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Julius Weckauf, der Kinderstar aus „Der Junge muss an die frische Luft“, kann sich in diesem Abenteuerfilm von Regisseur Tobias Wiemann erneut in einer Hauptrolle beweisen. Er spielt einen Zwölfjährigen, der mit seinem Vater 1940 aus Frankreich vor den Nazis über die Pyrenäen fliehen will.

Der Pfad (2021)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Zwei Kinder auf dem Pyrenäen-Fluchtweg

Zwei Kinder und ein kleiner Hund stehen im Mittelpunkt dieses Abenteuerfilms in der imposanten Landschaft der Pyrenäen. Der fiktionale Stoff, der auf dem Roman „Der Pfad – Die Geschichte einer Flucht in die Freiheit“ von Rüdiger Bertram basiert, knüpft an historische Ereignisse während der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg an. So wie dem 12-jährigen Filmcharakter Rolf (Julius Weckauf) und seinem Vater Ludwig Kirsch (Volker Bruch), die 1940 verzweifelt nach einer Möglichkeit suchen, vor den Nazis nach Amerika zu fliehen, erging es damals vielen deutschen Exilanten in Frankreich. Im Grenzort Banyuls-sur-Mer halfen 1940 und 1941 Lisa Fittko und ihr Mann Hans von den Nazis verfolgten Menschen, die mit dem Schiff von Lissabon nach Amerika wollten, auf alten Schmugglerpfaden über die Pyrenäen nach Spanien zu gelangen.

Bertram ließ sich zu seinem Jugendbuch von Fittkos Memoiren Mein Weg über die Pyrenäen inspirieren. Im Film, für den er mit Jytte-Merle Böhrnsen das Drehbuch schrieb, treffen Rolf und Ludwig in Banyuls-sur-Mer ein Schleuserpaar, das sie über die Pyrenäen bringen soll. Das Paar vertraut Vater und Sohn zu deren Überraschung dem Mädchen Núria (Nonna Cardoner) an, dessen Eltern im spanischen Bürgerkrieg gefallen sein sollen. Núria, die kaum älter als Rolf ist, wirkt sehr ernst und erwachsen. Sie kennt die Pyrenäenpfade wie ihre Westentasche und verdient sich als Fluchthelferin Geld. Der Weg ist gefährlich, denn auch oben in den Bergen patrouillieren Uniformierte, fahnden deutsche Nazis nach Personen wie dem kritischen Journalisten Ludwig Kirsch aus Berlin. Ludwig will es mit dem Sohn bis nach New York schaffen, wo die früher ausgereiste Ehefrau und Mutter Katja (Anna Maria Mühe) beide sehnsüchtig erwartet.

Unter der Regie von Tobias Wiemann (Amelie rennt) nimmt ein spannendes Abenteuer seinen Lauf, das in mancher Hinsicht an Belle & Sebastian von Nicolas Vanier aus dem Jahr 2013 erinnert. Auch dort ging es um einen Jungen und seinen Hund in der majestätischen Welt der französischen Berge, in jenem Fall um die Alpen an der Grenze zur Schweiz. Und auch dort spielte die Geschichte während des Zweiten Weltkriegs. Sie erzählte von Partisanen und anderen Einheimischen, die jüdische Flüchtlinge über die Berge in die Schweiz lotsten. Am Ende von Der Pfad erscheint eine Texteinblendung, die den Bogen zur Gegenwart mit ihren weltweit über 80 Millionen Geflüchteten verweist.

Rolf und sein Hund Adi – ob er Adolf heißt und wie das zu interpretieren sei, sorgt als Running Gag immer wieder für Aufregung – sind ein unzertrennliches Gespann. Als Núria erklärt, der Hund dürfe nicht mit über die Pyrenäen, widersetzt sich Rolf heimlich dem Befehl des Vaters und schleppt das mit Alkohol betäubte Tier in der Tasche mit. Kaum wacht der Terrier auf, wird Rolf das Ausmaß seines Fehlers auf bitterste Weise bewusst. Denn als ein Lastwagen mit deutschen Militärs in großer Nähe anhält, prescht Adi hinter dem schützenden Felsen hervor, um einem Hasen nachzujagen. Sofort beginnen die Soldaten, nach Versteckten zu suchen und Ludwig verabschiedet sich in großer Eile von seinem Sohn. Er ergibt sich den Deutschen, die ihn mitnehmen, ohne die Kinder zu entdecken.

Die Vater-Sohn-Beziehung stattet die ganze Geschichte mit anrührenden und dabei sehr stimmigen Szenen aus. Auch nach der Trennung vom Vater erscheint er weiter ab und zu in Rolfs Erinnerungen und seiner Fantasie. Dann wirkt er buchstäblich präsent, setzt sich neben den Sohn und spricht mit ihm, um ihn aufzumuntern und zu stärken. Volker Bruch spielt Ludwig als liebevollen Vater, der immer versucht, Optimismus auszustrahlen. Die Namensähnlichkeit mit dem „rasenden Reporter“ Egon Erwin Kisch, der als Antifaschist aus dem spanischen Bürgerkrieg berichtete, ist sicher nicht ganz zufällig. Die humorvolle Leichtigkeit des Vaters kann auch eine Anspielung an den Stil Erich Kästners, eines weiteren Nazigegners, sein: Dessen Buch Der 35. Mai liest Rolf so gerne.

Julius Weckauf stellt sich wie schon in Der Junge muss an die frische Luft als darstellerischer Hauptgewinn heraus, der einen ganzen Film mit Herzlichkeit und kindlichem Charme schultern kann. Rolf ist im Gegensatz zu Núria sehr behütet aufgewachsen, gibt altkluge Sprüche von sich und macht ihr zu schaffen, etwa indem er in ein zerstörtes Partisanenlager unter Lebensgefahr zurückkehren will, weil er eine Zahnpastatube vergessen hat. Erst später erfährt Núria den aufregenden Wert dieser Tube. Die gegensätzlichen Kinder, die sich zögerlich anfreunden, überzeugen als konfliktreiches Gespann. Rolf und Núria schlagen eine Brücke zwischen Kulturen, Mentalitäten und über Sprachbarrieren hinweg und erkennen, dass sie sich zum Teil mit ähnlichen Problemen herumschlagen, etwa mit der Entdeckung, dass Eltern einen manchmal, wenn auch in bester Absicht, anlügen.

Dass dieser spannende, kindgerecht unterhaltende Film so überzeugt, liegt nicht zuletzt an seiner sorgfältigen Art, die Epoche abzubilden. Das zeigt sich schon in der Mentalität des Jungen Rolf, seinen Ansichten und Ausdrücken, die aus Kästners Werken stammen könnten und weit weg von der Gegenwart sind, ohne angestaubt zu wirken. Rolf macht sich Gedanken über Moral, über gute und schlechte Menschen, über Aufrichtigkeit und innere Haltung und erinnert damit auch an die Generationen, die mit Karl May aufwuchsen. Welche Musik Erwachsene damals hörten, welche unschuldigen Freuden ihnen Diktatur und Krieg raubten, wird in einer wunderbaren Szene geschildert, in der Rolf sich erinnert, wie seine Eltern im Wohnzimmer tanzten. Die Tragik, die der Geschichte innewohnt, wird ganz im Sinne Ludwigs in der tröstlich optimistischen Atmosphäre des Films beinahe schwebeleicht.

Der Pfad (2021)

Im Jahr 1940 sieht der kritische Journalist Ludwig Kirsch nur einen Ausweg, um mit seinem zwölfjährigen Sohn Rolf aus dem von den Nazis kontrollierten Europa zu fliehen. Ein Pfad von Südfrankreich nach Spanien über die Pyrenäen kann die beiden in die Freiheit führen und schließlich nach New York, wo bereits Rolfs Mutter sehnsüchtig darauf wartet, sie wieder in ihre Arme schließen zu können. Das elternlose zwölfjährige Mädchen Núria soll Rolf und Ludwig über die gefährliche Trasse führen. Als Rolf bei einem Zwischenfall von seinem Vater getrennt wird, sind die beiden Kinder völlig auf sich allein gestellt und lernen schnell, dass man in dieser Situation nur dann überlebt, wenn man zusammenhält und sich aufeinander verlassen kann.

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Meinungen

Marie · 19.01.2022

Me gustan los films alemanes,no se si puedo poner subtitulos en español