Der weite Ritt

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dienstag, 24. März 2009, 3sat, 23:00 Uhr

Dienstag, 24. März 2009, 3sat, 23:00 Uhr
Es ist wohl unumgänglich, bei der Erwähnung Peter Fondas Assoziationen vom Harley-Davidson-Sound und Rauchschwaden von Joints hervorzurufen, derart nachhaltig wirkt seine Rolle in Easy Rider von 1969 noch immer. Ungleich weniger bekannt sind die Regiearbeiten des Schauspielers, der bisher in circa hundert Filmen auftrat, wobei es sich bei seinem Spielfilmdebüt Der weite Ritt von 1971 um ein hochgradig sehenswertes Werk handelt, das in der Tradition der Abkehr vom klassischen Westerngenre steht.

Verließ der Cowboy Harry Collings (Peter Fonda) einst seine Familie, um mit seinem Kumpanen Arch Harris (Warren Oates) durch das Land zu ziehen und ein verwegenes Vagabundenleben zu führen, zieht es ihn nun nach Jahren der Unrast zurück zur Farm seiner Frau Hannah (Verna Bloom), die als allein erziehende Mutter und energische Persönlichkeit wunderbar ohne ihn zurechtkommt. Bei Hannah hält sich die Freude über dieses unvermittelte Wiedersehen deutlich in Grenzen, doch sie stellt die beiden müden Abenteurer auf der Farm ein. Es entspinnt sich eine ebenso zögerliche wie zaghafte Annäherung zwischen Hannah und Harry, während auch Arch sich sichtlich zu der eigensinnigen Frau hingezogen fühlt, doch die gewachsene Männerfreundschaft gestattet keine derartige Konkurrenz, so dass Arch schließlich erneut die Weite der Prärie sucht, als das einstige Paar wieder zueinander findet. Doch die Tage der familiären Harmonie sind gezählt, denn kaum bekommt Harry Wind davon, dass sein alter Gefährte ganz derbe in der Bredouille steckt, ist es gar keine Frage, dass der Cowboy sein Pferd sattelt, um Arch zu Hilfe zu eilen …

Es ist nicht zuletzt das großartige melancholische Ende, das Der weite Ritt mit seinen dramatischen Qualitäten zu einem zu Unrecht weniger bekannten kleinen Meisterwerk des US-amerikanischen Heimatfilms werden lässt. Die mächtige Position der Frauenfigur, die filigrane Betrachtung der emotionalen Befindlichkeiten und Verstrickungen der Protagonisten sowie die Entmystifizierung der Rolle des traditionellen Westernhelden sind Aspekte, die Der weite Ritt zu einem aufbrechenden Vertreter des Genres werden lassen. Mit bezaubernden Bildern, bewegender Musik und einer berührenden Langsamkeit mit reichlich Raum für ambivalente Zwischentöne inszeniert ist Peter Fonda damit ein leiser wie eindringlicher Film über Liebe, Freundschaft, Loyalität und die Zerrissenheit des klassischen Cowboys gelungen, der neben allen Freiheitsbestrebungen eines Tages zu einem Mann mit der gewaltigen Sehnsucht nach einem ganz gewöhnlichen Zuhause wird.

Der weite Ritt

Es ist wohl unumgänglich, bei der Erwähnung Peter Fondas Assoziationen vom Harley-Davidson-Sound und Rauchschwaden von Joints hervorzurufen, derart nachhaltig wirkt seine Rolle in Easy Rider von 1969 noch immer.
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