Der Medicus (2013)

Eine Filmkritik von Janosch Leuffen

Mut ist die beste Medizin

Viele Romane, die als unverfilmbar gelten, werden trotzdem für die große Leinwand adaptiert. Peter Jackson stellte mit seiner Herr der Ringe-Trilogie eindrucksvoll unter Beweis, dass ein solches Vorhaben auch durchaus gelingen kann. Andere Bücher, deren Stoff wie gemacht zu sein scheint für eine Filmversion, werden dagegen nicht angerührt. So in etwa geschehen bei Noah Gordons 850 Seiten langen Der Medicus, der 1987 in Deutschland veröffentlicht wurde und sich hierzulande über sechs Millionen Mal verkaufte. Ein Vierteljahrhundert später erhält nun die Spielfilmfassung Einzug in die Lichtspielhäuser.

Überraschenderweise konnten sich die deutschen Produzenten Wolf Bauer (Hanni & Nanni) und Nico Hofmann (Wir wollten aufs Meer) vor einigen Jahren die Filmrechte sichern. Sie betrauten mit Regisseur Philipp Stölzl (Nordwand) sowie Autor Jan Berger (Im Weißen Rössl — Wehe du singst!) zwei Landsleute, die Romanvorlage fürs Kino umzuwandeln. Kein leichtes Unterfangen, waren zuvor bereits 17 Drehbuchfassungen abgelehnt worden. Doch letztlich hat sich die Arbeit bezahlt gemacht: Der Medicus ist ein namhaft besetztes und bildstarkes Mittelalter-Drama.

Die Geschichte handelt vom jungen Rob Cole (Tom Payne), der in jungen Jahren seine Eltern verliert. Seine Mutter stirbt an der sogenannten Seitenkrankheit, die selbst vom Bader (Stellan Skarsgård) nicht behandelt werden kann. Während des Versuchs, das Leben seiner Mutter zu retten, entdeckt Rob eine besondere Fähigkeit: Durch Handauflegen scheint sich die Zeit zu verlangsamen und Rob kann spüren, was mit dem Menschen geschieht. Er macht sich zusammen mit dem Bader auf den Weg von England ins persische Isfahan, um beim berühmten Ibn Sina (Ben Kingsley) Medizin zu studieren. Doch seine Reise birgt jede Menge Gefahren und Rob eckt bei den Persern mit seiner forschen Art an.

Bestseller-Verfilmungen sind immer ein zweischneidiges Schwert. Als Filmemacher muss man es sowohl den belesenen Zuschauern als auch denjenigen, die die Vorlage nicht kennen, recht machen. Natürlich müssen bei einem solch epischen Roman Änderungen vorgenommen werden, sonst würde der Kinobesuch wohl einen halben Tag dauern. Berger lässt deshalb einige Szenen weg, die im Buch ausführlicher gestaltet sind.

Das werden freilich nur Kenner bemerken. Doch auch die dürften sich an den opulenten Bildern, tollen Kulissen und Kostümen sowie Darstellern erfreuen. Tom Payne spielt hier seine erste große Hauptrolle. Sein Rob Cole ist einerseits ein junger Bursche, der ohne Abwägung jedes Risikos handelt und sich dadurch oft Ärger einhandelt. Auf der anderen Seite stecken in dem Jungen ungebändigter Ehrgeiz und ein großes Herz. Payne agiert motiviert und verschafft seiner Figur die nötigen Sympathien. Dagegen wirkt Ben Kingsley als Robs Vorbild Ibn Sina müde und unbeeindruckt. Deutschlands neuer Star-Export Elyas M’Barek darf als Robs Kumpel Karim ein wenig herumblödeln.

Es ist eine Erzählung über den Mut zur Veränderung, den Aufbruch veralteter Ansichten, Freundschaft und Liebe. Der Film beleuchtet zudem die religiösen Unterschiede zwischen West-Europa und dem Nahen Osten. Zur Tonalität gehören drei Ekelszenen, viel Drama, ein bisschen Sandalenaction und eine unvermeidliche Romanze zwischen Rob und einem Mädchen (Emma Rigby), das bereits einem anderen versprochen wurde. Über die meiste Zeit bleibt das Historienspektakel trotz seiner 150 Minuten abwechslungsreich, verbucht zwischenzeitlich aber auch einige Längen.

Der Medicus ist besseres Kino aus Deutschland und bringt zur Weihnachtszeit eine filmische Portion an Hoffnung, Gefühlen und Emotionen mit. Ob die wuchtigen Impressionen in der späteren Fernsehausstrahlung genauso gut funktionieren wie auf der Leinwand, darf bezweifelt werden. Dafür wird Stölzls Werk im TV demnächst als Zweiteiler auf drei Stunden ausgedehnt. Nötig wäre das allerdings nicht.
 

Der Medicus (2013)

Viele Romane, die als unverfilmbar gelten, werden trotzdem für die große Leinwand adaptiert. Peter Jackson stellte mit seiner „Herr der Ringe“-Trilogie eindrucksvoll unter Beweis, dass ein solches Vorhaben auch durchaus gelingen kann. Andere Bücher, deren Stoff wie gemacht zu sein scheint für eine Filmversion, werden dagegen nicht angerührt. So in etwa geschehen bei Noah Gordons 850 Seiten langen „Der Medicus“, der 1987 in Deutschland veröffentlicht wurde und sich hierzulande über sechs Millionen Mal verkaufte.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Rita Meyer · 20.02.2014

Der Film hat mich begeistert:
Sehr guter Inhalt, Schauspieler Tom Payne sehr gute Ausstrahlung
Die Geschichte ist sehr beeindruckend. Das Buch habe ich auch gelesen.

Anita · 06.02.2014

Ich hatte auf eine tolle Buchverfilmung gehofft und wurde bitter entäuscht!! So gut wie das Buch ist, so schlecht ist dieser Film!!!!
Das einzig schöne an diesem Film sind die Bilder ...
Nicht empfehlenswert.

Bibi · 18.01.2014

Der Film hat mir schon ganz gut gefallen, ist allerdings vom Buch sehr weit entfernt...

Francis · 12.01.2014

Na, wenn man auf bildgewaltige Historienfilme, oder auf ein opulentes Leinwanderlebnis hoffen will, ist hier bestens aufgehoben.
Wer allerdings eine gut gemachte Buchverfilmung erwartet und vom Buch damals echt gefesselt war, sollte einen Bogen um den Film machen. Schade, viel zu pompös aufgedonnert.

Mischa · 09.01.2014

Einzig die Besetzung Ben Kingsley als Ibn Sina's, wertet diesen sonst eher mittelmäßigen Film deutlich auf. Das aber in solchem Maße, dass ich ein Kinobesuch empfehlen kann.

E. aus H. · 06.01.2014

Schade, daß das Buch so verfälscht verfilmt wurde.
Wichtige Sachen fehlen.
Wo ist seine Frau?

Petra · 28.12.2013

Ein spannender Film, mit einem tollen Tom Payne und herrlichen Wüstenaufnahmen. Auch die Geschichte im Mittelalter kommt nicht zu kurz.

Laila · 26.12.2013

Schönes familienkino... Für jeden ist etwas dabei! Ist ein wunderbarer Film geworden.