Der Mongole

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die andere Seite eines Monsters

Lange Zeit galt der mongolische Heerführer Dschingis Khan in Russland als Inbegriff des Bösen. Und das hatte vor allem historische Gründe: Zweihundert Jahre lang lebten die Russen unter der Herrschaft der Mongolen, so dass es kaum verwundert, wenn die Sicht vieler Russen auf jene Zeit der Besatzung negativ geprägt war. Ausgelöst durch die Lektüre von Die Legende des schwarzen Pfeils des renommierten russischen Historikers Lev Gumilev begann der russische Filmregisseur Sergei Bodrov (Gefangen im Kaukasus, 1996) in den Neunzigern damit, sich intensiver mit den Hintergründen von Dschingis Khan auseinander zu setzen und zeigte sich zunehmend fasziniert von der historischen Gestalt.
Dabei waren es vor allem die Leerstellen der Biographie, die den Filmemacher interessierten: Da die mongolische Kultur überwiegend auf mündlichen Überlieferungen basiert, liegen weite Teile von Dschingis Khans Kindheit und Jugend im Verborgenen oder es finden sich allenfalls Andeutungen. Sowohl Gumilevs Buch wie auch Bodrovs Film beziehen sich immer wieder auf das lange verschollen geglaubte Buch Die geheime Geschichte der Mongolen, das einige Jahre nach dem Tode des mongolischen Herrschers entstand und das als Nationalepos der Mongolen gilt.

Die Geschichte beginnt im Sommer des Jahres 1172: Der neunjährige Temudgin ist mit seinem Vater, dem Stammeshäuptling Esugei (Ba Sen) unterwegs zum Stamm der Merkiten, um die beiden Völker durch eine arrangierte Heirat stärker miteinander zu verbinden. Unterwegs aber lernt Temudgin bei einem befreundeten Stamm das Mädchen Borte kennen, die sein Schicksal werden wird. Gegen den anfänglichen Widerstand seines Vaters wählt der zukünftige Heerführer der Mongolen Borte als seine zukünftige Braut aus – eine Verbindung, die trotz zahlreicher Frauen, die er später auswählt, bis zum Ende glücklich sein wird. Auf dem Rückweg fällt Esugei einem Mordanschlag zum Opfer. Der Krieger Targutai (Amadu Mamadakov) nutzt die Gunst der Stunde und schwingt sich zum neuen Häuptling des Stamms auf, Temudgin ist fortan auf der Flucht vor den Gefolgsleuten des neuen Anführers, denn er ist der rechtmäßige Nachfolger seines Vaters.

Temudgin flieht und findet dank Jamukha (Sun Hong Lei) Aufnahme bei einem Stamm, bis ihn Targutai dort aufspürt und gefangen nimmt. Da gemäß einem mongolischen Brauch Kinder nicht getötet werden dürfen, muss Targutai abwarten, bis Temudgin das Mannesalter erreicht hat, um sich des unliebsamen Konkurrenten endgültig zu entledigen. Wie durch ein Wunder gelingt dem Jungen abermals die Flucht.

Jahre später begegnet Temudgin seiner Braut Borte wieder, das Glück der beiden ist aber nur von kurzer Dauer. Borte wird entführt und kann erst mit Hilfe von Jamukha wieder befreit werden. Doch die beiden Freunde werden zunehmend zu Konkurrenten, denn Temudgin weiß genau, dass nur eine Einigung aller Mongolen seinem Volk Glück und Frieden bringen wird. Schließlich treffen die beiden früheren Kampfgenossen in einer großen Schlacht aufeinander, die für das weitere Schicksal der Mongolen von entscheidender Bedeutung ist…

Auch wenn der Trailer einen anderen Eindruck vermittelt: Sergei Bodrovs ist keine Historienschlachtplatte mit aufwändig inszenierten Gemetzeln, sondern legt vielmehr Wert darauf, eine andere, neue Seite des gefürchteten mongolischen Heerführers zu zeigen. Natürlich zeigt der Film auch großartige Landschaftsaufnahmen und vor allem am Ende packend inszenierte Schlachtenszenen, insgesamt aber ist deutlich zu spüren, dass hier vor allem der Mensch Temudgin und die Lebenswelt der Mongolen im Mittelpunkt des Interesses steht. Bisweilen kann man sich zwar des Eindrucks nicht erwehren, dass Bodrov dazu neigt, Dschingis Khan mythisch zu überhöhen und ihn als quasi gottgesandten Anführer zu präsentieren. Doch dies mag auch daran liegen, dass Das geheime Buch der Mongolen eben keine rein historische Quelle ist, sondern ein Werk, das Mythos und Wahrheit vermengt und so eher die Vorstellungswelt der Mongolen als knallharte historische Fakten widerspiegelt.

Der Mongole / Mongol , der 2008 für den Oscar als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert war, sorgte auch in den russischen Kinos für Furore. Dass dabei der Mongole ausgerechnet von dem japanischen Schauspieler Tadanobu Asano gespielt wird, sorgte nur anfangs für Irritationen. Mittlerweile steht fest, dass Der Mongole / Mongol den Auftakt zu einer Trilogie bildet, die sich dem ganzen Leben Dschingis Khans widmet

Der Mongole

Lange Zeit galt der mongolische Heerführer Dschingis Khan in Russland als Inbegriff des Bösen. Und das hatte vor allem historische Gründe: Zweihundert Jahre lang lebten die Russen unter der Herrschaft der Mongolen, so dass es kaum verwundert, wenn die Sicht vieler Russen auf jene Zeit der Besatzung negativ geprägt war.
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Meinungen

Octopus · 29.09.2008

Der Film ist spannend und unterhaltsam. Die Geschichte führt uns in eine andere Welt und Zeit. Besonders gelungen sind die wunderschönen Landschaftsaufnahmen. Für meinen Geschmack waren die Kampfszenen zu raumeinnehmend und es spritzte zuviel Blut gegen die Kamera. Die Schauspieler haben überzeugend agiert,die Kulissen waren beeindruckend.