheitsunterhaltung. So sind auch die Figuren nicht Disney-like überzeichnet, sondern wirken bis auf wenige Ausnahmen eher natürlich. Lediglich bei der Darstellung des französischen Königshauses und der „Giraffomanie“, die Zarafa in Frankreich auslöst, bedienen sich die Regisseure eines karikaturesken Stils.

Das Konzept des französischen Animationsfilmes hat viele pädagogische Ansätze. Nicht nur, dass mit den Protagonisten verschiedene Kulturen zusammentreffen und harmonisch an einem Strang ziehen (der afrikanische Maki, der Araber Hassan und der Franzose Malaterre), dem Kinderpublikum werden auch Themen wie Freundschaft, Verantwortung und vor allem Freiheit nahegebracht. Neben der kulturellen Vielfalt fällt zudem die starke Frauenfigur der Piratin Bouboulina auf, die ein wenig darüber hinwegtröstet, dass die Rollenverteilung der Hauptfiguren einem sehr patriarchalen Konzept folgt. Indem Bezançon und Lie eine Erzählerinstanz einschalten, kann die Geschichte von Maki und Zarafa an intensiven Momenten zur Entlastung der kleinen Zuschauer durchbrochen und an entsprechender Stelle kommentiert und erklärt werden. So liefert der Geschichtenerzähler beispielsweise Ausführungen zum Buddhismus und rückt somit den Tod einzelner tierischer Protagonisten in ein neues Licht. Von dieser inhaltlichen Funktion abgesehen, hat der Erzähler aber auch eine strukturelle Funktion: Er sorgt für Ablenkung und kann somit nicht nur das Interesse seiner Zuhörer im Film, sondern auch das der Kinder im Kinopublikum aufrecht erhalten.

Ein paar kleine Wermutstropfen gibt es dennoch. So sind die stereotypen Darstellungen der einzelnen Figuren manchmal hart an der Grenze dessen, was heute als politisch korrekt und somit pädagogisch vertretbar gilt. Dass Maki beispielsweise einen Großteil der Geschichte – auch im zugigen Heißluftballon – nur mit einem Lendenschurz bekleidetet ist und auch die Zuhörer des Geschichtenerzählers allesamt in Stammestracht auftreten, erzeugt ein sehr einseitiges Bild der immens mannigfaltigen afrikanischen Gesellschaft. Die Darstellung von Gewalt ist ebenfalls zwiespältig: Obwohl mehrfach Menschen und Tiere verletzt werden, fließt niemals ein Tropfen Blut. Was hier einerseits die Nerven des Kinderpublikums schont, droht auch eine Verharmlosung der Geschehnisse darzustellen. Die Vermenschlichung der Tiere mag dem einen oder anderen Zuschauer in diesem sonst eher realistischen Konzept ebenfalls negativ auffallen. Im Grunde aber wird hier eine angenehme Mischung aus märchenhafter Personifizierung der animalischen Protagonisten und lebensnaher Darstellung gefunden: So zeigen die Tiere zwar Emotionen, bedienen sich aber nicht der menschlichen Sprache.

Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa erzählt eine Geschichte, die Groß und Klein verzaubern und berühren kann. Zudem liefert sie einen breitgefächerten pädagogischen Input. Die liebevollen Zeichnungen werden von einer atmosphärischen Musikuntermalung unterstützt, die afrikanische, orientalische und westliche Elemente ebenso gekonnt mischt wie die Geschichte selbst. All dies macht Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa zu einem rundum gelungenen Kinderfilm.

Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa

Das Leben erzählt die erstaunlichsten Geschichten. Auch wenn man es nicht vermuten würde, basiert auch der Animationsfilm „Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa“ auf einer wahren Begebenheit. In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts reiste nämlich in der Tat eine junge Giraffe den weiten Weg von Afrika nach Frankreich, um dort einen regelrechten Hype auszulösen. Die Regisseure Rémi Bezançon und Jean-Christophe Lie jedoch haben es mit der Wahrheit nicht so genau genommen und die reale Begebenheit in ein bezauberndes Märchen verwandelt.
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